Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Sprachtools?“
„Natürlich kenne ich die, aber die Übersetzungen sind grammatikalisch nicht perfekt.“
„Ist doch egal, es geht doch nur um den Inhalt, oder?“
„Der Anzeigeninhalt interessiert mich kaum, er wird nicht sehr aufschlussreich sein. Eine südamerikanische Frau sucht einen deutschen Mann. Die Details sind mir im Moment noch nicht so wichtig. Was ich brauche ist jemand, der mir etwas vom Deutschen ins Portugiesische übersetzt.“
Nika sah sie zunächst fragend an und runzelte die Stirn, dann schien es ihr zu dämmern: „Du willst eine eigene Anzeige aufgeben!“
„Exakt“, bestätigte Sam. „Wir haben zwei tote Frauen, und beide haben in diesem Forum inseriert. Ich fresse einen Besen, wenn es da keinen Zusammenhang gibt.“
„Aber Gina ist doch verunglückt, oder?“
„Letztendlich schon, aber wissen wir, warum sie aus dem Wald gekommen ist? Außerdem sollte es bei Deborah auch aussehen wie ein Unfall.“
„Hm.“ Nika schien nicht überzeugt zu sein.
„Ich glaube nicht an Zufälle“, beharrte Sam. „Hier stimmt etwas nicht, da bin ich mir ganz sicher.“
„Wenn du meinst.“ Die Studentin zuckte mit den Schultern und schlug dann vor: „Ich könnte Pablo anrufen.“
„Wer ist Pablo?“
„Ein Kommilitone. Seine Mutter ist Italienerin, sein Vater Portugiese. Er kann für dich den Übersetzer spielen.“
„Das wäre toll. Meinst du, er macht das?“
„Wenn nicht, rede ich zwei Wochen nichts mit ihm.“ Als sei das Erklärung genug, lächelte das Mädchen Sam an.
Die überlegte kurz und antwortete: „Er ist in dich verknallt.“
Jetzt strahlte Nika regelrecht. „Genau. Er meint zwar, ich sei eine Zicke, aber er liebt mich und tut alles, was ich will.“
„Ist er nett?“, fragte Sam neugierig.
Nika seufzte theatralisch. „Ja, zu nett. Nett ist langweilig. Ich kann mit ihm nichts anfangen.“ Sie hielt kurz inne, und korrigierte sich dann schulterzuckend: „Außer ihn auszunutzen.“
„Dann solltest du das jetzt tun und ihn anrufen.“
Nika nickte. „Schreibe du solange den Text auf, den du übersetzt haben möchtest.“
Zwanzig Minuten später hatte Sam eine E-Mail in ihrer Mailbox mit der Übersetzung. Pablo war, wie Nika angekündigt hatte, überglücklich gewesen, etwas für seine Angebetete tun zu können.
„Jetzt brauchst du noch ein Bild“, stellte Nika fest. „Dafür kannst du aber nicht deins nehmen, du siehst viel zu wenig südländisch aus.“
„Das ist das kleinste Problem, ich leihe mir einfach eins.“
Sam öffnete ihren Internetbrowser und googelte nach Erotikseiten mit brasilianischen Frauen. Sie klickte ein paar davon an, bis sie eine Seite gefunden hatte, die kostenlos war und auch keinen Alterscheck erforderte. Dann suchte sie sich das Bild einer hübschen Frau und speicherte es auf ihrer Festplatte. Als nächstes öffnete sie die Datei mit einem Bildbearbeitungsprogramm und beschnitt die Ränder, sodass am Ende nur noch das Gesicht übrig blieb. Damit erstellte sie die Anzeige in dem Forum. Wie auch Deborah und Gina fügte sie einen Satz in gebrochenem Deutsch hinzu, der eine hübsche und jünger aussehende Frau versprach. Zuvor hatte sie sich bei mail.com eine Fake-Email-Adresse angelegt, die sie für die Anmeldung benutzte.
„Und du glaubst, dass sich der Mörder jetzt mit dir in Verbindung setzen wird?“, fragte Nika.
„Ich habe keine Ahnung, aber immerhin besteht die Möglichkeit. Das heißt natürlich nicht, dass ich mich jetzt ausruhen kann. Bei beiden Frauen hat es einige Monate vom Aufgeben der Anzeige bis zu ihrem Tod gedauert. Wenn ich Pech habe, meldet sich nie jemand. In jedem Fall war es wichtig, das Kontaktprofil der anderen Frau zu finden. Das gibt mir die Sicherheit, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen ihr und Deborah geben muss.“
Nika gähnte. „Was hältst du davon, wenn wir bald ins Bett gehen? Ich bin hundemüde.“
„Das ist eine gute Idee. Dann kann ich morgen sehr früh aufstehen und den Tag nutzen. Was heißt überhaupt wir? Du schläfst auf der Couch.“
„Ja, ja“, erwiderte Nika nur. „Ich gehe schnell duschen, wenn das für dich okay ist.“
„Klar.“
Das Mädchen war bereits im Begriff, das Büro zu verlassen, als Sam sie noch einmal rief. Nika drehte sich herum und sah die Detektivin fragend an.
„Danke, dass du mir geholfen hast“, sagte Sam ernst. Alleine hätte sie doppelt solange für die Aktion gebraucht.
„Kein Problem.“
Eine halbe Stunde später waren sie beide
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