Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
intellektuell als auch körperlich. Vielleicht war es die Herausforderung, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass das Los dieser Frau mit seinem eigenen Los verknüpft war. Irgendwie waren sie miteinander verwoben, ob im Guten oder im Schlechten. Ihm wäre eine positive Beziehung zwischen ihnen lieber gewesen, doch sein zeternder Radar wollte einfach nicht verstummen. Mit allen drei Besuchern war so einiges faul.
»Kaden Montague und Nicolas Trevane«, sagte er, um die beiden vorzustellen.
Alle drei Gäste machten eine kleine Verbeugung in die Richtung der Neuankömmlinge. Dann sah Azami Sam wieder mit ihren schräg stehenden großen Katzenaugen im Spiegel an, ehe sie die fiedrigen schwarzen Wimpern sittsam senkte, als ihr Bruder seinen Kopf umdrehte, um sie anzusehen. Sam kaufte ihnen dieses Theater nicht ab. Er ließ das Geländefahrzeug an und sandte ein stummes Gebet zum Himmel, Nico und Kaden würden sich von Lilys Bestätigung der Identität ihrer Gäste nicht einlullen lassen, sich nicht in einem falschen Gefühl von Sicherheit wiegen. Sein Nacken juckte. Azami Yoshiie war mehr als ein verfluchter Leibwächter, und es würde ihm eine Menge Disziplin abverlangen, sich auf das Fahren zu konzentrieren.
Die Hochgebirgsstraße war nicht ungefährlich, die Serpentinen waren eng, und die Straße wurde schmal, sowie sie die Kleinstadt hinter sich gelassen hatten. Sam biss die Zähne zusammen und fuhr. Er konnte fühlen, wie sein Herz in seiner Brust schlug, und er atmete betont langsam. Es war einleuchtend, dass Daiki Yoshiie mit Leibwächtern reiste, die ihn sowohl beschützen als auch Kunden die Installation und die Benutzung der notwendigen Software für ihre Produkte beibringen konnten. Ihre Funktion als Leibwächter erklärte, wie sich alle drei bewegten, und wenn auch nur die Hälfte der Gerüchte, die über Mamoru Yoshiie im Umlauf waren, der Wahrheit entsprachen, hätte er seinen Kindern bestimmt beigebracht, wie sie sich verteidigten. Aber wenn alles einleuchtend war, warum fühlte er sich dann so unbehaglich?
»Möchten Sie Musik hören?«, fragte er Daiki höflich. Im Allgemeinen fiel es ihm ziemlich leicht, ein lockeres Gespräch zu führen, doch da er das Gefühl hatte, das sprichwörtliche Schwert schwebte über seinem Haupt, fiel es ihm etwas schwerer als sonst, sich interessante Themen einfallen zu lassen.
»Das ist nicht nötig«, erwiderte Daiki mit ebenso großer Höflichkeit. »Ich brauche für mein Wohlbefinden weder Musik noch Konversation. Ich genieße die Umgebung, und Ihre Berge sind schön anzusehen.«
»Und abgelegen«, fügte Eiji hinzu. »Diese Straße macht nicht den Eindruck, als herrschte hier viel Verkehr.«
Sam war von der Hauptstraße abgebogen, die zum Lolo National Forest führte, um einen Privatweg zu nehmen, den die meisten Bewohner des Häuserkomplexes innerhalb der Festung benutzten. Diese Straße führte etwas steiler bergauf als die andere, doch sie führte durch dichteren Wald, und der Baldachin aus Ästen bildete ein natürliches Dach über ihnen, das sie vor möglichen Augen am Himmel verbarg.
»Das Anwesen ist sehr abgelegen«, sagte Sam. »Das gewährleistet uns Ungestörtheit. Hier werden heikle Forschungen betrieben, und die Sicherheitsvorkehrungen sind streng.«
»Soweit ich gehört habe, wohnt Dr. Miller auf dem Gelände Ihres Forschungszentrums«, fuhr Daiki fort.
Sam sah ihn scharf an und warf einen Blick in den Rückspiegel. Sowohl Kaden als auch Nico erweckten den Eindruck, als rekelten sie sich träge auf der hintersten Bank, doch er kannte ihren Gesichtsausdruck sehr gut. Sowie Lily in Verbindung mit ihrem Wohnhaus erwähnt worden war, hatten beide auf höchste Alarmbereitschaft geschaltet. Lilys Sohn musste um jeden Preis vor allen Außenstehenden beschützt werden. Er war mit außerordentlichen Fähigkeiten geboren worden, und alle wussten, dass Peter Whitney, ihr Vater, alles getan hätte, um den Jungen in seine Finger zu kriegen oder wenigstens Beweise dafür zu erhalten, dass dieses Kind anders war als andere.
»Sind Sie Lily begegnet?«, fragte Sam, obwohl er die Antwort kannte. Er war in Pakistan gewesen und hatte Jagd auf prominente Al-Qaida-Führer gemacht, als die vier Schattengängerteams die Entscheidung getroffen hatten, sich einen eigenen hochauflösenden Satelliten zuzulegen.
Das Geld in der gemeinsamen Kasse erlaubte ihnen die erstaunlich kostspielige, aber notwendige Anschaffung, doch was allen vier Teams Sorgen bereitete, war
Weitere Kostenlose Bücher