Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
seine Anweisungen in das Gehirn des Wachmanns schickte, »verschob« er quasi dessen Fokus und zwang ihn, sich auf das Wasser zu konzentrieren. Der
Mann vibrierte vor Erregung, konnte es kaum erwarten, Beute zu schlagen, irgendeine Beute.
Nicolas erhob sich aus der feuchten Wiese, ein riesiger, dunkler Schatten, der sich über den Mann senkte und ihn verschlang, mit flinken Händen und scharfer Klinge. Er murmelte seine Bitten um Vergebung gen Himmel und gen Erde und versicherte dem Universum, dass er es bedauere, ein Leben genommen zu haben, während er gleichzeitig den Leichnam ins schwarze Sumpfwasser gleiten ließ und seinen Weg fortsetzte.
So schnell er konnte, ohne Gefahr zu laufen, in einem Wasserloch zu versinken, überquerte er die sumpfige Wiese. Falls Dahlia in diesem Gebäude war, würde sie gegen dieses übermächtige Einsatzteam trotz ihrer speziellen Fähigkeiten nur wenig ausrichten können. Die beiden Türflügel des Haupteingangs standen offen. Rauchfahnen bahnten sich ihren Weg nach draußen, begleitet von dem Geruch nach Benzin und Blut.
Wie ein Blitz schoss Nicolas durch den Eingang, zu einer Kugel zusammengerollt, sprang dann auf die Füße, sondierte den Raum mit seiner Waffe im Anschlag, während sich seine Augen auf die Dunkelheit einstellten. In der Eingangshalle lagen zwei Tote. Mit einem wachsamen Auge auf die Tür, die tiefer ins Sanatorium führte, näherte sich Nicolas den beiden Leichen.
Er erkannte sie anhand der Fotos und Dossiers, die er eingesehen hatte. Bernadette Sanders und Milly Duboune lagen tot vor ihm, exekutiert mit jeweils einer Kugel, mitten in die Stirn. Was ihm an ihrem Anblick besonders zu schaffen machte, waren das Strickzeug und die Wollknäuel, die neben ihnen lagen und sich langsam mit ihrem Blut vollsogen. Er konnte nichts mehr für sie tun. Das Büro
war zerstört, die Akten mit Brandbeschleuniger getränkt; sie brannten bereits lichterloh. Nicolas lief schnell weiter, wissend, dass ihm nur wenig Zeit blieb.
Kurz darauf fand er sich in einer Art Sporthalle wieder, angefüllt mit allen Arten von Trainingsgerät, das man für Geld kaufen konnte. Dieser Raum war von der Zerstörung kaum betroffen, doch Nicolas roch das Benzin, das jemand verspritzt hatte. Hier gab es für ihn nichts zu holen, deshalb entschied er sich für eine Tür, die in eine große Diele führte.
Die Tür stand offen, als wollte man ihn willkommen heißen, doch seine Überlebensinstinkte protestierten lautstark. Er ging seitlich neben der Tür in Position und wagte einen vorsichtigen Blick in den Raum. Flammen züngelten an den Wänden empor, und Rauchwolken bauschten sich über etlichen Stellen auf dem Fußboden. Ein Tisch und einige Stühle waren umgestürzt, und der Fußboden war mit Glasscherben übersät. Nicolas zählte mehrere Männer in dem Raum, alle bewaffnet. Einige von ihnen schütteten Benzin gegen die Wände und auf den Boden, tränkten die Stühle und den Tisch. Einer brüllte einen auf dem Boden kauernden Mann an. Zweimal trat er ihm brutal in die Seite und rammte ihm den Kolben seiner Pistole in die Rippen.
»Wo zum Teufel ist sie, Calhoun? Sie muss hier sein.«
»Fahr zur Hölle, Dobbs.« Calhoun lief das Blut übers Gesicht und versickerte in seinem Hemd. Er spuckte einen Mundvoll Blut auf den Fußboden. »Die ist schon längst über alle Berge. Die findet ihr nie.«
Dobbs zahlte ihm die höhnische Antwort augenblicklich heim, richtete seine Pistole auf das ausgestreckte Bein des Mannes und drückte ab. Calhoun schrie auf. Blut spritzte
an die Wände. Ein Mann, den Nicolas nicht sehen konnte, lachte dreckig.
Nicolas zielte, feuerte einen tödlichen Schuss ab und war schon verschwunden, ehe Dobbs als lebloser Haufen zu Boden sackte. Das Säuberungskommando reagierte prompt, schickte zur Vergeltung einen Kugelhagel durch die Wand und die Türöffnung, feuerte blindlings in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war.
Doch Nicolas war bereits die Wand hoch gelaufen, um die hohe Zimmerdecke als Versteck zu nutzen und dort zu verharren, bis der erste Mann durch die Tür gestürmt kam, wissend, dass sie annahmen, er hätte sich in ein anderes Zimmer geflüchtet. Wie eine Spinne hing er mit ausgestreckten Armen und Beinen an der Decke über ihren Köpfen, bewegungslos, ein Schatten in dem düsteren Raum. Selbst der in allen Rot- und Orangetönen flackernde Schein der Flammen erreichte ihn nicht. Die Männer würden ausschwärmen, sich verteilen, was sie zu sehr viel
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