Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
der Nähe des Gebüschs gefangen, während das Licht einer Straßenlaterne genau auf den schmalen Pfad fiel. Sie würden sie bemerken, sobald sie sich bewegte, und sofort wissen, dass sie nicht allein waren. Sie traute sich kaum zu atmen, so dicht waren Trevors Fingern an ihrer Schulter.
»Okay, wir haben dieses Projekt verloren, Roman. Aber ich verstehe nicht, warum das für dich so wichtig ist, dass du deshalb gleich alles aufs Spiel setzt. Du verletzt Menschen. Früher oder später kommen sie uns auf die Schliche.«
Roman grinste ihn fies an. »Wir töten Menschen, Billings. Das ist ein unabdingbarer Teil unserer Arbeit, für den du selbst viel zu feige bist. Sieh zu, dass du endlich verduftest, und sag mir nicht, wohin ich gehen darf und wohin nicht. Ich gebe hier die Anweisungen.«
Dahlia wurde unweigerlich von der gewaltsamen Energie getroffen, dem Drang zu töten. Die massive Energie schwirrte um Roman herum und war dabei, auf Dahlia überzugreifen, auf sie einzuhämmern. Sie wollte Trevor Billings schon zurufen, dass er wegrennen solle, doch der musste das Todesversprechen in Romans Augen gesehen haben, denn plötzlich stieß er sich von der Mauer ab und stolperte auf die Straße zu.
Roman setzte ihm ein paar Schritte hinterher, blieb dann aber abrupt stehen und schaute sich um, als hätte er etwas – oder jemanden – hinter sich wahrgenommen. Dahlia war überzeugt, dass er genau spürte, dass jemand in seiner Nähe war.
Dahlia erstarrte, drückte ihren zierlichen Körper an die Hausmauer und nutzte alle Erfahrungen, die sie besaß,
um ihren Atem zu kontrollieren, damit nichts sie verriet. Sie passte ihre Gestalt weiterhin ihrer Umgebung an, doch Roman Howard war sehr nahe. So nahe, dass sie die Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren konnte. Er war fuchsteufelswild und strahlte eine ungeheure Energie aus. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, schnüffelte wie ein Hund, versuchte seinen Feind zu wittern. Dann machte er ein paar Schritte von ihr weg, hinein in den gelblichen Lichtkegel der Straßenlampe, und in dem Moment, als er sich wieder umdrehte, sah Dahlia die Klinge des Messers aufblitzen, das er in der Faust hielt.
Ihr stockte der Atem. Sie presste sich noch dichter an die Mauer, wünschte, da wäre ein Spalt, in den sie kriechen könnte. Sie spürte nicht nur seine Wut, sondern auch die gewaltsame Energie, die sein Körper abstrahlte, die ihn umhüllte. Die an ihm fraß, bis er leise vor sich hin fluchte und schnaubend Rache schwor. Jetzt wusste er, dass er beobachtet wurde. Der Atem brach aus seinen Lungen hervor. Er wollte töten. Musste irgendetwas oder irgendjemanden töten. Sein Verlangen, zu töten, war so stark, dass Dahlia um das Leben eines zufällig vorbeikommenden Passanten gefürchtet hätte.
Die brutale Energie traf sie in Wellen, und sie erkannte die hässliche Wahrheit über Roman Howards Leben. Immer einen Schritt hinter seinen Brüdern, trotzdem ein brillanter Mann, der glaubte, er könnte jeden austricksen. Er hasste aus tiefster Seele. Dieser Hass kochte und brodelte in ihm, vergiftete ihn und fraß an ihm, bis er seine Absichten kaum noch kontrollieren oder verbergen konnte. Dahlia spürte das alles, und die Energie sammelte sich um sie, würgte sie, drang in sie ein, bis der Druck schier unerträglich wurde. Sie biss sich ins Handgelenk und konzentrierte
sich auf den Schmerz, um die Brutalität von Romans Hassgefühlen abzublocken.
Keine zwei Meter von ihrem Standort entfernt, löste sich ein Schatten von der Hauswand. Roman fuhr herum und erstarrte. Wie hypnotisiert beobachtete sie, wie seine Fingerspitzen über das Heft des Messers strichen.
»Martin, was machst du denn hier? Ich dachte, du seist bei wichtigen Ermittlungen. Louise hat mir erzählt, du seist in Atlanta.«
»Ich war mit meinen eigenen Ermittlungen beschäftigt. Ich habe mich nämlich gefragt, wie jemand auf Dahlia Le Blanc stoßen konnte.«
»Auf wen? Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.«
»Ich wünschte, das wäre wahr, Roman, aber es wussten nur ganz wenige Eingeweihte von Dahlia. Wir haben ihre Identität sorgfältig verschleiert, und keiner dieser Schleier wurde jemals gelüftet. Deshalb weiß ich, dass diejenigen, die es auf sie abgesehen hatten, sie nicht mithilfe unserer Computer gefunden und sie auch vorher nicht gekannt haben konnten. Jesse wusste, wo sie lebte, doch es wäre lächerlich zu glauben, dass er sich selbst so zugerichtet hat.« Martin fuhr sich mit beiden Händen durchs
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