Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
sich in der winzigen Hütte um. Da es keine Möglichkeit gab, sich irgendwohin
zurückzuziehen, ging sie in die Ecke, die am weitesten von Nicolas entfernt war, und drehte ihm den Rücken zu.
»Du musst dich darauf einstellen, dass dein Freund nicht mehr am Leben ist, Dahlia.«
Sie zog das nasse Hemd und ihr Oberteil aus und ließ die Sachen auf den Boden fallen. »Sein Name ist Jesse, Jesse Calhoun.« Sie drehte kurz den Kopf, um zu sehen, ob er sie beobachtete, hielt ihm aber weiterhin den Rücken zugewandt. Dann streifte sie ihren zartblauen BH ab, warf ihn auf den Haufen mit den tropfnassen, schlammverschmierten Klamotten und zog sich schnell das trockene Hemd über. »Es wäre absolut sinnlos, ihn umzubringen. Wenn sie ihn hätten töten wollen, hätten sie ihn auch gleich im Sanatorium erschießen können. Sie werden ihn als Köder benutzen, um mich zu ihm zu locken. Welches andere Motiv könnten sie wohl haben?« Mühsam schälte sie sich aus der Jeans, die ihr an den Beinen klebte, zog anschließend ihren Slip aus und versuchte sich nicht zu schämen. Tat so, als sei es das Natürlichste von der Welt, sich in Gegenwart eines fremden Mannes auszuziehen.
»Da muss ich dir beipflichten. Er ist ihr Pfand. Sie haben sich wahrscheinlich gedacht, wenn sie dich nicht kriegen, dann nehmen sie ihn, und du wirst ihm früher oder später nachkommen.«
»Genau das habe ich vor.« Sie starrte trotzig seinen Rücken an. Er hatte ihr Vorhaben zwar nicht für verrückt erklärt, aber sein gleichmütiger Tonfall begann sie allmählich zu nerven. Selbstverständlich musste sie Jesse zu Hilfe kommen. Niemals würde sie Jesse in den Händen von Feinden zurücklassen.
Nicolas hielt den Kopf gesenkt und den Blick auf das Gewehr gerichtet, während er es mit einem Lappen trockenrieb.
Er spürte ganz deutlich ihre steigende Nervosität und vermutete aufgrund seiner Erfahrungen als Schattengänger, dass ihre wachsende Erregung die Reaktion auf die andauernde und sehr enge Nähe zu einem anderen Menschen war. In Anbetracht ihres Schockzustandes und ihrer Trauer war das eine gefährliche Kombination. »Ich sehe auch keine andere Möglichkeit«, erklärte er. »Nachdem sie damit rechnen, dass wir sie verfolgen, und wir natürlich nicht vergessen haben, dass sie uns einen Killer hinterhergeschickt haben, müssen wir sie einfach austricksen.«
»Ich bin froh, dass du das begriffen hast.« Sie spülte den Schlamm aus ihren Kleidern und hängte sie zum Trocknen auf. Dann drehte sie sich zu Nicolas um, der gerade sein Gewehr zur Seite legte und ein paar andere Dinge aus seinem Rucksack kramte. Darunter einen Kissenbezug, den sie sogleich wiedererkannte.
Nicolas öffnete eine kleine Dose, zog einen weißen Würfel heraus und legte ihn auf ein Metalltellerchen. Trotz ihres Bedürfnisses nach Abstand rückte Dahlia näher. Ihre Augen leuchteten vor Neugier. »Was ist das?«
»Ich habe wasserfeste Streichhölzer dabei. Ein paar von den Sachen sind etwas feucht geworden, aber wir waren ja auch lange im Wasser.« Er riss ein Streichholz an und hielt die Flamme an den weißen Würfel. »Die nennen sich Sterno-Tabs, und der hier sollte genügend Hitze entwickeln, damit du endlich zu zittern aufhörst.«
Und tatsächlich spürte Dahlia, dass ihr bereits ein wenig wärmer wurde. »Was hast du sonst noch in deinem Rucksack? Ich wage ja nicht zu hoffen, dass du etwas zu essen eingepackt hast.«
»Aber selbstverständlich doch. Ohne Wegzehrung geht ein Mann nirgendwohin.«
In seinen Augen blitzte kurz ein Anflug von Belustigung auf, und Dahlia wurde warm ums Herz. Keine große Sache, aber so etwas war ihr noch nie passiert. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, stellte sich näher an den brennenden Würfel und versuchte, ihr Gegenüber nicht anzusehen. Lange hielt sie das nicht aus.
Nicolas entledigte sich seiner Waffen und legte sie nacheinander auf eine Holzkiste, die als Tisch diente. Zwei Stiefelmesser. Zwei andere Messer, die in einem Halfter gesteckt hatten, das eng an seiner Brust anlag. Aus einer Scheide zwischen seinen Schulterblättern zog er ein weiteres Messer. Es folgten eine Beretta und ein gefüllter Patronengürtel. Fasziniert betrachtete Dahlia das Waffenarsenal. »Gütiger Himmel. Du rechnest anscheinend wirklich mit dem Schlimmsten.«
»Man kann nie zu viele Waffen bei sich tragen.«
Sie studierte ihn, seine fließenden Bewegungen, seine wachsamen Augen. Alles an ihm wies ihn als Killer aus. »Du bist selbst eine
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