Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
Moorungeheuer, das sie in die schwarzen Tiefen hinabziehen will. Nein, da muss schon ein gut aussehender Mann kommen, um sie zu holen.«
»Und das bist du nicht, oder?«, sagte Gator und knuffte ihn in die Seite. »Ich kenne mich im Bayou aus, Nico, und ich weiß, wie leicht man dich umkrempeln kann.«
Amüsiert sah Ryland zu, wie die Männer mit Nicolas lachten und scherzten. Alle von ihnen wussten, dass man Nicolas monatelang mutterseelenallein in den tiefsten Dschungel oder die größte Wüste schicken konnte und er immer zurückkehren würde, selbstverständlich nach erfolgreich beendeter Mission. Ganz gleich, was sie ihm auch an den Kopf warfen, Nicolas würde sich alles gutmütig anhören, am Ende aber sein Team hinter sich lassen.
Alle von ihnen hatten im Kongo Dienst getan und Wochen damit zugebracht, den Feind in den Dörfern und den Camps zu infiltrieren, um an entscheidende Informationen zu kommen. Über einen langen Zeitraum telepathisch zu arbeiten und sich selbst gegen größere Gruppen abzuschirmen, war extrem belastend. Alle brauchten sie dringend eine Erholungspause. Nicolas würde zuerst an seine Männer denken und sie vor Dahlia Le Blanc schützen, auch wenn sie ihr noch so viel Sympathie entgegenbrachten.
Sieh zu, dass du Lily in Sicherheit wiegst. Ryland fiel es inzwischen viel leichter, sich telepathisch zu verständigen. Die täglichen Übungen, die Lily ihnen auferlegt hatte, hatten ihnen nicht nur zu mehr Kontrolle verholfen, sondern auch dazu beigetragen, allmählich wieder die Barrieren aufzubauen, die ihr Vater bei seinem Experiment eingerissen hatte, um ihre Fähigkeiten in seinem Sinne zu optimieren. Lily gab sich redlich Mühe, sie entsprechend zu fördern, in der Hoffnung, ihnen dadurch das nötige Rüstzeug zu geben, damit sie später mit Familien und Freunden in der normalen Welt leben konnten. In der
Zwischenzeit teilte sie großzügig ihre Zeit und ihr Zuhause mit ihnen. Und dafür liebte Ryland sie noch mehr. Er wollte, dass Nicolas einen Weg fand, um Lily zuversichtlich zu stimmen. Nicolas war nämlich nicht der Typ, der log, nur damit Lily sich besser fühlte.
Sofern das überhaupt möglich ist, bringe ich ihr Dahlia hierher. Das ist das Beste, was ich tun kann.
Ryland nickte ihm unauffällig zu und überließ die Männer weiter ihren Spötteleien. Dann warf er einen Blick hinauf zur Kamera und winkte, für den Fall, dass Arly, ihr Sicherheitsmann, ihn dabei beobachtete, wie er sich auf die Suche nach seiner Frau machte.
Er fand sie in ihrem Schlafzimmer. Sie stand vor dem großen Panoramafenster und schaute hinaus auf die hügeligen Wiesen.
»Lily, er hat mir versprochen, sie hierher zu dir nach Hause zu bringen.«
Sie drehte sich nicht um. »Es ist ja nicht so, dass ich ihn nicht mag, Ryland. Ich hoffe, du weißt das. Er kann einfach nur so gefühlskalt sein. Dahlia braucht jemanden, der sie liebt und Verständnis hat für all die Dinge, die sie durchgemacht hat. Und ich wage zu bezweifeln, dass Nicolas zu dieser Art von Mitgefühl fähig ist.«
»Du glaubst also, dass Nicolas seine Männer nur aus Pflichtgefühl zurücklässt? Er kümmert sich um sie, wacht über sie. Er übernimmt jeden gefährlichen Job selbst, und glaub mir, Lily, was du von ihm verlangst, ist sehr gefährlich und höchst riskant.«
»Er ist imstande, sie zu töten«, warf Lily ein.
»Und sie hat ebenfalls keine Skrupel, ihn zu töten.«
Lily sah ihn aus traurigen Augen an. »Mein Gott, was hat mein Vater getan?«
2
DAS BOOT SCHOB sich durch den grünen Schlick des Louisiana Bayou, der Motor tuckerte langsam und gleichmäßig vor sich hin. Der eben noch blaue Himmel erglühte in farbenprächtigen Rosa-, Rot- und Orangetönen. Die Nacht brach schnell herein, und der Sumpf erwachte zum Leben. Schlangen ließen sich von Ästen ins Wasser fallen, und Alligatoren röhrten einander zu, ehe sie in das mit Algen überwucherte Brackwasser glitten. Die Luft war drückend und feucht und so heiß, dass sie geradezu durch Nicolas’ Kleidung sickerte. Der Schweiß lief ihm den Nacken hinunter und stand ihm in Perlen auf der Brust. Insektenschwärme tanzten dicht über dem Wasser, die Fische schnappten nach ihnen, und Fledermäuse schwirrten im Tiefflug darüber hinweg. Aufmerksam steuerte Nicolas das Boot durch das Labyrinth von schmalen Kanälen und Wasserläufen auf sein Ziel, die kleine Insel, zu.
Eine Vielzahl von Vögeln bewohnte die Sümpfe, und die meisten von ihnen fühlten sich von seiner
Weitere Kostenlose Bücher