Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
kann kanalisiert werden.« Nicolas hatte die Anzeichen ihrer drohenden Überlastung bemerkt. Im Moment lebte und atmete eine unendliche Trauer in ihr, die sie weit über den Punkt hinausbrachte, wo sie noch vernünftig denken konnte.
»Kannst du das?« Sie vertraute ihm nicht völlig. Sie traute niemandem. Nicht Jesse, nicht einmal Milly und Bernadette, aber das hatte sie nicht daran gehindert, sie zu lieben. Sie fühlte sich einsam und verloren und hatte keine
Ahnung, was sie tun sollte, aber Trevane hatte etwas so Verlässliches an sich. Vielleicht lag das an seiner Ruhe. Oder seiner Kraft, die er anscheinend so locker im Griff hatte.
» Wir können das bewerkstelligen. Folge meinen Anweisungen. « Nicolas ließ keinerlei Beunruhigung erkennen. Seine Haut prickelte, ein sicheres Zeichen für drohende Gefahr. Das Exekutionskommando setzte wahrscheinlich mehr Männer in den Sümpfen ab und würde alsbald aus allen Richtungen auf sie zuschwärmen. Es würde mehr Gewalt geben und mehr Tote, ehe er imstande wäre, sie in Sicherheit zu bringen.
Dahlia tat genau das, was er von ihr verlangt hatte, aus dem einfachen Grund, weil ihr nichts Besseres einfiel. Sie konzentrierte sich auf ihren Atem. Lauschte dem Klang seiner Stimme, dem tiefen Timbre, samtig weich und fesselnd, beinahe hypnotisierend. Er ließ das Bild eines tiefen, klaren Teichs in ihrem Bewusstsein entstehen. Die Wellen schlugen höher, wild und unkontrolliert trachteten sie ihren Grenzen zu entkommen, doch Trevane baute eine immer höhere Mauer um den Teich.
Dahlia fühlte sich besser, die Übelkeit ließ nach, doch sie wusste, dass sie eine verlorene Schlacht schlug. Die Energie lebte und suchte sich ein Ziel. Trevane hielt die Energie weiterhin innerhalb der Ummauerung des Teichs, doch sie nahm an Stärke zu, suchte unerschütterlich nach einer Möglichkeit, jemandem Schaden zuzufügen.
»Nein, ist sie nicht. Die Energie ist nicht lebendig, Dahlia. Sie mag ja die Nachwirkungen der Gewalt in sich tragen, aber sie besitzt keine Persönlichkeit. Sie muss entweichen, wie Wasserdampf aus einem Kessel. Wir müssen ihr nur ein Ventil anbieten.«
»Kannst du meine Gedanken lesen?« Die Vorstellung
war erschreckend. Ihre Gedanken waren nicht von der Art, die für andere bestimmt war.
»Das erkläre ich dir später.« Plötzlich stellten sich ihm die Nackenhaare auf. »Wir stecken in Schwierigkeiten, Dahlia. Wir werden gejagt. Wenn du am Leben bleiben willst, musst du mir vertrauen, dass ich uns beide aus diesem Schlamassel heraushole.«
Ihr Blick wanderte über sein Gesicht, sie musterte ihr Gegenüber. Wägte ihre eigenen Möglichkeiten ab. »Du bist ein Killer.« Sie traf diese Feststellung einfach so. Schroff, ohne jede Abschwächung.
Nicolas zuckte nicht zusammen, wandte den Blick nicht ab, sondern sah sie genauso ungerührt an wie sie ihn. Das Eis war deutlich spürbar. Die Distanz zwischen ihm und dem Rest der Welt. Er wollte verdammt sein, wenn er sich für sein Tun entschuldigte. »Ja.« Wenn sie ihn einen Killer schimpfen wollte, nur zu. Sollte sie sich doch mit seiner Person auseinandersetzen, wenn sie leben wollte.
»Warum riskierst du dein Leben, um das meine zu retten ?«
»Ist das so wichtig? Ich bin kein Typ für Smalltalk. Lass uns das hier zu Ende bringen und verschwinden.«
»Oh, mir war nicht klar, dass wir hier Smalltalk machen. Ich habe unser Gespräch jedenfalls nicht als solchen betrachtet. «
Er hätte am liebsten einen Fluch ausgestoßen – und er war kein Mann, der fluchte. Sie starrte mit ihren großen dunklen Augen und ihrer exotischen Schönheit zu ihm empor und schlich sich irgendwie durch seine inneren Mauern und unter seine Haut. Sie hatte etwas an sich, was er nicht wirklich benennen konnte, etwas Wichtiges, schwer Greifbares, etwas, was in seinem Bewusstsein trieb,
sich aber nicht greifen ließ. Es hatte mit Gefühlen zu tun, und das Einzige, womit Nicolas nicht umzugehen verstand, waren Gefühle.
Er atmete langsam aus, entschlossen, sich nicht einwickeln zu lassen. Er musste sie beide am Leben erhalten, und nur das zählte. »Lenke deine Gedanken von uns ab. Betrachte die Energie als Sprengladung. Etwas, was du detonieren lässt. Dirigiere sie in eine bestimmte Richtung.«
Dahlia schüttelte den Kopf. Ihr Herzschlag hatte sich zwar dem seinen angepasst, doch ihre Lungen verlangten nach Luft, die Energie erstickte sie mit ihrem Drang zu entweichen. »Ich kann nicht.«
»Sieh dort hin.« Er zeigte auf den Sumpf,
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