Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
mittlerweile fantastische Technik, die halbwegs erschwinglich war. Ihr Problem war nur, dass sie überhaupt kein Elektronikfreak war. Ein hochgezüchteter Vierzylindermotor konnte sie begeistern, aber ein Autoradio mit der Leistung einer Konzertbeschallungsanlage oder eine elektronische Einparkhilfe brauchte sie nicht.
Selbst ihr Computer war für sie nur Mittel zum Zweck. Ihn benötigte sie für Internetrecherchen, um Emails auszutauschen, für ihre Buchhaltung. Die Computernutzung zur Zerstreuung war ihr fremd.
Aber wenn sie langfristig einen guten Job machen wollte, sollte sie sich mit der Technik anfreunden.
Einen Moment lang überlegte sie. Am Nachmittag würde sie schon nicht mehr daran denken, weil es bei ihr keinen wirklich wichtigen Stellenwert einnahm. Sie nahm kurzerhand ihr Handy, buchte sich über UMTS ins Internet ein, und schickte sich selbst eine elektronische Mail nach Hause, die sie dran erinnern würde, sich um entsprechende, neue Kataloge zu kümmern.
Um Viertel nach sieben war es endlich soweit. Seit fünfzehn Minuten hatte Sam sich auf den Eingang des Hauses konzentriert, und nun kam Herr Pranger endlich heraus. Eine Viertelstunde früher als erwartet. Der Regen hatte nicht aufgehört, sondern war noch stärker geworden. Sams Scheibenwischer arbeiteten auf der schnellsten Stufe. Nun regnete es so stark, dass es schon wieder eine Hilfe war. Herr Pranger beeilte sich, zu seinem Auto zu kommen. Ein Blick für seine Umwelt hatte er dabei nicht.
Ein Blick in den Rückspiegel zeigte Sam, dass sich von hinten ein Fahrzeug näherte. Da sie bei diesem Wetter zunächst niemanden zwischen sich und Pranger haben wollte, setzte sie den Blinker und zog soweit aus der Parklücke heraus, dass die Straße für den rückwärtigen Verkehr blockiert war. Dann wartete sie darauf, dass Pranger losfuhr. Das dauerte so lange, dass ihr Hintermann schon zweimal aufgeblendet hatte, um sie weiter zu scheuchen. Endlich setzte sich der Mercedes in Bewegung. Sam hängte sich dran und schaltete sowohl den Empfänger als auch die Radiobeleuchtung ein.
Sie dankte dem Wettergott. Während sie eigentlich eine Sonnenanbeterin war, konnte ihr für eine Verfolgung nichts Besseres passieren als dieser unerhörte Regen, der die Sicht soweit herabsetzte, dass man Fahrzeuge im Rückspiegel zwar wahrnehmen, in keinem Fall aber identifizieren konnte.
Wie Sam vermutet hatte, ging es auf die A66 in Richtung Frankfurt. Bei gutem Wetter wäre sie nun so langsam gefahren, dass eine Lücke zwischen ihr und Pranger entstand, die sicher bald wieder gefüllt worden wäre. Bei diesem Wetter konnte sie sich das sparen.
Die Fahrt wurde anstrengend, denn zahllose morgendliche Pendler verstopften die Autobahn. Tausende von Bankern, Informatikern, Telekommunikationsspezialisten und Arbeitern vieler anderer Branchen fielen jeden Tag wie die Ameisen in die Main-Metropole ein, um am Abend die Straßen in die entgegengesetzte Richtung in ein Chaos zu verwandeln. Zäh bewegte sich die Autokolonne in einem ewigen Stopp-and-go vorwärts. Irgendwann kam der Fluss ganz zum Erliegen, und ein Polizeifahrzeug passierte sie auf dem Standstreifen. Ein paar Minuten später quälte sich noch ein Abschleppwagen vorbei, dann geschah eine Weile nichts mehr. Der Verkehrsfunk meldete einen Unfall auf der A66.
Nachdem es endlich weiterging, passierten sie knapp einen Kilometer später die Unfallstelle, an der nur noch eine Spur befahrbar war. Danach ging es zügiger voran, was aber noch immer langsam war, da viele Autofahrer dem Wetter Rechung trugen und regelrecht über die Straße krochen. In Höhe des Frankfurter Spargels, einst höchster Turm Deutschlands, nahm Pranger die Ausfahrt Eschersheim/Ginnheim. Die Richtung, die er nun einschlug, war nicht mehr so stark befahren wie die Wege in die Innenstadt. Dann ging es ein Stück in Richtung Oberursel, vorbei am Niddapark, bis der schwarze Mercedes zielstrebig das Nordwestzentrum anfuhr. In dem mehrspurigen Kreisverkehr um das Einkaufszentrum hielt Sam etwas größeren Abstand. Der Mercedes zog auf die linke Spur und schickte sich an, in das Parkhaus zu fahren. Vielleicht wollte er noch etwas einkaufen? Eine kleine Überraschung für seine Freundin? Dabei würde es nicht erforderlich sein, ihm ständig auf den Fersen zu bleiben. Sollte er in Ruhe shoppen gehen. Sam blieb auf einer der äußeren Spuren und drehte eine Ehrenrunde auf dem großen Kreisel. Dann begab auch sie sich in das Parkhaus. Langsam fuhr sie es der
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