Spiel der Angst (German Edition)
verschmitzten Lächeln, während er sich die Hände an der Hose abtrocknete …
… Ryan.
11
Er kam auf Emily zu und grinste. Dann begrüßte er sie mit einem Kuss. »Du hast es doch früher geschafft, wie schön.«
»Ryan«, legte Emily los, »pass auf, du warst eben –«
»Was ist denn los? Du bist ja total aufgewühlt.« Ryan sah sie besorgt an.
»Komm mit!«
Sie zog ihn einige Meter von der Gruppe weg, um in Ruhe mit ihm sprechen zu können.
»Wieso bist du die ganze Zeit nicht ans Handy gegangen? Und warum hast du nicht auf mich gewartet, wir wollten doch zusammen hierhergehen?«, wollte Emily wissen.
Ryan zog sein Handy hervor und schaute mit belämmertem Blick auf das Display.
»Oh, es ist lautlos.« Er zuckte die Schultern. »War vorhin noch kurz in der Bibliothek. Da habe ich es wahrscheinlich stumm geschaltet.«
Emily blickte ihn eine Weile an. Das mit dem Handy klang plausibel. Auch wenn es sie ärgerte, dass Ryan den Ton nach dem Besuch der Bibliothek nicht sofort wieder angeschaltet hatte und so tat, als sei es nicht so wichtig, für seine Freundin erreichbar zu sein. Und man schaute doch von Zeit zu Zeit auch mal auf sein Handy. Da musste er gesehen haben, dass Emily angerufen hatte, oder nicht? Vor allem, weil sie verabredet gewesen waren.
»Aber wir wollten doch zusammen hierhingehen?«
»Ja, aber du hast mir doch bei Facebook geschrieben, dass ich schon vorgehen soll und du erst später nachkommen kannst, weil du noch wegen einer Hausarbeit mit deinem Professor sprechen musst.« Jetzt schaute er sie entrüstet an.
»Ich dir bei Facebook geschrieben?«
Ryan drückte auf sein Smartphone. »Kann ich dir zeigen!«
Sie sollte etwas geschrieben haben? Wie kam Ryan darauf?
»Nein, ist egal«, erwiderte Emily. Und sie merkte, wie ihr das Grauen den Rücken hinaufkroch. Denn wenn sie nichts geschrieben, Ryan aber etwas gelesen hatte, dann hatte sich vielleicht jemand in ihren Facebookaccount gehackt und in ihrem Namen Mails verschickt.
»Jetzt«, sagte Emily und schaute ihn mit festem Blick an. »Jetzt musst du ganz ehrlich zu mir sein!«
»Womit?« Sie sah, wie er blass wurde. »Wegen Facebook?«
»Nein! War das deine bescheuerte Idee mit der Kleiderpuppe in unserer Wohnung?«
Er blickte sie so verständnislos an. »Welche Kleiderpuppe?«, fragte er verdutzt.
Er war es also nicht gewesen. Doch die Alternative war umso furchterregender. Dass sich irgendjemand anders diesen Scherz erlaubt hatte, vielleicht sogar der, der sich schon vor einem Jahr in London ähnliche Scherze mit Emily überlegt hatte.
»In unserer Wohnung«, begann Emily, »stand eine Kleiderpuppe. Mit deinen Klamotten!«
Er hob die Augenbrauen.
»Und in der Hand hielt die Puppe diesen Brief. Hier!«
Sie zeigte Ryan den Brief, den er mit immer sorgenvollerer Miene las.
ER IST WEG. ABER ICH BIN ZURÜCK!
WILLKOMMEN, EMILY, IM SPIEL DER ANGST.
Er las den Inhalt leise vor und schaute Emily schockiert an.
ER IST WEG. ABER ICH BIN ZURÜCK.
» Er …«, begann er. »Soll ich das sein?«
»Wer sonst?«, fragte Emily. »Da war diese Kleiderpuppe. Mit deinen Klamotten. Und in der Hand hielt diese Puppe diesen Brief!«
Sie sah, wie Ryan allmählich kalkweiß wurde. Endlich hatte er es geschnallt.
»Was soll das bedeuten?«, wollte er nun wissen. »Heißt das, dass der Irre, der …«
»Ich habe keine Ahnung. Ich fürchte nur …«
»Du fürchtest was?«
Emily wollte gar nicht sagen, was sie fürchtete.
»Spiel der Angst«, sagte er dann. »In London nannte er es …«
»Spiel des Lebens«, vollendete Emily flüsternd seinen Satz. Diese drei Wörter würde sie für den Rest ihres Lebens wie einen Mühlstein um den Hals tragen.
Ryan ließ den Zettel sinken.
»Die Kleiderpuppe hatte diesen Zettel in der Hand?«
Emily nickte. Sie hatte ihm zwar schon alles erklärt, aber manchmal musste man mehrfach fragen, bis man eine Wahrheit akzeptierte. Besonders, wenn dies eine so unerfreuliche und beängstigende Wahrheit war. Nämlich dass der Psychopath, der ihnen das Leben zur Hölle gemacht hatte, höchstwahrscheinlich noch am Leben war. Dass er nicht tot war.
Sie atmete tief durch. Das half ihr, sich ein wenig zu beruhigen.
»Ich dachte …«, begann sie.
»Du dachtest was?«
»Ich dachte, du seist …« Es fiel ihr schwer, den Satz zu beenden, weil er so furchtbar war. »Ich dachte, du seist entführt worden. Er hat so getan, als hätte er dich entführt«, sagte Emily und blickte Ryan an.
Und sie sah an seinen
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