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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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der jedes Hindernis mit fürchterlicher Macht zermalmt und in Stücke teilt.
    Sie wollte nicht hören. Sie wollte es nicht glauben.
    So wie viele.
    Manch einer möchte die Warnungen nicht hören, auch wenn sie noch so eindringlich hervorgebracht werden. Manch einer möchte die Zeichen nicht lesen, auch wenn es Worte sind, die, frei nach Nietzsche, geeignet sind, Blinde sehend zu machen. Manch einer stellt sich taub und muss am Ende dafür bezahlen.
    Wie der König von Babylon.
    Noch in derselben Nacht wurde Belsazar von seinen Knechten erschlagen.
    Babylon wurde erobert und dem Erdboden gleichgemacht.
    Gönnen wir ihr ein bisschen Ruhe, dachte er, während er Ryan durch die Kamera beobachtete, der gefesselt in dem schwarzen Sprengstoffanzug auf dem Stuhl saß.
    Ein paar Stunden Ruhe.
    Denn die wird sie brauchen.

55
    TAG 7: FREITAG, 7. SEPTEMBER 2012
    Zuerst sah sie das Licht.
    Dann das Gesicht, das sich über sie beugte.
    Dann verschwand es wieder.
    Vor dem Fenster die Silhouette eines riesigen Baumes, der mit seinen Ästen tastend gegen die Scheiben schlug, so als wollte er sagen: »Wach endlich auf.«
    Wieder Schwärze.
    Wieder Licht.
    »Sie kommt zu sich.«
    Sie hörte die Stimme.
    Öffnete die Augen endgültig.
    Sie sah direkt vor sich einen Mann im weißen Kittel.
    Blickte nach links. Und dort saß – Julia!
    »Em, na endlich«, sagte sie und sprang auf. »Das wurde aber auch Zeit.«
    Sie blinzelte, schaute sich um.
    »Wo bin ich?«, fragte Emily.
    »St. Vincent Hospital«, sagte der Arzt, der einen schwarzgrauen Bart hatte und lichtes Haupthaar. »Ich bin Dr. Wrain. Aber nennen Sie mich Tom.«
    »Wo?«
    »Im St. Vincent Hospital«, wiederholte Wrain. »Nahe Greenwich Village.«
    »Nein, ich möchte wissen, warum ich hier bin.«
    »Sie sind Mittwochabend hier eingeliefert worden. Ihre Freundin«, er wies auf Julia, »war so freundlich, den Notarzt zu rufen.«
    »Eingeliefert worden?« Das klang für Emily so, als wäre sie gerade in der Irrenanstalt gelandet. Wobei, wenn sie noch mehr solcher Dinge sehen würde, die sie gesehen hatte, würde sie sicher auch irgendwann dort landen. »Wann? Mittwochabend?«
    Sie schaute auf einen Kalender an der Wand.
    Was stand dort? Freitag?
    »Moment mal«, sagte sie. »Heute ist Freitag? Ich habe –«
    »Sie haben den ganzen Donnerstag geschlafen, vollkommen richtig.« Der Arzt nickte. »Wir haben Ihnen ein Beruhigungsmittel verabreicht.« Emilys Augen folgten Dr. Wrains Hand, die auf einen Tropf zeigte, aus dem beständig irgendetwas in einen Schlauch floss, der mit einem Katheder an Emilys Arm befestigt war.
    »Sie haben mich ruhig gestellt?«
    »Das, was nach so einem Zusammenbruch am besten hilft, ist schlafen. Wir haben da ein bisschen nachgeholfen.«
    Zusammenbruch, dachte sie. Sie war noch nie selbst im Krankenhaus gewesen. Sie erinnerte sich an ihre Urgroßmutter, die sie im St. Guys Hospital in London besucht hatten, kurz bevor sie starb. Sie hatte dort ähnlich gelegen. Auf einem Bett, bei dem das Kopfteil nach oben geklappt war, umgeben von piepsenden Apparaten, Schläuchen, Kanülen, Kabeln und Behältern. Die meiste Zeit hatte sie geschlafen, ihr Gesicht so grau, als wäre sie schon längst tot, wäre da nicht das Piepsen des EKG gewesen, das in seltsamer Rhythmik, wie ein bizarres Insekt, immer und immer wieder piepte. Damals hatte Emily gedacht, dass solch eine Situation nur Leuten vorbehalten war, die ein bestimmtes Alter erreicht hatten. Doch dass es ihr selbst passierte und jetzt schon zum zweiten Mal? Denn in London war sie nach der Hetzjagd ebenfalls im Krankenhaus gelandet.
    Der Typ macht micht krank.
    Das konnte sie guten Gewissens behaupten.
    Das Piepsen hörte sie auch wieder. Sie wollte gerade den Kopf wenden, da sprach Wrain weiter. »Sie hatten einen Nervenzusammenbruch«, sagte er. »Nicht ganz ungewöhnlich, wenn man bedenkt, was Sie gesehen haben.«
    »Was habe ich denn gesehe…« Da kam die Erinnerung zurück.
    Lisa. Die Plastiktüte. Der Aufdruck. Fashion Shop. Erst verkehrt herum und dann richtig herum.
    »Lisa«, sagte Emily und setzte sich auf. »Wo ist sie? Ist sie wirklich …?«
    Julia legte ihre Hand auf Emilys Arm.
    »Ja, ist sie. Sie ist tot. Ich habe mit der Polizei gesprochen.«
    Emily wandte den Kopf zu ihr, während sie gleichzeitig das EKG sah, an das sie angeschlossen war und das ihre Herzwellen zeigte.
    »Mit wem? Mit Jones?«
    »Du meinst Detective Jones?«, fragte Julia. »NYPD?«
    Emily nickte.
    »Ja, genau mit

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