Spiel der Angst (German Edition)
Backen auf und atmete aus. Sie hatte ihn vorhin kaum davon abhalten können,in die Wohnung zu stürmen. Der Irre wäre sicher ohne Weiteres in der Lage gewesen, die Bombe sofort zu zünden.
»Der erste Johannes, den ich kenne, ist entweder Johannes der Täufer oder Johannes der Evangelist.«
»Also eine Kirche?«
»Vielleicht.«
Emily sprang auf und klickte sich an ihrem Laptop durch die Google-Einträge.
»Aber es gibt doch bestimmt Dutzende von Johannes-Kirchen in New York«, sagte sie. »St. John the Baptist, St. John on the Hill, St. John was auch immer.« Es war zum Ausrasten.
»Großer Johannes«, meinte Ryan. »Vielleicht ist diese Kirche besonders groß.«
Emily nickte. »Und er hat die Story ja mit dem Turm von Babel eingeleitet. Der dürfte auch nicht allzu klein gewesen sein.«
Sie sprang auf und rannte zu einem der Regale. Dort holte sie ein Buch mit den Kirchen New Yorks hervor. »Vielleicht haben wir ja hier eine Übersicht, was die Größe angeht.«
»Trinity Church«, murmelte sie. »Die steht an der Wall Street. Und heißt auch ganz anders. Die wird es nicht sein. Grace Church, besonders bekannt für ihre präraffaelitischen Fenster, was auch immer das sein mag, dann, ah, hier …« Sie hielt einen Moment inne. »St. John the Baptist Church. Johannes der Täufer. Liegt am Herald Square. Hier steht: Die kleine katholische Kirche wirkt im Herzen des Fur District fast verloren .« Sie schaute Ryan enttäuscht an. »Das klingt nicht nach großem Johannes. «
Ryan nickte und schaute auf die Uhr. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
»Das weiß ich auch!« Emily wurde zornig. »Nur noch zwanzig Minuten.« Wie sie das schaffen sollten, war ihr ein Rätsel. Vor allem, wenn die Kirche am anderen Ende der Stadt lag. Was sie nicht wundern würde.
»Was haben wir noch«, las sie weiter. »St. Patricks Cathedral. Die muss es sein! Hier!« Er rückte näher zu ihr. »Sie ist die größte katholische Kirche der Vereinigten Staaten. Und außerdem das prächtigste neugotische Bauwerk in New York. Aber das Wichtigste ist, dass sie die größte Kirche New Yorks ist. Verstehst du? Die Größte. Wo ist die noch?«
Sie blätterte hektisch zum Stadtplan.
»Emily …«, setzte Ryan an.
»Upper Midtown«, unterbrach sie ihn. »In der Nähe der Lexington Avenue. Wir müssen runter Richtung Central Park und dann … Wir könnten es schaffen –«
»Emily«, sagte Ryan noch einmal. »Ich weiß nicht, ob das richtig ist.«
»Warum nicht?«
»Da steht größte katholische Kirche der USA . Es kann aber doch sein, dass der große Johannes eine evangelische Kirche ist?«
Emilys Gesicht verfinsterte sich. Jetzt war sie der Lösung so nahe, und die sollte nicht stimmen?
»Und außerdem«, fuhr Ryan fort, »heißt diese hier St. Patrick und nicht St. John. Das kann doch nicht sein!«
Emilys Mundwinkel sackten weiter nach unten. Männer konnten wirklich Spielverderber sein. Sie blickte wieder auf die Uhr. Nur noch achtzehn Minuten!
»Verdammter Mist«, schimpfte sie, »schauen wir also weiter.«
Sie sah gleichzeitig auf die Uhr und auf die Seiten des Buches, während der Minutenzeiger der Uhr sich unbarmherzig fortbewegte. Dann blieb ihr Blick haften.
»St. John the Divine«, murmelte sie. »Johannes der Göttliche.«
»Was?« Ryan reckte seinen Kopf nach vorn.
»Der Bau«, las Emily vor, »wurde 1892 begonnen und ist schon zu zwei Dritteln abgeschlossen. Wenn sie dann einmal fertig ist«, sie blickte Ryan an, als wäre sie schon eine Professorin, »ist sie hundertachtzig Meter lang und fünfundvierzig Meter breit und damit, halt dich fest, die größte Kathedrale der Welt!«
»Wie bitte?« Ryan beugte sich noch weiter vor.
»Hier steht: Selbst wenn man das Geld für die Vollendung zusammengekratzt kriegt, wird es wohl noch fünfzig Jahre dauern, bis sie fertig ist.«
Ryan blickte kritisch drein. »Ist sie dann wirklich die größte? Oder wird sie nur die größte, wenn sie dann mal fertig ist?«
»Völlig egal!« Emily zuckte die Schultern. »Gehen wir doch einfach davon aus, dass sie es ist.« Sie schaute wieder auf die Uhr. »Außerdem haben wir nur noch fünfzehn Minuten. Wir sollten uns also beeilen. Wo ist die denn?«
Ryan schaute auf das Buch.
»Glück im Unglück«, sagte er.
»Wieso?«
»Die ist gleich um die Ecke. Du erinnerst dich doch? Dieses riesige, halb fertige Ding im Süden des Campus an der Amsterdam Avenue.«
»Das ist hier?« Emily merkte die Erleichterung. »Dann können wir ja
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