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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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verschwunden.
    Sie schauten eine Weile auf die Amsterdam Avenue und blickten sich dann ratlos an.
    Da piepte ihr Handy.
    Eine SMS.
    GUT GEMACHT.
    Mehr stand dort nicht.
    Sie fluchte und steckte das Handy in die Tasche.
    Kurz darauf klingelte ihr Telefon.
    Sie erschrak, sah jedoch schnell, dass es keine anonyme Nummer war. Sondern ein Anruf aus London.
    Sie nahm das Gespräch an.
    »Hallo? Emily Waters hier.«
    »Hier ist Inspector Carter von Scotland Yard«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten.«

25
    »Was ist los?«, erkundigte sich Emily aufgeregt.
    Carter druckste herum, so als wisse er nicht, wo er anfangen sollte.
    »Die DNA am Tatort«, begann er. »Ich fürchte, Sie hatten … Na ja, ich fürchte …«
    Emily überraschte gar nichts mehr.
    »Sie fürchten, dass ich recht hatte?«
    Emily konnte fast spüren, wie Carter am anderen Ende zerknirscht das Gesicht verzog.
    »So ist es. Die DNA ist nicht von Jonathan Harker.«
    »Sondern?«
    »Von einem William Garrett, genannt Bill . « Carter nestelte am anderen Ende der Leitung an irgendetwas herum, wahrscheinlich fummelte er gerade eine Zigarette aus der Verpackung. »Der Kerl ist in einem Heim aufgewachsen, wurde mal auffällig, und deswegen hat man sein DNA-Profil gespeichert.«
    »Und das fällt euch erst jetzt auf?« Emily war außer sich.
    »Nun ja …« Carter war die Situation sichtlich unangenehm. »Wir hatten nur die DNA an der Leiche im U-Bahn-Schacht mit der in Jonathans Wohnung verglichen. Man schaut sich dann immer die naheliegenden Dinge an, wo sich DNA befindet. Kamm, Rasierer, Zahnbürste …«
    Dieser Mistkerl, dachte Emily, er hat absichtlich Sachen mit der DNA von Bill in seiner Wohnung verteilt. Er wusste, wie die Ermittler ticken und was die Spurensicherung und die Rechtsmedizin sich als Erstes anschauen, vor allem, wenn die Leiche dermaßen deformiert ist, dass man kaum mehr etwas erkennen kann. Er hatte schon vorher gewusst, dass Bill vielleicht sterben muss. Und hat seine Badartikel wie Relikte, die man einem Toten vor seiner Reise ins Jenseits mitgibt, schon in seinem Badezimmer verteilt. Oh, dieser verdammte, durchtriebene Mistkerl.
    »Das heißt, Sie haben zwar die DNA verglichen …«, begann sie.
    »Ja. Aber wir haben sie nicht in der Datenbank gecheckt. Wir waren ja sicher, dass es Jonathan sein muss, der tot auf den Schienen liegt. Dass die DNA auf den Schienen von jemand anderem kommen könnte, das haben wir leider erst …«
    »Sagen Sie es ruhig«, sagte Emily. »Das haben Sie erst ein Jahr später erfahren.«
    Carter schwieg ein paar Sekunden. »So könnte man das sagen.«
    »Glückwunsch!«
    »Danke.«
    »So war das nicht gemeint.«
    »Ich weiß.«
    Es gab eine kurze Pause.
    »Was ich Ihnen nur sagen wollte«, begann Carter wieder, »und das sollten Sie auch den Kollegen in New York sagen …«
    Emily wartete, welcher Geniestreich der Erkenntnis jetzt von Carter kommen würde.
    »Es ist durchaus möglich, dass Jonathan Harker noch lebt. Und dass er sich vielleicht in Ihrer Nähe befindet. Und dass es damit möglicherweise auch wahrscheinlich sein kann, dass er für den Mord an Mary Barnville verantwortlich ist.«
    Möglicherweise, wahrscheinlich ,äffte Emily die Worte in ihrem Kopf nach. Toll, dachte sie dann. Was für eine grandiose Kombinationsgabe die heutigen Detectives so hatten.
    »Dass er sich vielleicht in meiner Nähe befindet?«, fragte sie lauernd.
    »Vielleicht schon«, sagte Carter leise.
    »Wohl eher bestimmt, oder?«
    »Vielleicht auch bestimmt «, entgegnete Carter zerknirscht.
    »Danke für diese Information, ganz große Klasse!«, schimpfte Emily. Es war unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit dieser Carter ihr da Sachen erklärte, die sie schon seit Tagen wusste und die er ihr nur nicht geglaubt hatte.
    »Und was heißt das nun für mich konkret?«, fragte Emily. Sie erwartete eine Lösung, Hilfe, nächste Schritte. Und am liebsten einen Jonathan, der im Knast oder tatsächlich tot war.
    »Das heißt für Sie, Ms Waters«, sagte Carter, »dass Sie weiterhin in Gefahr sind.«
    »Oh, vielen Dank, Inspector Carter!« Jetzt reichte es Emily. »Darauf wäre ich allein nie gekommen.«
    Sie presste ihren Finger auf den Knopf des Smartphones, um die Verbindung zu trennen. Mit viel mehr Kraft, als nötig war.

26
    Emily und Ryan saßen in der Bar nahe des Campus. Vorher waren sie zunächst in ihr Zimmer geeilt. Zum Glück hatten sie dort keine Brandbombe

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