Spiel der Magier
Ce’Nedra, die sich noch immer mit dem Schwert abmühte.
Der Löwe sprang.
Mandorallen breitete seine stahlgeschützten Arme weit aus und trat dem Angriff der Katze entgegen. Sie trafen mit einem lauten Krachen aufeinander, und Mandorallen schloß seine Arme um den Körper des Tieres. Der Löwe schlang seine mächtigen Pranken um Mandorallens Schultern, und seine Krallen verursachten ein ohrenbetäubendes Kreischen, als sie auf dem Stahl der Ritterrüstung abglitten. Seine Zähne knirschten und mahlten, als er versuchte, in Mandorallens behelmten Kopf zu beißen. Mandorallen verstärkte seine tödliche Umarmung.
Ce’Nedra krabbelte aus dem Weg, das Schwert hinter sich her schleppend, und starrte mit vor Furcht weit aufgerissenen Augen auf den schrecklichen Kampf.
Das Strampeln des Löwen wurde verzweifelt, und lange, tiefe Kratzer erschienen auf Mandorallens Rüstung, während der Mimbrer unerbittlich seine Arme zusammenpreßte. Aus dem Brüllen wurde Schmerzensgeheul, und der Löwe kämpfte jetzt nicht mehr, um zu töten, sondern ums Überleben. Er wand sich, trat um sich und versuchte zu beißen. Seine Hinterpfoten kratzten wütend an Mandorallens gepanzertem Rumpf. Sein Geheul wurde schriller, von Panik erfüllt.
Mit einer übermenschlichen Anstrengung preßte Mandorallen seine Arme fest zusammen. Ce’Nedra hörte deutlich, wie Knochen knackten, und plötzlich schoß ein Blutstrom aus dem Maul der Raubkatze. Der Körper des jungen Löwen erbebte, der Kopf fiel nach hinten. Mandorallen lockerte seine Arme, und das tote Tier glitt schlaff zu Boden. Wie betäubt starrte die Prinzessin den gewaltigen Mann an, der in seiner blutbeschmierten und zerkratzten Rüstung vor ihr stand. Sie war gerade Augenzeugin des Unmöglichen geworden. Mandorallen hatte den Löwen nur mit seinen mächtigen Armen getötet, ohne jede Waffe nur für sie! Ohne zu wissen warum, jubelte sie vor Freude. »Mandorallen!« Sie sang seinen Namen. »Du bist mein Ritter!«
Noch keuchend vor Anstrengung, hob Mandorallen sein Visier. Seine blauen Augen waren groß, als hätten ihn ihre Worte mit betäubender Wucht getroffen. Dann sank er vor ihr auf die Knie. »Eure Hoheit«, sagte er mit erstickter Stimme, »ich schwöre Euch hier bei der toten Bestie, Euer treuer und aufrechter Ritter zu sein, solange ich Atem habe.«
Tief in ihrem Innern spürte Ce’Nedra ein vernehmliches Klicken als ob zwei Dinge, die seit Anbeginn der Zeit füreinander bestimmt waren, endlich zusammengefunden hätten. Irgend etwas – sie wußte nicht genau, was – aber etwas Wichtiges war hier auf dieser sonnendurchfluteten Lichtung geschehen.
Und dann kam Barak, riesig und eindrucksvoll, den Pfad herauf galoppiert. Hettar zur Seite und die anderen dicht hinterher. »Was ist los?« rief der große Cherek und schwang sich vom Pferd.
Ce’Nedra wartete, bis alle ihre Pferde gezügelt hatten, um ihre Ankündigung zu machen. »Der Löwe hier hat mich angegriffen«, sagte sie in einem Tonfall, als handelte es sich um ein alltägliches Ereignis. »Mandorallen hat ihn mit bloßen Händen getötet.«
»Tatsächlich habe ich diese hier getragen, Hoheit«, erinnerte sie der immer noch kniende Ritter und hielt seine Hände in den Stahlhandschuhen hoch.
»Es war die tapferste Tat, die ich je in meinem Leben gesehen habe«, fuhr Ce’Nedra fort.
»Warum liegst du auf den Knien?« fragte Barak Mandorallen. »Bist du verletzt?«
»Ich habe Baron Mandorallen gerade zu meinem persönlichen Ritter gemacht«, erklärte Ce’Nedra, »und wie es sich gehört, kniete er, um diese Ehre aus meiner Hand zu empfangen.« Aus dem Augenwinkel heraus sah sie Garion aus dem Sattel gleiten. Er blickte so finster drein wie eine Gewitterwolke. Innerlich frohlockte Ce’Nedra. Dann beugte sie sich vor und drückte Mandorallen einen schwesterlichen Kuß auf die Stirn.
»Erhebt Euch, Herr Ritter«, befahl sie, und Mandorallen stand knirschend auf.
Ce’Nedra war ausgesprochen zufrieden mit sich.
Der Rest des Tages verlief ohne Zwischenfall. Sie überquerten eine flache Hügelkette und kamen in ein kleines Tal, als die Sonne langsam in einer Wolkenbank im Westen versank. Das Tal wurde von einem kleinen Fluß bewässert, dessen kaltes Wasser glitzerte. Hier schlugen sie ihr Nachtlager auf. Mandorallen, in seiner neuen Rolle als Beschützer, war entsprechend aufmerksam, und Ce’Nedra akzeptierte huldvoll seine Dienste, wobei sie hin und wieder Garion verstohlene Blicke zuwarf, um sicher zu sein,
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