Spiel der Angst (German Edition)
Tänzerin in einer Tabledance-Bar. »Novus Ordo Seclorum.«
Novus Ordo Seclorum.
»Das heißt Neue Weltordnung .«
Neue Weltordnung.
New World Order.
Emilys Handy piepte.
I HRHABTNICHTALLE Z EITDER W ELT ! I HRSOLLTETSCHONLÄNGSTUNTERWEGSSEIN .
Das hatte sie erwartet.
»Verdammt, der Kerl macht Druck! Jetzt haben wir die Dreiundzwanzig.« Emily schaute abwechselnd auf den Schein und das Blatt Papier. »Aber wir wissen immer noch nicht, wo wir hinmüssen.«
»Zeig mal her«, sagte Julia, und sie überflog ihre Notizen.
… geht mit dieser Nummer zu der Straße an der Stadtmauer. Dort werdet ihr weitere Informationen finden.
»Straße an der Stadtmauer? Gibt es in New York noch eine Stadtmauer?«, fragte sie erstaunt.
»Vielleicht nicht. Aber vielleicht gibt es noch den Namen? Das Wort für Mauer ?«, überlegte Emily.
»Mauer heißt … Wall!«
»… und die Straße …«, ergänzte Emily.
»… ist die Wall Street!« Julia klatschte in die Hände. »Wall Street 23! Gibt es das Haus?«
Emily klickte in ihr Smartphone. »Verdammt, wir müssen los. Und ja, scheint es zu geben. Ist ein Eckhaus. Fahren wir mit dem Taxi? Dieser verrückte Typ hat uns ja keine Deadline gegeben.«
»Habe eigentlich keine Lust mehr auf Taxis«, maulte Julia.
»War auch ganz schön teuer in letzter Zeit, das viele Taxifahren«, stimmte Emily zu. Sie hatte keine Lust auf Diskussionen. »Aber egal. Lass uns los!«
Sie rannten nach draußen.
»Na ja, deine Eltern werden dir doch sicher aushelfen können.« Julia lachte dreckig, während sie neben Emily herlief.
»Die sind die Letzten, die davon erfahren sollen. Deswegen habe ich dich ja auch angerufen. Sonst bin ich schneller, als ich denken kann, in einem Internat.«
»Denk trotzdem noch mal an die Quersumme von zwei und drei«, sagte Julia zu Emily beim Rausgehen.
»Fünf. Wieso?«
»Das ist gefährlich«, sagte Julia, »ein Pentagramm hat fünf Ecken!«
»Du fängst langsam genauso an zu spinnen wie dieser Jonathan«, sagte Emily.
Sie standen vor der Columbia. Emily winkte ein Taxi heran.
»Und das Pentagon hat auch fünf Ecken. Darum heißt es auch so«, erzählte Julia weiter.
»Schön, dass wir so paranoid sind.«
»Ich bin schon glücklich, wenn ich nur meine Koffer wiederbekomme.«
Ein Taxi hielt mit quietschenden Reifen.
»Wie?«, fragte Julia. »Jetzt doch ein Taxi?«
Emily nickte und sprang auf der einen Seite ins Taxi. Jetzt war keine Zeit für Zickereien. »Ein Taxi ist schneller, und wir haben Empfang. Falls sich der Irre meldet. Den haben wir in der U-Bahn nicht. Und einen Koffer hast du ja nicht dabei! Also los!«
Sie knallten die Türen zu, und das Taxi nahm Fahrt auf.
36
Das Federal Hall National Monument markierte die Stelle, wo George Washington 1789 als Präsident vereidigt wurde, und seine Statue wurde von der Nachmittagssonne beschienen, die schon den leichten Rotstich der Abenddämmerung mit sich trug. Dort, an dieser Stelle, hatte der Siedlungsbau von dem begonnen, was einmal Manhattan werden sollte. Dort wurde als Erstes die Stadtmauer errichtet, und die Straße an dieser Stadtmauer trug ihren Namen bis heute. Mauer Straße.
Oder: Wall Street.
Die Wall Street 23, auch genannt das House of Morgan, befand sich direkt an der Ecke zwischen Wall Street und Broad Street, gegenüber war die Börse, die New York Stock Exchange und daneben die Statue von George Washington. Börse, Bank und Politik. Und John Pierpont Morgan, der das House of Morgan zu seiner Größe gebraucht hatte, hatte alles in sich vereinigt. Die Bank war am Ende so groß gewesen, dass sie Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts von den Kartellbehörden zerschlagen wurde. Ihr Dad hatte ihr die Geschichte einmal erzählt, und sie hätte nie gedacht, dass ihr die Story einmal helfen würde – vor allem nicht dabei, die Rätsel eines irren Puppenspielers zu lösen.
Wall Street 23. Das Gebäude war nur vier Stockwerke hoch, ein krasses Understatement in einer Gegend, wo die Hochhäuser sich aufgrund des Platzmangels mehrere Hundert Meter in den Himmel erstreckten und die Grundstücks- und Immobilienpreise so hoch waren wie die Häuser selbst.
»Schön«, sagte Emily und blickte sich um. »Und wo soll hier etwas sein?«
Julia zog an den Kordeln ihres Manchester-United-Kapuzenpullovers. Emily wartete nur auf den Moment, in dem sie mit ihren Mitstudenten aneinandergeraten würde, weil sie ihnen sagen würde, dass Fußball viel spannender sei als alle anderen Sportarten und sie
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