Spiel der Herzen (German Edition)
verdammte Wette ist mir egal«, knurrte er. »Du brauchst Hilfe, und ich will helfen. Ich kann noch ein paar Tage erübrigen, um herauszufinden, ob das Projekt gelingen kann.«
»Oh, Jarret«, hauchte sie, »du erfüllst mir meinen größten Wunsch. Etwas Schöneres hättest du nicht für mich tun können!« Dann begann sie unerklärlicherweise zu weinen.
Pure männliche Panik stieg in ihm auf. »Na, na, na, Liebste«, brummte er und schloss sie in die Arme. »Ich dachte, du würdest dich freuen.«
»Ich freue mich ja auch!«, stieß sie hervor. »Ich weine, wenn ich mich freue.«
»Dann möchte ich nicht sehen, was du machst, wenn du traurig bist.«
»Dann weine ich auch«, schluchzte sie. »Aber noch mehr.«
Es war zu viel für ihn. Wie oft hatte sie wegen des Mannes geweint, der sie verlassen hatte und im Krieg gefallen war? Wie oft hatte ihr Bruder sie zum Weinen gebracht? Der Gedanke war ihm unerträglich.
»Nur wenn ich wütend bin, weine ich nicht«, erklärte sie und versuchte sich zu fassen. »Dann fange ich an zu keifen.«
»Ich erinnere mich.« In dem Bemühen, ihren Tränenfluss zu stoppen, schob er nach: »Ich weine nie. Ist zu unerfreulich.«
Sie sah zu ihm auf. »Nie?«
»Nie.«
»Das ist ja schrecklich!« Sie wischte sich die Tränen mit dem Handrücken von den Wangen. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, nicht weinen zu können. Ich fühle mich danach immer viel besser.« Sie lächelte ihn an. »Obwohl ich dann ganz furchtbar aussehe.«
»Für mich siehst du immer wie eine Göttin aus.« Als ihm bewusst wurde, wie kitschig seine Worte klangen, drehte er Annabel rasch um, damit er ihr das Korsett zuschnüren konnte – und die Hoffnung in ihren Augen nicht sehen musste. »Wo soll das Treffen mit deinem Bruder eigentlich stattfinden?«
»Wo du willst.«
»Am besten hier in der Brauerei«, sagte Jarret, »und ich möchte, dass ihr dabei seid, du und Mr. Walters.«
»Selbstverständlich.«
»Und ich will die Geschäftsbücher sehen.«
Sie stutzte. »Alle?«
»Alle. Bevor ich einen Vertrag mit Lake Ale unterschreibe, muss ich mir sicher sein, dass ihr es auch schafft, genug Bier für eine Lieferung nach Indien zu produzieren.«
Ihr entfuhr ein Seufzer. »Ich weiß nicht, ob Hugh es erlauben wird.«
»Das wird er müssen, wenn er meine Hilfe will.«
Nachdem er ihr Korsett zugeschnürt hatte, straffte sie die Schultern. »Dann werde ich dafür sorgen, dass er es tut.«
Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Trotz ihrer Tränen war sie standhaft und zum Äußersten entschlossen. »Ich benötige außerdem eine Liste aller Zulieferer. Und wenn ihr irgendetwas über die Geschäfte von Allsopp und Bass wisst, brauche ich auch diese Informationen.«
»Wird erledigt.«
Während sie sich ankleideten, erteilte er weitere Weisungen; hauptsächlich, um ihr begreiflich zu machen, dass die Sache nicht so einfach war. Sie mussten hart arbeiten, wenn ihr Plan aufgehen sollte.
Als sie beide fertig waren, sagte er: »Ich bringe dich nach Hause.«
»Auf keinen Fall!«, erwiderte sie. »Man darf uns nicht zusammen sehen!«
»Aber Annabel, allein bist du nicht sicher.«
Sie lachte. »Auf den Straßen Burtons bin ich selbst zu dieser Uhrzeit so sicher wie am heimischen Herd.« Sie wies mit einem Nicken zur Tür. »Du gehst zuerst. Und achte bitte darauf, dass dich unterwegs niemand sieht. Ich gehe kurz nach dir los.«
Es gefiel ihm zwar nicht, aber er ahnte, dass sie in diesem Punkt nicht mit sich reden lassen würde. »Na schön.« Er ging zur Tür, dann drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Wann kann ich dich wiedersehen?«
»In ein paar Stunden, bei der Besprechung«, entgegnete sie.
Er runzelte die Stirn. »Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du!«
Sie errötete, aber sie sah ihm unverzagt in die Augen. »Ist ein Wiedersehen die Bedingung dafür, dass du hierbleibst und uns hilfst?«
»Nein, verdammt! Aus diesem Grund habe ich nicht gefragt.«
Sie sah ihn prüfend an, als versuchte sie abzuschätzen, ob sie ihm glauben konnte. Dann spielte ein Lächeln um ihre Mundwinkel. »Wenn es so ist, können wir uns wiedersehen, wann immer du willst.«
Sein Herz begann schneller zu schlagen. »Heute Nacht? Gleiche Uhrzeit? Hier?«
Sie sah ihn verschmitzt an. »Wie Sie wünschen, gnädiger Herr.«
»Was ich mir wünsche«, knurrte er und nahm sie in die Arme, »ist, dass du mich nie wieder ›gnädiger Herr‹ nennst!«
Er küsste sie und genoss es sehr, wie sie
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