Spiel der Angst (German Edition)
sich die Stimme am anderen Ende. »Was gibt’s? Seid ihr noch im Met?«
Emily verschob die Erklärungen auf später und wiederholte das, was Ryan ihr gesagt hatte.
Sagt mir die Zahl des Mannes, der das letzte Großreich von Babylon führte.
»Hast du eine Ahnung, was das sein kann?«, wollte Emily wissen.
Kurze Stille am anderen Ende. »Noch nicht. Aber ich kann es herausfinden.«
»Schaffst du es in zehn Minuten?«
»Gut möglich.« Lisa machte eine Pause. »Könnt ihr dann herkommen?«
»Klar«, sagte Emily und schaute Julia an. »Wir sind schon unterwegs.« Sie wandte sich an Julia. »Wir brauchen schnell ein Taxi.«
* * *
Kurz darauf saßen sie im Taxi.
Hatten grad dreimal tief durchgeatmet.
Und schon klingelte das Handy.
Noch fünf Minuten.
Es war Lisas Nummer.
Einerseits war es Emily wie eine Ewigkeit vorgekommen, bis Lisa sich jetzt endlich meldete. Andererseits raste die Zeit, wenn man derart unter Zeitdruck stand.
Emily und Julia waren extra die Park Avenue hinuntergelaufen, Richtung Süden, und dann ins Taxi gestiegen. Sie hatten nicht die U-Bahn genommen, um zu vermeiden, dass das Handy keinen Empfang hatte.
»Ja?«
»Ich denke, ich habe die Zahl«, meinte Lisa. »Ich sag sie euch, aber bevor ihr sie eingebt, will ich sie euch erklären. Damit wir ganz sicher sind, dass es die richtige Zahl ist. Da es um Babylon geht«, begann Lisa, »muss die Zahl etwas mit der Zahl Sechs zu tun haben. Die Sechs war sowohl in Uruk als auch in Babylon eine göttliche Zahl. Die Zahl Sechs war in der Antike die Zahl des Makrokosmos, des Irdischen, im Gegensatz zur himmlischen Sphäre. Auch Gott erschuf die Welt in sechs Tagen, am siebten Tage ruhte er.«
Emily trat nervös von einem Bein aufs andere.
»Das hat sich bis heute erhalten«, fuhr Lisa fort, »Darum hat eine Minute noch immer sechzig Sekunden und eine Stunde sechzig Minuten . «
»Was du nicht sagst.« Emily fand die Information zwar spannend, aber die Zeit raste. »Dann ist es doch die Sechs oder?«
»Ich bin nicht sicher«, sagte Lisa. »Hör mir noch kurz zu. Babylon kommt in der Offenbarung des Johannes vor, das ist das letzte Buch des Neuen Testaments.« Lisa sprach schneller. »Dort steigt das Große Tier aus dem Meer, es hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen … und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun, zweiundvierzig Monate lang.«
»Zweiundvierzig«, rief Emily. »Die Quersumme von zweiundvierzig ist sechs. Das ist die Zahl! Worauf warten wir?«
»Nein, warte noch«, rief Lisa. »Babylon wurde häufiger als das Große Tier bezeichnet. Und dieses Tier hat zwar auch eine Zahl. Aber nicht die Sechs!«
»Nicht die Sechs? Sondern?«
»Die SechsSechsSechs.«
»666?«, fragte Emily. Sie hatte von dieser Zahl schon einmal gehört. Die Zahl des Tieres, die Zahl des Teufels, die Zahl der Macht.
»Offenbarung, Kapitel 13.« Lisa las die Stelle vor. »Siehe, hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es isteines Menschen Zahl und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.«
Zwei Minuten.
»Also was jetzt?«, fragte Emily. »Sechs oder 666?«
»Die Sechs war eine Heilige Zahl«, sagte Lisa hastig. »Aber die 666 war das Große Tier. Damit war auch Babylon gemeint. Allerdings nicht nur Babylon, sondern auch …«
»Wer?« Emily schrie fast ins Telefon.
»Nero. Kaiser Nero von Rom.«
Das römische Großreich. Das letzte Großreich aus der Prophezeiung Daniels beim Traum des Nebukadnezar.
Die Worte waren wieder in ihrem Kopf.
Der König träumte von einem gigantischen Standbild mit einem Kopf aus Gold, einer silbernen Brust, kupfernen Hüften, eisernen Beinen und tönernen Füßen.
»Die Prophezeiung von Daniel?«, sagte Emily.
»Richtig«, sagte Lisa, und Emily glaubte fast, ihr Nicken zu sehen. »Der Kopf aus Gold war das babylonische Großreich, die Brust war das persische Reich, die Hüften waren Griechenland, und die Beine und Füße aus Eisen und Ton sollten das römische Imperium sein.«
»Darum Kaiser Nero? Darum zweimal die 666? Einmal für Babylon in der Offenbarung, einmal für Kaiser Nero?«
Noch eine Minute.
»Ich sehe keine andere Möglichkeit«, sagte Lisa.
»Okay, danke, danke, wirklich vielen Dank. Wir melden uns gleich bei dir.«
Sie beendete die Verbindung.
»Also los«, sagte Emily und blickte Julia an. »Nehmen wir die
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