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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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sofort –«
    »Wir wissen noch nicht alles«, fiel Ryan ihr ins Wort. Emily ärgerte sich manchmal über ihn. Männer konnten einem so schnell die Freude vermiesen.
    Er schaute auf Emilys Notizen.
    Gehe zum großen Johannes und hinterlege an dem apokalyptischen Eingang den Betrag, für den dieser Ort gekauft worden ist.
    »Was ist der apokalyptische Eingang?«, fragte Ryan.
    Emily stand auf. »Woher soll ich das wissen? Das klären wir unterwegs. Vielleicht sehen wir es, wenn wir da sind?«
    Sie spurteten am Eingang der Bibliothek vorbei und rannten fast eine Gruppe von Studenten über den Haufen.
    Noch zehn Minuten!
    »Und der Betrag?«, fragte Ryan im Rennen.
    Da fiel Emilys Blick auf Professor Bayne, der sich Richtung Hauptgebäude bewegte. Ohne lange zu überlegen, bog sie ab und blieb schnaufend vor ihm stehen. »Professor Bayne?«, sagte sie und versuchte sich die Erschöpfung nicht anmerken zu lassen.
    Er drehte sich um. »Emily! Was gibt es? Waren Sie joggen? Da sollten Sie aber Sportkleidung anziehen und –«
    »Nein«, unterbrach Emily ihn. »Wir, äh …« Sie wusste nicht, wie sie Professor Bayne die Story mit Jonathan beibringen sollte. Alles zu erklären würde viel zu lange dauern. Und die Uhr tickte. Vielleicht einfach eine Geschichte erfinden. Eine, die halbwegs glaubhaft klang. »Wir spielen mit ein paar Kommilitonen gerade ein New-York-Quiz und da, äh … ist eine Frage …«
    Er drehte sich komplett um.
    »Was für eine Frage?«
    Emily kam sich selten blöd vor. Gleichzeitig hatte sie überhaupt keine Zeit für lange Erklärungen.
    »Die Frage, ob es einen Betrag gibt, für den dieser gesamte Ort gekauft wurde.«
    »Dieser gesamte Ort?«, fragte Bayne und hob die Augenbrauen. »Meinen Sie damit Manhattan?«
    Das wusste sie selbst nicht.
    Nun komm schon in die Gänge,dachte sie. »Ich vermute schon.«
    Er schaute einen Moment in die Ferne. »Soweit ich weiß, war Manhattan früher mal eine indianische Siedlung mit dem Namen Manna Hatta , die von den Lenni Levape-Indianern bewohnt wurde. Ein holländischer Kaufmann hat ihnen die Siedlung abgekauft.«
    »Für wie viel?« Mein Gott, das war doch die entscheidende Frage. Emily trat von einem Bein aufs andere. Aber woher sollte er auch wissen, dass es genau darum ging?
    »Wie viel? Sie können Fragen stellen.« Bayne zuckte die Schultern. »Das weiß ich leider nicht, aber ich bin sicher, dass sie es im Internet finden.«
    »Danke«, sagte Emily und eilte zu Ryan zurück. »Vielen Dank!«
    Und noch fünf Minuten!
    * * *
    Sechzig Gulden.
    Für sechzig Gulden war die Siedlung gekauft worden. 1626. Das stand bei Wikipedia. Für so etwas Riesiges wie Manhattan war das trotz Inflation wie hinterhergeschmissen.
    Sie rannten zum Südcampus, wo sich St. John the Divine riesig erhob. Vorher hatten sie sechzig Dollar aus ihren Portemonnaies zusammengekratzt. Es hatte gerade so gereicht. Noch eine Minute.
    Gulden hatten sie nicht, aber vielleicht würden auch die Dollar ausreichen.
    »Der apokalyptische Eingang«, sagte Emily außer Atem. »Wo ist der?«
    »Hier ist der Haupteingang«, antwortete Ryan und schaute nach links und rechts. Ein Bettler saß nahe den Treppen und blickte sie kurz an. Emilys Blick flog hektisch über das Tor. Die Portale an der Westfront waren kunstvoll behauen. Einige der Motive waren Nachbildungen mittelalterlicher Skulpturen. Die Frage war nur, ob diese apokalyptisch waren. Daneben war eine New Yorker Skyline in den Sandstein gehauen. Wolkenkratzer wie das Woolworth Building und das Empire State Building waren zu sehen. Und dann noch zwei Türme: Die Türme des World Trade Centers. Die Türme, die es nicht mehr gab.
    »Könnte es das sein?« Ryan blinzelte nach oben.
    Emily blickte auf die Uhr. Nur noch dreißig Sekunden.
    »Hat man nicht den 11. September oft mit der Apokalypse verglichen?«, fragte Emily.
    Ryan nickte unentschlossen. »Aber wo sollen wir …?«
    Emily schaute noch einmal auf die Uhr. Nur noch …
    »Habt ihr nicht etwas für mich?«
    Eine Stimme durchschnitt ihr Gespräch. Es war der blinde Bettler an der Treppe.
    »Den Eingang habt ihr erkannt. Wo sind die sechzig Gulden?«
    »Wir …« Emily blickte nach unten und wusste erst nicht, was sie sagen sollte. »Wir haben nur sechzig Dollar.«
    »Auch gut!« Mit einem Mal sprang der Mann auf und ergriff die Scheine. Dann rannte er davon. Schneller, als man es einem Blinden zutrauen würde.
    Bevor Emily auch nur ein Wort sagen konnte, war der Mann im Gewühl

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