Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
Waffe.«
Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. »Du auch. Man nennt das ›vorbereitet sein‹.«
Sie schaffte es nicht, den Blick abzuwenden, als er sich seiner nassen Kleider entledigte und sie auf den Boden warf. Der Mann besaß nicht einen Funken Schamgefühl, und sie beäugte trotz ihrer guten Vorsätze seinen Körper. Seine imposante Gestalt ließ die Hütte und sie selbst winzig erscheinen. Er war groß, hatte breite Schultern und einen muskulösen Körper. Und als er sich ein wenig zur Seite drehte, sah sie die hässliche Wunde an seiner Seite, ganz in der Nähe seines Herzens.
»Du bist ja verletzt.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ja, ist vor ein paar Wochen
passiert. Aber die Wunde ist beinahe verheilt.« Er zog ein Verbandspäckchen aus dem Rucksack.
Dahlia hatte nicht den Eindruck, dass die Wunde verheilt oder einige Wochen alt war. Sie sah entzündet aus und war bestimmt sehr schmerzhaft. »Das hättest du mir sagen sollen.«
Jetzt schaute er sie direkt an. Dahlia konnte nicht ergründen, was er gerade dachte, aber sein Blick verunsicherte sie irgendwie.
»Und, hättest du was dagegen tun können?«
»Sicher, ich hätte mich noch mehr angestrengt, nicht ohnmächtig zu werden.« Sie sah ihm dabei zu, wie er die Wunde mit Puder und Salbe versorgte und sie dann mit einem großen Klebeverband abdeckte.
»Kannst du das denn beeinflussen?«
»Hm, manchmal gelingt es mir. Ich war am Ende meiner Kräfte, aber mit etwas mehr Ansporn hätte ich vielleicht durchhalten können.« Ihre Arme und Beine schmerzten immer noch vom langen Schwimmen. Sie massierte ihre Armmuskeln. »Zumindest hättest du mich nicht auch noch schleppen müssen, neben deinem Rucksack und dem Gewehr.«
»Dein Fliegengewicht habe ich kaum gespürt.«
Sie wandte sich von ihm und der Wärme des Würfels ab. Sie wusste, dass sie klein war. Selbst Jesse hatte sie manchmal damit aufgezogen, dass sie noch wachsen müsse. Das war ihr wunder Punkt, aber sie versuchte stets, sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen.
»Hier sind Gesichtsreinigungstücher. Mach dich sauber, dann können wir essen.«
Dahlia drehte sich genau in dem Augenblick um, als er ihr das Päckchen zuwarf. Sie schnappte es sich aus der
Luft und wusste, dass er ihre Reflexe hatte testen wollen. »Mir geht es gut, Nicolas. Ich bin wegen der Überlast an Energie ohnmächtig geworden, nicht, weil ich zu schwach zum Weitergehen gewesen wäre. Das passiert mir oft. Deshalb halte ich mich nach Möglichkeit von Situationen fern, die diese Überbelastung verursachen. Du brauchst dir um mich wirklich keine Sorgen zu machen. Mir geht es wieder ausgezeichnet. Gerade weil ich in der Lage bin, einen Großteil dieser Energie zu nutzen, halte ich körperliche Belastungen länger aus als die meisten anderen Menschen.«
Er studierte ihr abgewandtes Gesicht, während er ein Paar fast trockene Jeans anzog. Sie sah überhaupt nicht gut aus. Sie war leichenblass und wirkte traurig. Und er hatte keine Ahnung, wie er sie trösten könnte. Frauen waren nicht seine Stärke. Doch da sie sich beim Abwischen der Schlammreste so ungeschickt anstellte, nahm er ihr das feuchte Reinigungstuch aus der Hand und machte sich selbst ans Werk.
Wie immer protestierten Dahlias Überlebensinstinkte lauthals gegen seine Berührungen, doch sie blieb stehen. Sie hatte Nicolas bisher noch nie unbeholfen erlebt, in keiner Situation. Und doch spürte sie jetzt ganz genau, wie unsicher er war, und erkannte, dass er versuchte, sie zu trösten.
»Whitney ist tot. Er wurde bei dem Versuch ermordet, die Männer meiner Einheit zu schützen, nachdem er seine Experimente mit ihnen abgeschlossen hatte. Nach seinem Tod haben wir etliche Videobänder gefunden. Von dir gab es auch zahlreiche Aufzeichnungen, was uns letztendlich ja auch zu dir geführt hat. Auf allen Videos, die dich beim Kampfsporttraining zeigen, hast du immer vor deinem
Gegner angegriffen oder abgewehrt. Du hast die Energie, die auf dich zukam, schon gespürt, ehe deine Gegner zu einem Angriff ansetzten, richtig?« Er rieb immer noch Schlammschlieren von ihrer Haut, so behutsam, dass sie es kaum fühlte, doch die Luft zwischen ihnen knisterte nun merklich.
In seiner Stimme lagen Bewunderung und Respekt. Dahlia wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie das bewegte, doch ihr Herz reagierte auf dieses unerwartete Kompliment mit einem kleinen Satz. Sie nickte. »Ja, so ungefähr funktioniert das. Alles sendet Energie aus, auch Emotionen. Wenn ich
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