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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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– den Manchester-United-Kapuzenpullover und lächelte Emily frech an, als sie beim JFK-Airport durch die Zollabfertigung ging.
    »Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich dich mit diesem Psychopathen alleinlasse?« Sie fletschte die Zähne. »Der wird mich kennenlernen. Den hängen wir ganz oben am Empire State Building auf.«
    Emily fiel ein Stein vom Herzen. Genauso kannte sie Julia, die reinste Kämpfernatur. Und das, obwohl Julia bei der wilden Jagd durch London vor einem Jahr nicht nur tapfer mitgelitten hatte – sie war auch selbst auf Jonathan hereingefallen, denn der hatte sie einfach zu seiner Freundin gemacht. Hatte sie mit ein paar schmeichelnden Worten und einer Menge Geld um den Finger gewickelt. Emily wusste nicht, was Julia mehr schmerzte: Die Hölle, durch die er Emily geschickt hatte, oder die Schmach, die er ihr, Julia, angetan hatte. Wahrscheinlich schon Ersteres, aber dennoch hatte es ihre beste Freundin verletzt, so mies ausgenutzt worden zu sein.
    »Verpasst du nicht einiges, wenn du einfach so mitten im Semester nach New York fliegst?« Insgeheim war Emily Julia unendlich dankbar, dass sie da war.
    »Dort verpasse ich in der Tat einiges«, sagte Julia und zeigte nach hinten, als würde dort irgendwo London liegen. »Aber ich denke, hier bekomme ich im Gegenzug auch einiges geboten.«
    Sie lachte ihr dreckiges Lachen, das Emily so vertraut war. »Das gleicht sich dann doch irgendwie aus.«
    Und Emily fürchtete, dass sich Julia nur allzu bald von der Wahrheit ihrer Aussage überzeugen konnte.

34
    Sie saßen im Taxi.
    »Guten Tag, Sir«, sagte Emily. »Wir müssen in die Innenstadt.«
    »Welche?«, fragte der Fahrer und zeigte seine Zähne. »New York oder New Jersey?«
    »New York City, 3041 Broad Street Ecke hunderdzwanzigste«, antwortete Emily, die das seltsame Straßensystem in New York mittlerweile verstanden hatte. Der Fahrer lachte kurz und meckernd. »Glück gehabt. Ich kann New Jersey nicht leiden. Zweiundfünfzig Dollar Festpreis, inklusive Zoll für diese Scheißbrücken, über die wir rüber müssen. Okay?«
    »Einverstanden«, gab Emily zurück.
    »Broad Street Ecke hundertzwanzigste, ist das ein Hotel?«, wollte der Taxifahrer wissen und erhob sich aus seinem Sitz, um mit den Koffern zu helfen.
    »Nein, das ist ein Studentenwohnheim«, entgegnete Emily. »Von der Columbia University.«
    »Aha, studiert ihr hier?« Er wuchtete die Koffer schnaufend in den Kofferraum.
    Emily nickte und schaute Julia an. Die zuckte die Schultern, als sie ins Taxi stieg.
    Der Beifahrersitz neben dem Fahrer war voll mit Fastfood-Tüten, leeren Kaffeebechern und einer zerknitterten Zeitung.
    »Dann wollen wir mal los«, sagte der Fahrer.
    Emily blickte nach vorn auf das Foto des Fahrers, der offenbar Brett hieß. Brett stellte das Taxameter aus, gab den festen Preis von zweiundfünfzig Dollar ein und fuhr schwungvoll über die Rampe auf den Highway vor dem Flughafen-Terminal.
    »Wo kommt ihr her?«, erkundigte er sich bei den Mädchen, während er seinen Sicherheitsgurt einrasten ließ und seine Sonnenbrille zurechtrückte.
    »London«, erwiderte Julia.
    »Heilige Scheiße, langer Flug.« Brett fingerte noch einmal an seiner Sonnenbrille herum und grinste durch den Rückspiegel. »Ich fliege nicht so häufig, ich fahre lieber.« Wieder das Grinsen. »Aber wenn ich mal fliege, dann hasse ich es.« Er fummelte am Radio, das dünne Popmusik von sich gab, während am Horizont jetzt schon die Skyline von New York zu sehen war. »Werden immer enger, diese Scheißmaschinen, man fühlt sich wie in einem Schrank. Kommt mir vor, als würden sie die Sitze bei jedem Flug enger aneinanderschieben. In zehn Jahren ist jedes Flugzeug nur noch so breit wie ein verdammtes Abflussrohr, sodass bald die Hälfte der Passagiere an Thrombosen krepiert. Und dann noch dieser miese Fraß, und Alkohol kostet neuerdings auch extra.«
    »Ich bin ja mitten am Tag geflogen«, sagte Julia, »da trinkt man sowieso nicht unbedingt.«
    »Schlaue Lady«, lobte der Fahrer.

35
    Nach dreißig Minuten hatten sie das Wohnheim erreicht. Emily bezahlte den Fahrer, während Julia ungeduldig neben dem Taxi wartete.
    »Der Kofferraum ist noch nicht auf«, sagte sie.
    »Ja, ja, immer mit der Ruhe«, meinte Brett und nahm fünfundfünfzig Dollar von Emily entgegen. »Mach ich gleich, wenn –«
    Mehr hörten Emily und Julia nicht, denn in dem Moment gab das Taxi plötzlich Gas und raste mit quietschenden Reifen davon.
    Die beiden waren so

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