Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
wüssten Bescheid.«
»Haben Sie ihn gesehen?« Dahlias Fingernägel gruben sich tief in ihre Handflächen. Am liebsten hätte sie die Frau gepackt und geschüttelt. Die Energie drang mit solcher Kraft auf sie ein, dass ihr Magen wie Feuer brannte und der Druck in ihrer Brust schier unerträglich wurde. Die Luft um sie herum war so aufgeladen, dass sie knisterte.
Louise schaute sich erschrocken um; auch sie spürte die elektrische Spannung in der Luft.
»Haben Sie Jesse gesehen?«, wiederholte Dahlia. »Ich mache mir solche Sorgen um ihn.« Dahlia schob ihre Hand in die Hosentasche, griff nach den Amethysten und ließ sie zwischen ihren Fingern kreisen. Die Luft war bereits
so aufgeladen, dass Louise einzelne Haare zu Berge standen. Dahlia fürchtete, es könnten Funken überspringen, wenn sie die Energie nicht bald in den Griff bekäme.
»Nein, meine Liebe«, seufzte Louise. »Ich wünschte, ich hätte ihn besuchen können. Martin hat es mir erzählt. Martin Howard.« Sie deutete auf die Fotografie. »Wir sind eng befreundet, und er wusste, dass ich mir große Sorgen um Jesse mache.«
»Wie hat er es denn erfahren?« Dahlia runzelte die Stirn und schloss ihre Finger ganz fest um die Kristalle. »Ich habe sogar den Direktor gefragt, doch er wollte keinerlei Informationen herausgeben.«
»Dahlia, warum sollte irgendjemand Jesses Zustand vor uns allen verheimlichen? Es gibt eine Menge geheimer Informationen, doch die über einen verletzten Freund zählen sicherlich nicht dazu.« Louise sprach sehr einfühlsam. Ihr Tonfall erinnerte Dahlia an ihre ruhige, freundliche Stimme am Telefon.
Dahlia kämpfte ihre Ungeduld nieder. »Diese Geheimniskrämerei mag tatsächlich sehr lächerlich erscheinen, außer jemand hat es darauf abgesehen, Jesse zu töten.«
Louise machte den Mund auf und ließ ihn gleich wieder zuklappen. Dann sah sie Dahlia lange und eindringlich an. »Ihn zu töten? Vorsätzlich? Dahlia, Sie sollten mir lieber erzählen, was hier vor sich geht.«
»Jemand hat mein Haus zerstört und meine Leute umgebracht, Louise. Und versucht, Jesse zu töten. Es war von Anfang an ein abgekartetes Spiel. Ich bin ihnen quasi direkt in die Hände gelaufen. Sie sind mir nicht gefolgt, sondern waren bereits vor Ort und haben auf mich gewartet. Ich existiere für niemanden außer für den NCIS. Und selbst dort wissen nur wenige Leute von mir.«
Louise schüttelte betroffen den Kopf. »Das kann doch nicht wahr sein.«
»Leider doch. Deshalb vermute ich, dass der Direktor Jesse vor den anderen Agenten schützen will, bis wir herausgefunden haben, wer hinter all dem steckt.«
Jetzt richtete Louise ihre hellblauen Augen direkt auf Dahlia. »Und deshalb sind Sie hier. Sie glauben, dass ich möglicherweise etwas damit zu tun habe.« Sie sagte das mit sehr viel Würde und Stolz in der Stimme. »Ich arbeite seit über zwanzig Jahren als Frank Hendersons Sekretärin, und auch davor habe ich stets Vertrauensstellungen bekleidet. Es würde mir nie in den Sinn kommen, geheime Informationen weiterzugeben. Und Jesses Gesundheitszustand fällt definitiv nicht in diese Kategorie, denn niemand hat mir gesagt, dass er als Geheimsache zu behandeln ist.«
»Ich versuche doch nur zu verhindern, dass mich jemand tötet, Louise«, erklärte Dahlia beschwichtigend. Es war schwer, der Frau nicht zu glauben. Die Energie, die sie ausstrahlte, hatte so gar nichts von Verstellung und Arglist an sich.
»Glaubt Frank denn, dass ich ihn hintergangen habe?« Louises Stimme bebte, als sie diese Frage stellte, doch aus ihrer Haltung sprachen immer noch Würde und Stolz. »Oder Sie?«
»Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll, Louise. Eigentlich hatte ich gehofft, dass Sie eine Vermutung haben. Der Verräter muss aus NCIS-Kreisen kommen. Ansonsten kommt niemand infrage.«
Louise verfiel in ein längeres Schweigen und dachte nach. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendjemand aus unserem Büro ein Verräter ist«, sagte sie schließlich. »Die Agenten stehen sich alle sehr nahe, sind
jedoch absolute Profis. Die meisten von ihnen haben in der Armee gedient, und sie sind alle intelligent und haben sich ihrem Job verschrieben.« Betroffen rieb sie sich die Stirn.
»Es wäre doch möglich, dass einem von ihnen ein Schnitzer unterlaufen ist und er seiner Freundin oder Frau gegenüber in einem unbedachten Moment Informationen ausgeplaudert hat.«
Louise schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, das würde keinem von
Weitere Kostenlose Bücher