Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
»Und es gibt nicht wirklich eine Möglichkeit, diesen Prozess rückgängig zu machen, oder?«
Nicolas schüttelte den Kopf. »Nein, aber es gibt Möglichkeiten, besser damit umzugehen. Lily kann dir dabei helfen, dass du wieder in der Lage bist, unter Menschen zu leben, und zumindest die Chance auf ein annähernd normales Leben hast. Sie hat uns allen dabei geholfen.«
»Sie treffen zu können würde mir schon reichen. Ein Teil von mir hat immer gedacht, es sei verrückt, so fest an ihre Existenz zu glauben.« Sie fuhr mit den Fingern durch ihre feuchten Haare und hob sie im Nacken an. »Ich habe
mir so meine Gedanken gemacht und glaube nicht, dass es so schwer ist, Jesse zu finden. Sie wollen ja, dass ich ihn suche. Deshalb müssen sie irgendeine Spur hinterlassen haben, damit ich ihn finde.«
Nicolas schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein und reichte sie ihr über den Tisch. Dabei berührten sich ihre Fingerspitzen. Prompt jagte ein Schauer der Erregung durch seine Eingeweide, und er hätte am liebsten einen Fluch ausgestoßen. Doch er war ein Mann, der nicht fluchte. »Da muss ich dir zustimmen«, sagte er, nach außen hin die Ruhe selbst.
Mit gelassener Miene trank Dahlia einen Schluck Kaffee. Sie saß gemütlich auf dem großen Küchenstuhl, fühlte sich wohl in ihrer Jeans und dem T-Shirt. Ihr langes Haar reichte ihr bis zu den Hüften, eine Kaskade schwarzer Seide. Die feuchten Strähnen hinterließen dunkle Flecke auf ihrem T-Shirt.
Nicolas richtete den Blick auf die verschiedenen Ausweise. »Ist da irgendwas dabei, was uns helfen könnte?«
»Nicht wirklich. Was ist mit deinen Leuten? Verfügen sie über Verbindungen, um Jesses Hintergrund zu beleuchten? Wir könnten ein bisschen Hilfe brauchen.«
»Lily hat einen hohen Unbedenklichkeitsstatus und kann sich in jedes Sicherheitssystem hacken. Ich habe sie angerufen, während du geduscht hast.« Er rieb sich die Wange. »Ich soll dir ausrichten, dass sie sehr froh ist, dass wir dich gefunden haben, und dass sie sich jetzt nicht mehr so allein fühlt.«
Dahlia senkte den Kopf, unfähig, ihre Miene vor seinem prüfenden Blick zu verbergen. Lily hatte ihr immer so viel bedeutet, obwohl sie überzeugt gewesen war, dass Lily nur ein Produkt ihrer Einbildung war. Und jetzt, da sie wusste,
dass Lily tatsächlich lebendig war und sich freute, sie gefunden zu haben, konnte sie ihre Gefühle nicht richtig deuten. Es war, als wäre ein lange vermisst geglaubtes Familienmitglied wieder aufgetaucht. Sie hatte Mühe, ihre Gefühle für sich zu behalten.
»Dahlia, es ist vollkommen in Ordnung, deinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Du kennst jeden meiner Gedanken. «
Er glaubte, seine Worte würden ihr ein Lächeln entlocken, sah sich aber getäuscht. Dahlia kauerte mit Tränen an den Wimpern auf dem großen Küchenstuhl und sah zu ihm hoch. »Nein, das stimmt nicht. Ich bin nicht wie du. Ich sagte dir doch, dass ich keine telepathischen Fähigkeiten besitze. Ich kann reagieren, wenn die Energie für mich passt, und ich kann antworten, wenn die andere Person den Kontakt aufrechterhält. Jesse war ein starkes Medium. Wir konnten uns unterhalten. Du bist auch stark, du baust eine Brücke, aber ich kann deine Gedanken nicht lesen. Ich spüre deine Hände auf meinem Körper oder deine Lippen. Woran auch immer du denkst, überträgt sich als starkes Gefühl. Du sendest etwas aus, doch mein Gehirn kann es nicht erfassen. Aber mein Körper spürt es.«
Nicolas setzte sich langsam hin. »Das ist schwer zu verstehen. Die meisten Schattengänger arbeiten mit Telepathie, zumindest zu einem großen Teil. Die Verwendung von Energie ist etwas anderes. Mir erscheint es unmöglich, dass du meine Gedanken nicht hörst, aber fühlst, was ich denke.«
»Wir alle strahlen Energie ab. Gefühle setzen Energie frei. Du fühlst dich von mir sexuell angezogen. Diese Energie ist sehr stark, und sie wirkt auf mich.«
»Ist dir das schon einmal mit einem anderen Menschen
passiert, auf einer anderen Ebene? Hast du schon einmal gespürt, was ein anderer denkt?« Er blieb ganz ruhig, atmete langsam ein und aus, doch jetzt konzentrierte er sich auf seinen Verstand und seinen eigenen Körper, und das Gefühl des Unbehagens, das Gefühl dunkler, gefährlicher Gewalt, hatte er als Teil von sich erkannt und losgelassen.
Sie schüttelte den Kopf. »Du Glücklicher. Bis jetzt ist mir das nur bei dir passiert.«
Er bemühte sich um eine gleichgültige Miene, die nichts von der Erleichterung preisgab,
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