Spiel der Angst (German Edition)
noch mal: »Der Tod. Was meint er genau damit?« Sie zeigte auf sich. »Wir treffen den Tod?«
»Glaube ich nicht«, widersprach Julia. »Wenn wir sterben, können wir keine Rätsel mehr lösen. Das passt alles nicht.«
»Und der Tod wird doch auch vernichtet.«
»Also, er will doch, dass wir irgendetwas finden, was mit dem Tod zusammenhängt.«
»Und soll das hier sein?«
Emily zuckte die Schultern.
»Vielleicht. Wenn wir schon einmal hier sind.«
»Und was sollte das sein?«
»Da wir in einer Bibliothek sind, vielleicht ein Buch über den Tod.«
Mittlerweile war es spät geworden, und Emily und Julia konnten nur von Glück sagen, dass die Bibliothek heute lange geöffnet war.
Sie hatten ein Buch gefunden. Das Liber Mortis oder Buch des Todes aus dem Mittelalter.
Sie dachten, sie hätten schon alle Rätsel gelöst. Doch in dem Buch war ein mit altmodischer Schreibmaschine getippter Zettel versteckt, mit einem Rätsel, das genauso seltsam wie unlösbar klang.
Erinnert euch an den Tag des Zorns. Und dann geht an den Ort, der nicht so hoch ist wie der Turm zu Babel, aber höher als die Cheopspyramide.
Der Ort, wo die Steine von den Toten getrennt wurden.
38
Sie waren wieder zu Hause.
An der Tür hing ein Zettel. Emily rechnete mit dem Schlimmsten, aber der Zettel war von ihrem Nachbarn am Ende des Flurs.
Hier ist was abgegeben worden für dich, komm mal vorbei. Cheers, Ed.
Sie klingelten bei Ed und dort standen: Julias Koffer!
»Die hat vorhin ein Kurier abgegeben, gehören die dir?« Er schaute Emily an.
»Nein, die sind von meiner Freundin.« Sie überlegte einen Moment. »Ähm, weißt du, wie dieser Kurier ausgesehen hat?«
»Keine Ahnung, so wie die alle aussehen.« Ed zuckte die Schultern. »Er sagte, bei euch war keiner zu Hause und fragte, ob ich was annehmen kann. So wie das ja immer läuft.«
»Okay, danke.«
Sie gingen zurück in Emilys Zimmer.
Die Koffer waren zurück, und Julia packte eilig ihre Sachen aus.
Von Ryan fehlte nach wie vor jede Spur.
Emily sorgte sich schrecklich, vor allem, da sie Ryan immer noch nicht erreichen konnte.
Sie wählte die Nummer. Schon wieder die Mailbox.
Julia bemerkte ihre Unruhe.
»Immer noch nichts?«, fragte sie.
Emily schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn er heute Nacht noch immer nicht zurück ist, gehe ich sofort zur Polizei, ganz egal, ob ich dann wieder nach London muss oder nicht.« Sie stemmte die Arme in die Hüften, und es fiel ihr schwer, die Tränen zurückzuhalten. »Ich halte diese Unsicherheit nicht mehr aus. Ich …«
Weiter kam sie nicht. Denn da hörte sie, wie eine SMS auf ihrem Handy einging.
DIE STEINE MÖGEN SCHLAFEN, ABER DIE TOTEN SCHLAFEN NICHT.
»Jonathan«, sagte Emily. »Wir müssen noch mal los.«
»Wissen wir denn, wo die Reise hingehen soll?«, wollte Julia wissen.
»Bisher nicht.« Emily ging zur Tür. »Aber ich kenne jemanden, den wir fragen können.«
Lisa war noch wach gewesen, und Emily hatte Julia und Lisa miteinander bekannt gemacht. Die strebsame, zurückhaltende Lisa und die impulsive Julia konnten kaum unterschiedlicher sein, aber dennoch schienen sie sich auf Anhieb sympathisch zu sein.
»Die Steine von den Toten trennen«, sagte Emily. »Ist das symbolisch oder wörtlich gemeint?«
»So wie der Typ spinnt, bestimmt wörtlich«, knurrte Julia, die in ihrem Smartphone nach Hinweisen suchte.
»Und was ist mit der Cheopspyramide?«, fragte Emily. »Hier in New York ist doch alles größer als die Cheopspyramide.«
»Wenn er es so mit biblischen Anspielungen hat«, begann Lisa, »und das dann noch immer in die reale Welt überträgt, kann er mit Tag des Zorns doch nur eine Katastrophe meinen, die es hier wirklich gegeben hat.«
»Der elfte September?«, fragte Emily.
»Zum Beispiel.«
»Und wo wurden da die Steine von den Toten getrennt?«
Julia schaltete sich ein. »Das klingt jetzt vielleicht makaber, aber ich denke, als die die ganzen Trümmer vom World Trade Center abgetragen haben, waren da sicher noch eine Menge Leichenteile und so etwas drin. Die müssen sie ja irgendwie raussortiert haben.«
»Schau doch mal nach, ob im Internet etwas steht.« Lisa zeigte auf Julias Smartphone.
»Googlen wir mal.«
Sie surfte eine Weile durch die Seiten.
»Ah, hier haben wir doch etwas«, sagte sie dann. »Die Fresh Kills Deponie in Staten Island.«
Emily hob die Augenbrauen.
»Wo ist das?«
»Etwa eine Stunde von hier entfernt.«
Emily blickte auf die Uhr.
»Da müssen wir jetzt noch
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