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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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niemals verstehen würde, wie man so etwas Langweiliges wie Baseball auch nur ein paar Sekunden aushalten konnte. Doch dafür war jetzt keine Zeit.
    »Vielleicht sollten wir …« Julias Blick schweifte über die Heerscharen von Anzugträgern, die an der Kreuzung vorbeieilten und die in eigentümlichem Gegensatz zu den eher schluderig gekleideten Touristen standen, die mit Kameras und Brustbeuteln herumstanden, dumm in die Gegend schauten und sich beklauen ließen.
    »Was ist denn das?«, fragte Julia da plötzlich.
    Ihr Blick war auf einen Mülleimer gehaftet. Auch Emilys Blick folgte dem ihrer Freundin. In dem Mülleimer war ein Stück Pappe, das die Aufschrift 23 trug.
    »Ist zwar asozial, im Mülleimer rumzuwühlen, aber was soll’s?« Julia zog die Pappe, ohne viel Federlesens, wie es ihre Art war, aus dem Mülleimer.
    Emily betrachtete die Pappe von allen Seiten. Auf der Vorderseite stand ein Text, auf der Rückseite war ein Schlüssel befestigt.
    »Na, was haben wir denn da?« Sie las den Text vor.
    Geht in die Bibliothek. Schaut in das, was der Meister der Druckkunst geschaffen hat, auf Seite 495.
    Ihr müsst den letzten Feind treffen. Den Feind, der vernichtet gehört.
    Julia schüttelte den Kopf. »Was ist das doch bloß für ein saublöder Psychopath!«, zischte sie. »Was ist da in London letztes Jahr bloß schiefgelaufen? Hätte er nicht derjenige sein können, der von der U-Bahn überfahren wird? Mann, Em, das hättest du doch noch hinkriegen können?« Sie stieß Emily an. Als Emily sie verdutzt anschaute, lachte Julia wieder ihr dreckiges Lachen. »Dann hätten wir jetzt Ruhe!«
    »Gut«, sagte Emily, »aber jetzt wieder zum Thema. Wir haben das übliche mystische Kauderwelsch, verbunden mit einem klaren Auftrag. Die Frage ist allerdings: Welche Bibliothek meint der Kerl?«
    »Und wofür ist dieser Schlüssel?«, fragte Julia.
    »Wahrscheinlich für die Bibliothek«, sagte Emily, die erst einmal eine Frage beantwortet haben wollte, bevor die nächste kam. »Die Frage ist nur immer noch, welche?«
    »Doch wahrscheinlich eure College-Bibliothek.« Für Julia schien das keine Frage zu sein. »Die ist doch am nächsten dran.«
    Emily schüttelte den Kopf. »Erst einmal interessiert den Typen nicht, was nah dran und bequem ist. Und außerdem haben wir zwei Bibliotheken im College.«
    »Und was meint er mit Gutenberg?«
    »Gutenberg hat doch den Buchdruck erfunden.«
    »Das weiß ich auch!« Julia zupfte an ihrem Kapuzenpulli und streckte einem Jungen die Zunge heraus, der sie zu lange angeschaut hatte.
    »Meint er ein Buch, das per Buchdruck gedruckt wurde?« Emily schaute an der Fassade der Wall Street 23 hinauf.
    »Gegenfrage Ms Waters«, sagte Julia und setzte wieder ihr keckes Gesicht auf. »Welches Buch ist heutzutage nicht per Buchdruck gedruckt worden? Ich denke, Handschriften sind selten geworden.«
    »Auch wieder wahr.« Sie starrte Löcher in die Luft der Wall Street. Ein Hotdog-Verkäufer bot drei Meter neben ihr Hotdogs mit Sauerkraut an, was in New York als Spezialität galt, Emily jedoch ausgesprochen widerwärtig fand.
    »Vielleicht hat die Bibliothek ja auch etwas mit diesem Morgan, oder wie immer der hieß, zu tun?«, fragte Emily dann.
    Julia hob die Augenbrauen. »Vielleicht? Schauen wir mal.«
    An dem Gebäude Wall Street 23 war ein Hinweisschild. Das Haus war mittlerweile nur noch ein Museum und behauptete sich damit umso mehr im Trubel und der Hektik der pulsierenden Wall Street. Julia las laut vor, was auf dem Hinweisschild stand.
    »John Pierpont Morgan war einer der größten Bankiers aller Zeiten. Er hatte … aha, Carnegie die Firma Carnegie Steel abgekauft und sie zu US Steel, dem damals größten Stahlhersteller aller Zeiten fusioniert. Aha, interessant.« Sie las weiter. »Emily schau mal hier!«
    Emily blickte ebenfalls auf das Schild.
    »Besuchen Sie auch die John Pierpont Morgan Library mit der Original Partitur von Mozarts Hornkonzert in Es-Dur, dem Song of Los von William Blake und einer der letzten …« Emily und Julia schauten sich an. »… Gutenberg-Bibeln.«
    Es piepte wieder. Noch eine SMS.
    ES IST ZEIT!
    Emily ballte die Fäuste. »Wo ist diese blöde Bibliothek?« Ihre Augen fuhren suchend über den Text. »Aha, in Lower Midtown an der Ecke 225 Madison Avenue und East 36th.«
    »Wie kommen wir da hin?«, fragte Julia.
    »Kein Taxi in Sicht.« Emily sah sich suchend um. »Dann nehmen wir halt diesmal die U-Bahn, verdammt!«
    »Und wenn der Irre zwischendurch

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