Spiel der Angst (German Edition)
noch Freedom Tower genannt wurde –, der der Nachfolger für das am 11. September 2001 zerstörte World Trade Center war. Gedämpft wie durch einen Wattebausch klang von unten der Lärm des Verkehrs, das Aufheulen der Motoren und das Hupen der Autos, zu ihm nach oben.
Er stand ihr gegenüber.
Ihr, die sein Leben zur Hölle gemacht hatte.
Die Rache an ihr war eigentlich nur Nebensache.
Doch jetzt, wo er hier war, konnte er es auch erledigen.
Und seiner kleinen Emily zeigen, zu was er in der Lage sein würde.
Emily würde es sehen. Und sie sollte es sehen.
Einfach war es nicht gewesen, zu ihr vorzudringen. Sie hatte sich versteckt, eine falsche Identität angenommen, Papiere gefälscht. Doch in der heutigen digitalen Welt gab es keine Geheimnisse mehr. Keine Auswege. Und keine Verstecke. Technologie kann tödlich sein.
Sie stand dort vor ihm. Trotzdem schien sie sich nicht so zu fürchten, wie sie sich fürchten sollte.
Was sicherlich an den drei kleiderschrankartigen Männern lag, die neben ihr standen und bei denen niemand wusste, was für Waffen sie im nächsten Moment aus der Tasche zaubern würden. Leibwächter, die sie sich angeschafft hatte.
»Ich warne dich«, sagte sie und wich einen Schritt zurück. »Eine falsche Bewegung und du bist tot.«
»Langfristig gesehen«, erwiderte er, »sind wir alle tot. Die Frage ist nur, wann und wie wir sterben.«
»Lass uns das kurz und schmerzlos lösen«, fuhr sie fort und versuchte, wie die Mutter zu klingen, die sie nie gewesen war. »Wir tun einfach so, als wären wir uns nie begegnet.«
»Und was sollte das bringen?«, fragte er.
»Dass du hier lebend herauskommst«, antwortete sie, »das sollte das bringen.« Sie schaute ihn an wie damals, als sie ihn immer in die Besenkammer gesperrt hatte.
»Ansonsten …«
»Ansonsten was?«
»Ansonsten werde ich den Sicherheitsdienst anrufen. Die werden dich festnehmen. Und damit du nicht wegläufst, werden meine drei Freunde hier dich festhalten.« Sie funkelte ihn an. »Dann wanderst du in den Knast. Und dann ist deine selbstherrliche Mordparade vorbei, du mieser kleiner Wichtigtuer.«
»Nur zu«, sagte er. »Ruf den Sicherheitsdienst!«
Sie blickte ihn einen Moment lang verstört an.
»Ich …« Sie ergriff ihr Handy. »Gut, du hast es nicht anders gewollt.« Sie ging noch einen Schritt zurück, während die drei Gorillas sich schützend vor sie stellten. Dann tippte sie eine Nummer ein.
Es klingelte.
Laut und deutlich.
Doch das Klingeln kam aus seiner Tasche!
Er hob das Handy in die Höhe.
»Soll ich rangehen?«, fragte er und grinste.
Ihr Gesicht wurde dunkel vor Bosheit. Die drei Gorillas schauten sich unsicher an.
»Schön, was du so alles kannst, mein kleiner, hochbegabter Wichser«, sagte sie schließlich, steckte das Handy ein und fixierte ihn, während sie zurücktrat und die drei Gorillas nach vorn rückten. »Egal, wo du jetzt das Handy vom Sicherheitsdienst herhast, egal, ob du dich mir haushoch überlegen fühlst. Du hast einen riesigen Fehler gemacht. Du hast in deiner Selbstüberschätzung die Gesetze der Mathematik vergessen.«
Die drei näherten sich ihm, der sie aufmerksam betrachtete, aber keine Anstalten machte, zu fliehen oder zu reagieren. Er blickte nur in die dunklen Ecken des riesigen Penthouses, in die das Mondlicht und der Schein der umliegenden Wolkenkratzer hineindrangen. Manchmal, wenn man in die Dunkelheit schaute, glaubte man, dunkle Schatten würden sich darin bewegen. Meist war das jedoch eine Einbildung …
»Denn«, sagte sie und grinste in Vorfreude auf das, was jetzt kommen würde, »dein arithmetisches Verständnis scheint genau so schwach ausgeprägt zu sein wie dein Selbsterhaltungstrieb. Wir sind drei zu eins. Genau genommen vier zu eins.«
Die drei Kerle bewegten sich weiter langsam auf ihn zu, und er tat noch immer so, als würde ihn das alles nichts angehen, starrte weiter in die dunklen Ecken des Penthouses, die Ecken und Winkel, die so dunkel wirkten, dass man nicht hineinblicken konnte, die Ecken, wo sich die Schatten bewegten …
Sein anfänglich nur angedeutetes Lächeln verbreiterte sich, und er grinste genauso diabolisch zurück, wie sie ihn angegrinst hatte.
»Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf, »ihr seid drei zu sechs.« Er grinste diabolisch. »Genau genommen vier zu sieben. Aber ich habe nicht vor, mir die Hände schmutzig zu machen.«
Er trat zurück.
Heute Nacht waren die Schatten lebendig. Sechs schwarze Gestalten kamen aus den
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