Spiel der Angst (German Edition)
wirklich ein Trittbrettfahrer. Und er hat uns ja nichts getan. Er hat uns nur diese SMS geschrieben und einmal durch die Stadt gejagt.«
»Und das willst du jetzt jeden Tag haben?«, fragte Emily. »Dass uns irgendein Geisteskranker anruft und SMS schickt und wir dann machen müssen, was der will? Ist das deine Traumvorstellung von einem Studium in New York?«
Ryan schaute betreten drein. »Natürlich nicht«, gab er zu. »Hast du schon mit deinen Eltern gesprochen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie sah das sorgenvolle Gesicht ihrer Mutter bereits vor sich. »Die würden mich doch sofort nach London zurückholen. Und würde das etwas ändern? Nein! Der Irre würde bestimmt sofort hinterherkommen. Er ist … er ist wie die Pest.« Sie merkte, wie Tränen ihre Augen füllten. »Er ist überall, und nirgends ist man vor ihm sicher.«
21
Er hatte das Gespräch zwischen Emily und Carter abgehört.
Sie hatten also die DNA -Profile abgeglichen. So, so. Von der Leiche und von der Haarbürste, der Zahnbürste und dem Rasierer in seiner Wohnung. Tüchtig.
Das hatten sie gut gemacht. Bravo und hurra!
Was würde man als Bürger nur tun, ohne diese schlauen und fleißigen Polizisten von Scotland Yard?
Dumm nur, wenn die Haarbürste, die Zahnbürste und der Rasierer gar nicht von Jonathan Harker sind, sondern von Bill.
Armer Bill, dachte Jonathan.
Als ich ihn gebeten habe, mir seine Toilettenartikel zu geben, hat er noch nicht gewusst, dass er damit sein eigenes Todesurteil unterschrieben hat.
Das Leben ist halt nicht immer gerecht.
Nur der Tod kommt für jeden.
Für manche früher, für manche später.
Und für unsere kleine Miss Waters oder ihren Freund vielleicht eher früher als später.
22
Sie waren zur Polizei gegangen, so wie es Carter ihnen empfohlen hatte. Im New York Police Department, auch genannt NYPD, hatten sie Detective Jones das Bild gezeigt. Die Kollegen hatten herausgefunden, wo das Bild mit der Leiche aufgenommen worden war. In der Nähe des Woolworth Building in Süd-Manhattan.
Für die Polizei war das Bild offenbar nichts Neues. Die Kollegen ermittelten bereits, und die Bilder, die irgendwie an die Presse gelangt waren, hatten ihre Schockwirkung nicht verfehlt. Auch wenn sich in New York einiges schneller drehte und bewegte als in anderen Städten und sich die Menschen ebenso schnell wieder beruhigten, wie sie sich aufregten.
»Sie kennen diese Dame?«, hatte der Detective gefragt, der sich als Detective Jones vorgestellt und gleich hinterhergeschoben hatte: »Aber Sie können mich Robert nennen. Oder ganz einfach Bob.«
Emily hatte ihm einen Teil der Geschichte erzählt. Ein wenig wusste Jones offenbar schon von Carter, mit dem er vorher telefoniert hatte. Ob sie sich bedroht fühlen würde, hatte Jones gefragt. Und dann hatte er ihr geraten, sich sofort zu melden, wenn etwas Ähnliches wieder passieren würde. Vorher wollte er aber mit Carter telefonieren, um sich über den aktuellen Stand des Falls zu informieren.
Doch in einem Punkt biss Emily auch hier auf Granit, dass derjenige, der sie belästigte, auch der sein sollte, der Mary Barnville umgebracht hatte, das wollte auch hier keiner wahrhaben. Und Emily wusste schon, warum sie sich erst so gesträubt hatte, zur Polizei zu gehen. Vielleicht war der Zusammenhang für einen Polizisten in New York ja wirklich nicht zu sehen? Vielleicht musste Carter erst dabei helfen, dass seine New Yorker Kollegen den Zusammenhang sahen, denn er hatte den Irren ja in London selbst erlebt.
Vielleicht aber waren Bob und seine Jungs einfach nur faul und wollten nicht noch mehr Arbeit, als sie ohnehin schon hatten.
»Da können wir nichts machen«, sagte Jones, als Emily ihn noch einmal auf die fingierte Entführung von Ryan angesprochen hatte.
Das, was Jonathan oder wer auch immer mit der Kleiderpuppe in ihrem Zimmer gemacht habe, sagte er, sei leider nicht strafbar, es sei eher das, was man »groben Unfug« nennt. Allenfalls Hausfriedensbruch. Emily sollte doch überlegen, ob sie nicht die Schlösser auswechseln lassen solle, wenn Unbefugte einfach so in ihre Wohnung eindringen würden.
»Was ist mit Stalking?«, hatte Emily verzweifelt gefragt. Irgendwie musste doch diesem Jonathan beizukommen sein, wenn sie nicht schon wieder ihre Eltern anrufen wollte und sich dann entweder in Gesellschaft von irgendwelchen Leibwächtern oder gleich im Flugzeug zurück nach London wiederfinden würde.
»Nein«, hatte Jones widersprochen. »Gegen Stalking
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