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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Ecken des riesigen Wohnzimmers hervor wie aus den Enden eines Hexagramms und bewegten sich auf die drei Leibwächter zu. Sie kamen, die jahrzehntelang dafür trainiert hatten, stundenlang bewegungslos an einem Ort zu verharren und dann blitzschnell zuzuschlagen. Die, denen er dafür viel Geld gezahlt hatte.
    Ihr eben noch höhnisches, diabolisches Grinsen war verschwunden, hatte sich in eine Maske des Entsetzens gewandelt.
    Er fixierte sie. Sicherlich dachte sie an die Maxime, die ihr Mann ihr beigebracht hatte. Auch wenn sie beide nicht danach gelebt hatten: Ein Fehler kann in unserem Geschäft tödlich sein.
    Ein einziger Fehler reichte …
    Zum Beispiel, einen Gegner nicht ernst zu nehmen und sich selbst zu überschätzen.
    Die sechs Schatten bewegten sich mit langsamen Schritten vorwärts und umkreisten die drei Leibwächter wie eine Feuerwand, aus der es kein Entkommen gab. Sie waren loyal, und sie waren tödlich. Das reichte.
    Auch in den Augen der Leibwächter war das selbstsichere, höhnische Grinsen blankem Entsetzen gewichen.
    Manchmal war man schon tot, obwohl man noch lebte.
    »Macht sie fertig«, sagte er tonlos und trat zurück. »Alle.« Sein Lächeln war verschwunden. »Und seht zu, dass die Leichen verschwinden.«

13
    Sonntag am frühen Morgen, 1:35 Uhr. Inspector Raymond Carter lag zufrieden schlafend im Bett.
    Er ahnte nicht, dass er noch genau zehn Sekunden hatte, bis etwas seinen Schlaf unterbrechen würde. Die rote Sendediode seines Blackberrys, der neben ihm auf dem Nachttisch lag, blinkte bereits in lauernder Vorfreude …
    10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 …
    Carter wachte sofort auf. Er hatte zwar etwas getrunken, doch wenn er zu diesem Zeitpunkt dieses Geräusch hörte, wusste er, dass irgendetwas passiert war. Irgendetwas, das keinen Aufschub duldete.
    Er griff nach dem Gerät.
    »Carter.« Seine Stimme klang, als hätte er mit Eisenspänen gegurgelt.
    »Inspector Carter, hier ist Emily Waters«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Erinnern Sie sich noch an mich?«
    In einer Sekunde auf die andere war er hellwach. Und ob er sie noch kannte.
    »Was ist denn so wichtig, dass Sie mich jetzt –«, begann er.
    »Jonathan Harker«, sagte Emily. »Sagt Ihnen der Name noch etwas?«
    Sie hörte ihn am anderen Ende der Leitung gähnen. »Das war doch der, der Sie im letzten Jahr gejagt hat und dann …« Er hielt einen Moment inne. »Sind Sie nicht nach New York gezogen?«
    »Ja«, antwortete Emily. »Bin ich. Kurz danach.« Sie machte eine Pause.
    »Hoffe, es gefällt Ihnen in New York. Sie haben wahrscheinlich schon mal was von Zeitverschiebung gehört, hier ist es nämlich …« Er schien Anstalten zu machen, das Gespräch zu beenden.
    »Moment«, unterbrach Emily ihn rasch. »Dieser Irre, dieser Jonathan Harker …« Sie suchte nach Worten, weil sie es selbst nicht glauben konnte. »Ich fürchte, er lebt noch.«
    »Er tut was?« Jetzt schien Carter wirklich bei der Sache zu sein. »Ms Waters«, sagte er dann, »er ist von einer U-Bahn überfahren worden. Er ist tot! Wir haben die Leiche gesehen. Wir haben sogar seine DNA geprüft. Der Kerl ist mausetot.«
    Emily schaute Hilfe suchend Ryan an. Sie wollte es auch gerne glauben, dass dieser Irre tot war. Doch was war das dann für ein dummer Scherz mit der Puppe? Das sah doch ganz klar nach Jonathan aus. Konnte es sein?
    »Wieso glauben Sie, dass er noch lebt?«, fragte der Inspector dann.
    Emily erzählte ihm mit knappen Worten, was geschehen war.
    »Und Sie glauben, das soll er gewesen sein?« Carter schien das nicht ganz zu glauben. »Das kann doch jeder gemacht haben. Und Sie sind in New York. Erstens ist er tot, und außerdem, warum sollte jemand in New York …«
    »Weil er komplett wahnsinnig ist. Das wissen Sie so gut wie ich.«
    Sie hörte, wie Carter sich am Kopf kratzte. »Ja, das ist er in der Tat. Oder besser gesagt, das war er.«
    »Können Sie das mit der DNA noch einmal prüfen?«, fragte Emily. »Bitte?«
    Carter atmete hörbar aus. »Okay, ich kläre das morgen mit der Rechtsmedizin, aber die werden uns nur sagen, was wir eh schon wissen. Dass es Jonathan Harker ist und dass er tot ist.«
    »Ich wäre Ihnen trotzdem sehr dankbar.«
    »Geht schon klar«, sagte Carter. »Und grüßen Sie Ihren Freund.«
    »Mache ich. Danke.« Sie legte auf.
    »Schöne Grüße von Carter«, sagte Emily.
    Ryan streckte ihr die Zunge heraus. Nachdem Carter Ryan in London kurzzeitig festgenommen hatte, weil er glaubte, Ryan sei der Irre, mochte er ihn

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