Spiel der Angst (German Edition)
Lebens war beendet. Der Irre hatte mit einem neuen Spiel begonnen.
Jetzt gab es keine Ausflüchte mehr.
Sie musste Carter anrufen.
* * *
Er beobachtete sie durch sein Fernglas, zusammen mit Ryan, ihrem irischen Märchenprinzen. Sie standen vor dem Eingang des Zoos.
Gut, dachte er, sie hat den Auftrag erfüllt, und das sogar ziemlich schnell. Aber leider nicht schnell genug. Allzu stark nachgelassen hat sie nicht in dem einen Jahr. Aber viel besser ist sie auch nicht geworden. Schauen wir mal, was für Aufträge wir noch für sie auf Lager haben. Babylon ist groß, und bevor es fällt, wird es für unsere Emily noch viele schöne Überraschungen parat haben.
Er nahm das Fernglas von den Augen, steckte das Handy in die Tasche und stieg in ein Taxi Richtung Süden.
20
Emily war verzweifelt. Sie erklärte Carter nun schon zum dritten Mal die ganze Geschichte. Der schien erst langsam wach zu werden und zu begreifen. In London war es erst kurz vor sieben Uhr morgens.
»Er muss es sein«, wiederholte sie zum vierten Mal. »Er stellt mir ähnliche Rätsel. Dann diese Jagden. Und er hat Mary Barnville ermordet. Ich habe das Bild gesehen. Von ihrer Leiche.«
Sie hörte, wie Carter sich am anderen Ende der Leitung räusperte.
»Weiß die New Yorker Polizei schon davon?«
»Sie muss davon wissen, wenn sie nicht ganz blöd ist«, schnappte Emily. »Ich habe im Internet nachgeschaut, das Bild ist bereits in verschiedenen Zeitungen. Dieser Irre wollte mit seiner Tat die ganze Stadt schockieren.«
Ryan stand bei ihr und sah sie aufmerksam an.
»Na ja, in New York nicht so einfach«, murmelte Carter, »die sind einiges gewohnt.«
»Aber nicht das, was dieser Irre macht!«
»Was heißt, dieser Irre?« Carter schien sie nicht verstehen zu wollen. »Das ist New York! Da gibt es eine Menge Irre. Auch wenn die mit der Zero-Tolerance-Politik aufgeräumt haben, gibt es da immer noch –«
»Nein!« schrie Emily fast. »Es ist Jonathan!«
»Ms Waters«, sagte Carter nun in beschwörendem Tonfall, wie ein Psychologe, »wir haben doch die DNA von diesem Jonathan Harker analysiert«, beteuerte Carter. »Er ist ganz sicher tot. Von einer U-Bahn zerstückelt. So tot, wie man nur sein kann! Der steht nie wieder auf. Und er könnte auch gar nicht laufen. Ohne Beine!«
»Sehr witzig«, sagte Emily. »Was haben Sie denn für Beweise, dass er es nicht ist?«
»Wir haben die DNA der Leiche mit Vergleichsproben abgeglichen«, fuhr Carter fort. »Die haben wir aus der Wohnung von Jonathan genommen. Von der Haarbürste, dem Rasierer und der Zahnbürste. Wie man das halt macht.«
Emily blickte aus dem Fenster ihrer Wohnung auf den Riverside Park und den Hudson River, der träge und beschaulich gen Süden floss.
»Die DNA, die wir in der Wohnung von Jonathan Harker gefunden haben, war absolut identisch mit der von der Leiche.« Carter schien sich richtig zu bemühen, Emily überzeugen zu wollen. »Die Chance, dass es da Verwechslungen gibt, liegt bei null.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte Emily. »Haben wir es hier mit einem Phantom zu tun? Und überhaupt: Ist es nicht etwas viel Zufall, dass es nun gerade Mary Barnville erwischt? Die, an der Jonathan sich höchstwahrscheinlich ohnehin noch rächen wollte? Und deren Lebensgefährten er letztes Jahr in London umgelegt hat?«
»Vielleicht«, erwiderte Carter. Offenbar war endlich der Groschen gefallen. »Ich werde mit den Kollegen in New York sprechen, damit die ein Auge auf Sie haben. Denn Sie haben recht.« Er zögerte einen Moment. »Von der Herangehensweise klingt das sehr nach ihm.« Er machte eine Pause. »Haben Sie was zu schreiben?«
»Ja.«
»Dann sollten Sie mit Detective Robert Jones vom New York Police Department Kontakt aufnehmen. Und sagen Sie ihm auch, dass Sie ein Bild von dieser Leiche, dieser Mary, bekommen haben. Ich kenne ihn, und wenn ich ihn vorher anrufe, wird das schneller gehen. Bringen Sie ihm das Foto mit. Und halten sie mich auf dem Laufenden. Mary Barnville ist schließlich britische Staatsbürgerin.«
»Mach ich«, sagte Emily.
Er diktierte ihr die Nummer von Detective Jones.
Sie beendete das Gespräch und blickte Ryan an.
»Das ist doch einfach unglaublich«, regte sie sich auf. »Ein Jahr ist vergangen, und jetzt geht es von vorne los. Wahrscheinlich läuft das jetzt so bis zu meinem Geburtstag und dann wird er wahrscheinlich …«
Ryan nahm sie in den Arm. »Das weißt du doch gar nicht«, versuchte er sie zu beruhigen. »Vielleicht ist es
Weitere Kostenlose Bücher