Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Abend dauert, würde ich vorschlagen, dass ich mir ein paar Klamotten mitbringe und die Nacht über wieder hier bleibe.“
„Du schläfst auf der Couch!“, rutschte es Sam heraus, noch bevor sie nachgedacht hatte.
„Ja klar“, antwortete Nika, keineswegs überzeugt, und stand auf. „Kann ich dich mit der Küche alleine lassen?“
„Wenn du meine Haussklavin werden willst, dann nicht“, maulte Sam.
„Zum Glück will ich nur deine Geliebte werden, also bis gleich.“ Schon verschwand sie aus der Küche, und Sam blickte ihr nach.
„Geliebte ohne Sklavenstatus gibt es bei mir nicht!“, rief Sam ihr hinterher. Kurz darauf hörte sie die Tür zufallen.
25 | Suche
Sam schmerzte das Kreuz. Schreibtischarbeit war eindeutig nicht ihr Ding. Seit sechs Stunden saß sie nun am Computer, für Nika waren es zwei Stunden weniger. Die junge Studentin hatte zunächst eine halbe Ewigkeit damit verbringen müssen, ihren Laptop so einzurichten, dass ihr Internetzugang bei Sam funktionierte.
„Ich glaube, es hat keinen Zweck“, meinte Nika seufzend. „Dieses Forum hat mehr als zwanzigtausend Mitglieder. Selbst bei einer Suche nach Geschlecht, Postleitzahlenbereich und einem Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig bleiben noch Tausende übrig. Bis wir uns davon jedes Bild angesehen haben, vergehen doch Jahre.“
„Ich habe dich nicht gezwungen, mir zu helfen“, antwortete Sam schroff. Aufgeben kam für sie nicht in Frage.
„Ich meinte ja nur.“
Der Zeitungsartikel lag auf dem Schreibtisch zwischen ihnen, und abwechselnd hatten sie ihn immer wieder zur Hand genommen, um das Bild genauer zu betrachten. Das eine oder andere Mal hatten sie Ähnlichkeiten entdeckt, die sich aber bei genauerem Hinsehen als trügerisch erwiesen hatten.
„Ich mache uns frischen Kaffee“, eröffnete Nika und stand auf.
„Klar, dafür habe ich ja eine Sklavin“, gab Sam zurück.
„Ich bin nicht deine Sklavin“, maulte Nika. „Weißt du, dass du ganz schön damit nervst?“ Sie verschwand aus dem Büro.
Vielleicht sollte Sam wirklich damit aufhören. Immerhin hegte das Mädchen offenbar Gefühle für sie. Irgendwann musste sie sich ausgiebig Gedanken darum machen, wie sie mit Nika umgehen sollte. Jetzt stand zunächst im Vordergrund, Jans Unschuld zu beweisen.
Drei weitere Stunden und viele Kaffeetassen später saßen sie noch immer an ihren Tastaturen. Die Gespräche waren komplett eingeschlafen, und die beiden Frauen waren kurz davor, es auch zu tun. Mit der Konzentration war es nicht mehr weit her, und Sam überlegte, ob sie für heute aufhören sollten. Dann zerbrach Nikas Flüstern die Stille: „Samantha, schau!“
Alleine an Nikas Stimmlage erkannte Sam sofort, dass es diesmal mehr als nur eine leichte Ähnlichkeit sein musste. Sie spürte, wie sich auf ihren Schultern und ihrem Rücken eine Gänsehaut ausbreitete, die dann langsam an ihren Armen hinabwanderte. Mit ihrem rollenbewehrten Bürostuhl schob sie sich zu Nikas Arbeitsplatz und starrte auf das Display. Die Gänsehaut verstärkte sich, und rann erneut über ihren Rücken. Kein Zweifel, das war sie. Im Gegensatz zum Bild in der Zeitung lächelte die Frau hier.
Sam konnte ihren Erfolg kaum fassen, denn ihr Unterbewusstsein hatte – ebenso wie Nika – schon fast aufgegeben. Nur ihre Sturheit hatte sie noch beflügelt weiter zu machen, wie so oft schon in ihrem Leben. Von der Freude über den Fund getrieben, umarmte sie ihre Mitstreiterin spontan und küsste sie auf die Stirn.
„Du hast sie gefunden!“, rief sie, und strahlte Nika an.
„Und du hast meine Stirn mit meinem Mund verwechselt“, konterte Nika.
Obwohl sie auf solche Dinge eigentlich gar nicht eingehen wollte, konnte Sam es nicht verhindern, dass sie lachte.
„Blödmann“, sagte sie schmunzelnd, und drehte sich wieder zum Laptop. Die Frau hieß offenbar Gina. Wie Deborahs Profil war der überwiegende Teil der Beschreibung in Portugiesisch gehalten, aber es gab ebenfalls einen deutschen Satz: „Brasilien frau suchen deutsch mann, haben hubsch körper 37 jahre junger aussehen.“
Sam sah sich die Details von dem Profil an. Es war am sechzehnten Januar diesen Jahres angelegt worden. Das letzte Mal hatte sich Gina am ersten April eingeloggt. Mehr war ohne Sprachkenntnisse nicht festzustellen. „Ich brauche jemanden, der der portugiesischen Sprache mächtig ist“, bemerkte Sam.
„Du kannst es in die Übersetzungsmaschine von Google eingeben. Kennst du nicht die
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