Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
Hand. Beinahe liebevoll streichelten seine Finger das Heft. Sie spürte Romans steigende Erregung, seine ungezügelte Mordlust. Sie trat von der Mauer weg und hörte gleichzeitig Nicolas so laut fluchen, dass sein Protest in ihren Ohren widerhallte.
»Er hat ein Messer, Martin, und er wird nicht zögern, es zu benutzen«, sagte sie leise.
Beide Männer wirbelten auf dem Absatz herum. Dahlia hielt sich im Schatten und ließ ihr Bild verschwimmen, so gut es ihr möglich war, denn die beiden sollten nicht sehen, wie schlecht es ihr ging.
»Du!« Roman spuckte vor ihr aus, seine Augen waren nur noch Schlitze, sein Blick bedrohlich. »Ich hätte mir denken können, dass du das bist.«
»Willst du uns beide mit deinem Messer töten?«, fragte sie ihn. Dahlias Zittern wurde angesichts von Romans brutaler Mordlust immer schlimmer.
»Niemand wird einer durchgeknallten Frau glauben.« Roman machte noch einen Schritt auf Martin zu.
Dahlia hielt den Atem an. »Stopp! «, rief sie mit scharfer
Stimme. »Keinen Schritt weiter! Spürst du das denn nicht? Spürst du nicht die Gewehrläufe, die auf dich gerichtet sind? Sie werden nicht zulassen, dass du dich einem von uns auch nur noch einen Zentimeter näherst. Lass das Messer fallen und die Anwälte ihren Job tun.«
Martin schaute sich um, suchte seine Umgebung lange und sorgfältig ab. »Sie, das ist das Schattengänger-Team, richtig? Sie sind da irgendwo und beobachten uns.«
Dahlia nickte. »Sie haben einen Scharfschützen dabei, Roman. Einen Meister seines Fachs. Lass das Messer fallen. Die Sache ist es nicht wert, dass du dafür dein Leben riskierst.«
»Du lügst.«
»Nein, sie lügt nicht«, widersprach Martin. »Du solltest in der Lage sein, sie zu fühlen, Roman. Ich kann es. Wer ist der Scharfschütze, Dahlia?«
Die Gewaltbereitschaft nahm ein hässliches Ausmaß an. Dahlia spürte, wie ihre Beine zu Gummi wurden, und hockte sich auf den Boden, schockiert von ihrer eigenen Schwäche. Nur wenige Meter trennten sie von Roman. Wenn er wollte, konnte er sich ohne weiteres auf sie stürzen, mit dem Messer auf sie einstechen, und so schwach und hilflos, wie sie im Moment war, war sie zu keiner Gegenwehr fähig. Sie musste ihre ganze Konzentration aufwenden, um sich gegen einen Anfall zu wehren. »Nicolas Trevane«, antwortete sie.
Roman riss den Kopf hoch und fing an, wie ein Irrer zu fluchen. Mit jeder wüsten Beschimpfung schwappte eine Welle der gewalttätigen Energie, die Roman absonderte, über Dahlia hinweg, schwarz und niederschmetternd.
Du musst sie loswerden. Nicolas klang so wie immer. Absolut ungerührt. Kalt wie ein Stein. Sie wusste sofort, dass
ihn das Jagdfieber gepackt und er sein Ziel genau im Visier hatte.
Ich wollte dich nicht ablenken.
Ich lasse mich nicht ablenken. Aus seiner Stimme sprach ungebrochene Zuversicht.
Dahlia wandte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Feuer regnete vom Himmel. Glühend rote Schlieren tanzten über den Asphalt, mannshohe Flammen züngelten in die schwarze Nacht.
Martin beobachtete das Feuerspiel mit einer gewissen Art von Respekt. Im gleichen Moment verlagerte Roman sein Gewicht, holte mit der Hand, die das Messer hielt, aus und stürzte sich auf seinen Bruder. Dahlia sah die Kugel einschlagen, noch bevor der Schall ihr Ohr erreicht hatte. Ein Ruck ging durch Romans Körper. Wie eine Stoffpuppe wurde er nach vorn geschleudert, prallte gegen Martin und riss ihn mit seinem Gewicht zu Boden.
Der Ansturm der Energie traf Dahlia blitzschnell und mit voller Wucht. Sie sackte zu Boden, von einem Anfall geschüttelt, bittere Galle in der Kehle. Mit aller Kraft kämpfte sie gegen eine Ohnmacht an, gab ihr Letztes, um diese so wichtigen Forschungsdaten zu schützen. Doch es war unmöglich, bei Bewusstsein zu bleiben, während die Energie sie bei lebendigem Leib auffraß, die Luft um sie herum glühte, und der Druck in ihr stieg und stieg, bis er kein Ventil mehr fand.
Kaden war als Erster bei ihr. Nicolas saß noch oben auf dem Dach fest, und obwohl er überzeugt war, dass sein Schuss getroffen hatte, wagte er nicht, Roman oder auch Martin aus den Augen zu lassen, bis Kaden ihm das Okay-Zeichen gegeben hatte. Kaden kniete sich neben Dahlia und legte ihr beide Hände auf die Schultern, um die Energie
von ihr abzuleiten, die ihr so schwer zu schaffen machte. »Bist du ein Anker?«, rief er Martin zu, der weinend neben seinem Bruder kniete.
Nach kurzem Zögern nickte dieser.
»Dann komm verdammt noch
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