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Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)

Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)

Titel: Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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zusammengelegten und verschlissenen Kinderdecke lagen. Er nahm die Bücher und die Decke, verstaute sie in einem Kissenbezug und schaute sich noch einmal um, ob es noch etwas gab, woran Dahlia hängen mochte. Vermutlich bewahrte sie alles, was ihr wichtig war, in ihrer Nähe auf. Wenn Dahlia den Anschlag überlebt hatte und es ihm gelänge, sie zu Lily Whitney zu bringen, würde sie gewiss ein paar persönliche Dinge brauchen, um sich wohlzufühlen. Der Raum war sehr ordentlich, selbst die Bücher in den Regalen waren in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Er fand einen Pullover, aus derselben Wolle, die er neben den beiden toten Frauen gefunden hatte. Anscheinend hatten sie ihn für Dahlia gestrickt. Auch diesen steckte er in den Kissenbezug. Der einzige andere Gegenstand in der näheren Umgebung ihres Betts war ein Teddybär, der einen Kimono trug. Er hatte auf dem Kopfkissen gesessen, bevor Nicolas den Bezug abgenommen hatte. Als er sich bückte, um den Teddy vom Boden aufzuheben, schlug eine Kugel genau an der Stelle in die Wand ein, wo eben noch sein Kopf gewesen war.
    Nicolas warf sich zu Boden und rollte sich hinter das Bett, richtete sich sofort wieder auf, auf ein Knie gestützt, und feuerte eine Kugelsalve ab. Gleichzeitig lokalisierte er den Gegner: Er erhaschte einen kurzen Blick auf einen Mann, der den Flur entlangrannte. Und er sah das Sprengstoffpaket, offenbar C4, ein Plastiksprengstoff, der nicht
nur die Beweise für die Morde, sondern auch das gesamte Gebäude vernichten konnte. Tief sog er die Luft in die Lungen, zwang sich zur Ruhe. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit ihm noch blieb, ehe das Sanatorium in die Luft fliegen würde, aber er bezweifelte, dass es mehr als ein paar Minuten waren. Er hob den Kissenbezug auf, stopfte ihn im Laufen in seinen wasserdichten Rucksack und nahm die Verfolgung des Mannes auf, der versucht hatte, ihn aus dem Hinterhalt abzuknallen.
    Als er sich der Tür zu dem Raum näherte, in dem Calhoun angeschossen worden war, gewahrte er eine Bewegung, hechtete zur Seite, feuerte aus der Hüfte, schlug zwei Purzelbäume und landete sanft auf den Füßen, nur wenige Zentimeter vor seinem Angreifer.
    Er sah, wie sich die Augen des Mannes in verzweifelter Todesahnung weiteten, ehe er nach hinten kippte und die Zimmerdecke mit ein paar blind abgeschossenen Kugeln durchlöcherte. Abermals murmelte Nicolas sein Gebet, bereits auf dem Weg zur Tür, eine stumme Bitte an die Götter seines Großvaters, seinen Beinen Flügel zu verleihen.
     
    »Nur noch ein paar Minuten«, tröstete Dahlia sich selbst. Ganz gleich, wie oft sie tief Luft holte, sie war am Rande der Erschöpfung, und ihr Kopf schmerzte, als bohrten sich Glasscherben in ihr Gehirn. Ihre müden Augen waren kaum mehr imstande, das gefährliche Terrain zu überblicken. Ein falscher Schritt, und sie würde in einem der morastigen Wasserlöcher versinken. Der Boden unter ihren Füßen fühlte sich an wie Schaumgummi, eine dichte Grasmatte, die auf dem tückischen Sumpf schwamm. Der faulige Geruch stehenden Wassers waberte um sie herum.
    Die schmale Mondsichel warf nur einen matten Lichtschein
über den Bayou und verwandelte die Zypressen in makabre Knochenmänner. Anstelle der Äste schienen sich blanke Knochen in die Nacht zu strecken, und die grauen Moosflechten sahen aus wie zerfetzte Kleider, die hin und wieder träge über dem schwarzen Wasser flatterten. Nur ganz selten frischte der Wind auf; in der drückenden Schwüle konnte man kaum atmen.
    Dahlia presste die Finger gegen die Schläfen und blieb stehen. Sie schwankte, wiegte sich vor und zurück, wie um sich selbst zu trösten. Sterne explodierten vor ihren Augen. Ihr Magen brannte wie Feuer. Sie hob den Kopf, plötzlich alarmiert. Eigentlich müsste sie sich besser fühlen, nicht schlechter, hier draußen im Sumpf, weit weg von den fremden Gefühlen, die die Mauern ihres ungeschützten Gehirns durchbrachen. Sie verharrte in ihrer Bewegung, ein Schatten in der Nacht, verwischte ihre Erscheinung noch mehr, um vor spähenden Augen sicher zu sein.
    Irgendetwas oder irgendjemand lauerte ihr auf, wartete darauf, dass sie ihm ins Netz ging. Ihr Herz klopfte vor Angst um diejenigen, die sie ihre Familie nannte – ob Krankenschwestern oder Bewacherinnen, das hatte sie nie wirklich für sich definiert, aber die beiden Frauen waren die einzigen Menschen, die sie durch den Großteil ihres bisherigen Lebens begleitet hatten. Milly und Bernadette. Sie waren Mutter und

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