Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
leisen, flüchtigen Lachen, aber es war ein Lachen. »Komm, großer Junge, mach dir nicht ins Hemd und steig ein. Es macht nicht viel Lärm, und es ist robust, auch wenn es nicht so aussieht. Mach dich nur darauf gefasst, dass hin und wieder Alligatoren ins Boot kriechen und glauben werden, sie könnten ein Stück mitfahren. Die Navigation überlasse ich dir, aber wenn du dich verirrst, wird dir das ewig nachhängen.«
Der neckische Unterton in ihrer Stimme überraschte sie beide. Dahlia rieb sich Schlamm ins Gesicht, während sie ihn beim Einsteigen beobachtete. Das flache Boot schaukelte ein wenig, kippte aber nicht, als er sich vor dem winzigen Außenbordmotor niederließ. »Du siehst gut aus mit der Schlammpackung«, bemerkte er.
»Da bin ich aber froh«, gab sie zurück. »Mir scheint, ich trage in letzter Zeit ohnehin mehr Schlamm als Make-up im Gesicht.« Sie drehte den Kopf in Richtung Flussmitte. »Bring uns hier weg, Nicolas. Ich brauche dringend Abstand zu alledem.«
Obwohl es dunkel war und er sie nur im Profil sah, strahlte sie eine unendliche Traurigkeit aus. Er beugte sich vor und strich ihr mit einem Finger sanft über die Wange. »Es wird alles gut, Dahlia.«
Sie antwortete nicht, sondern machte es sich im Boot bequem und hielt ihr Gesicht weiterhin von ihm abgewandt.
Er deutete auf seinen Rucksack. »Ich habe eine Jacke da drin, falls du frierst.«
Damit erntete er ein vages Lächeln. »Der magische Rucksack.« Sie öffnete ihn und holte die Amethystkugeln heraus. »Ich glaube, du hast Jesse gerettet. Danke.«
Er nickte feierlich. »Ich glaube, wir beide haben das geschafft. Ich habe noch nie diese Art von Kraft gespürt. Ich habe wohl gemerkt, dass sie sich in mir aufbaut, war aber nie imstande, sie zu bündeln oder zu benutzen. Du hast das für mich getan.«
»Habe ich das?«, meinte Dahlia geistesabwesend. Sie konzentrierte sich auf die Kugeln, ließ sie zwischen ihren Fingern tanzen.
»Du weißt es ganz genau.«
»Ich weiß, dass mir nach all den Geschehnissen hundeelend sein müsste, aber dem ist nicht so. Wir haben die Energie gemeinsam aufgebraucht. Nicht nur ich allein. Diese negative Energie ist die schlimmste. Es ist, als arbeitete man mit Nitroglyzerin.« Sie ließ weiterhin die Amethyste kreisen und beobachtete diese, anstatt Nicolas anzusehen. »Ich bin etwas zittrig, aber nicht überlastet. Was immer wir beide getan haben, hat geholfen.«
»Energie hat die Tendenz, sich zu verteilen«, sagte Nicolas.
»Ja, das ist ein Naturgesetz, und dennoch hebe ich dieses auf. Ich ziehe Energie an wie ein Magnet. Wie, das habe ich noch nicht genau erkundet. Aber ich kann daran nichts ändern und auch die Anziehungskraft nicht mindern.«
Ihre Stimme klang sachlich, nachdenklich, doch etwas an ihrem Tonfall ließ ihn aufhorchen. Sie war in einer schwermütigen Stimmung, und er spürte, dass seine Verbindung zu ihr recht schwach war. Er konnte beinahe
spüren, wie sie ihm entglitt. Er wartete mit seiner Antwort, wählte seine Worte sehr sorgsam, wollte sie dazu bringen, aus freiem Willen bei ihm zu bleiben.
Er spürte ganz deutlich, dass sie gehen wollte. Er berührte ihre Gedanken. Es war ein Eindringen in ihre Privatsphäre, doch die Vorstellung, dass sie ihn verlassen könnte, ließ ihn schier verzweifeln. Sie war den Tränen nahe, war ernst, melancholisch und gereizt zugleich.
»Es ist eine gute Sache, was wir heute Nacht gemeinsam vollbracht haben, Dahlia.« Er appellierte an die Wissenschaftlerin in ihr. »Ich frage mich, ob wir nicht einen Weg finden können, all diese Energie, die auf dich einströmt, zu nutzen und damit zu zerstreuen, wenn wir das noch öfter gemeinsam üben. Ich spüre diese Energie mehr und mehr, natürlich nicht so wie du, aber ich weiß, dass sie momentan da ist. Wenn wir zusammenarbeiteten, könnten wir einen Nutzen dafür finden. Ich bezweifle, dass Calhoun bis zum Eintreffen des Krankenwagens durchgehalten hätte, wenn wir diese Energie nicht nutzbar gemacht hätten. Ganz zu schweigen von dem großartigen Gefühl, etwas so Hässliches für etwas Gutes zu nutzen.«
Er hatte ihre Aufmerksamkeit. Sie nickte zustimmend. »So habe ich das noch nicht betrachtet. Wir könnten tatsächlich versuchen, unterschiedliche Energietypen zu vermischen. Ich kann Energie ganz gut bündeln, wenn ich nicht zu überlastet bin, und aus irgendeinem Grund verminderst du die Wirkung dieser negativen Energie auf mich, wenn ich dich in dem Moment berühre.« Sie spähte über den
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