Spiel der Magier
Interessen zu wahren, und ich bin ein besonders wichtiges Stück für die Boruner.« Sie seufzte wieder, einen hilflosen, kleinen Seufzer. »Trotzdem könnte es schön sein – wenn ich selbst wählen könnte, meine ich. Wenn ich Garion wenigstens so ansehen dürfte, wie du geglaubt hast, daß ich es tue obwohl es völlig unmöglich ist.«
»Das wußte ich nicht«, entschuldigte er sich mit einem traurigen Blick.
»Nimm es nicht so schwer, Durnik«, sagte sie leichthin. »Ich wußte ja immer schon, daß es so sein muß.«
Trotzdem stand ihr eine große glitzernde Träne in ihrem Auge, und Durnik legte ihr unbeholfen seine rauhe abgearbeitete Hand auf den Arm, um sie zu trösten. Ohne recht zu wissen warum, schlang sie die Arme um seinen Hals, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und schluchzte.
»Aber, aber«, sagte er und tätschelte linkisch ihre bebende Schulter. »Aber, aber.«
3
G arion schlief in dieser Nacht nicht gut. Wenn er auch noch jung war und wenig Erfahrung besaß, so war er doch nicht dumm, und Prinzessin Ce’Nedra war recht deutlich geworden. In den Monaten, seit sie bei ihnen war, hatte er beobachten können, wie sich ihre Haltung ihm gegenüber veränderte, bis sie so etwas wie eine besondere Freundschaft füreinander empfanden. Er mochte sie, sie mochte ihn. Bis zu diesem Punkt war alles gut gewesen. Warum konnte sie es nicht dabei bewenden lassen? Garion vermutete, daß es wohl etwas mit dem Wesen des Weiblichen zu tun hatte. Sobald Freundschaft eine bestimmte Grenze überschritten hatte – eine geheimnisvolle, unsichtbare Linie –, wurde eine Frau eben ganz automatisch von dem heftigen Drang überfallen, die Dinge zu verkomplizieren.
Er war sich fast sicher, daß ihr leicht zu durchschauendes Spielchen mit Mandorallen ihm gegolten hatte, und er überlegte, ob es nicht besser wäre, den Ritter zu warnen, um ihm in Zukunft weiteren Liebeskummer zu ersparen. Ce’Nedras Spielerei mit den Gefühlen dieses großen Mannes war mehr als nur die gedankenlose Grausamkeit eines verwöhnten Kindes. Mandorallen mußte gewarnt werden. Seine arendische Dickköpfigkeit könnte leicht dazu führen, daß er das Offensichtliche übersah.
Und doch, Mandorallen hatte den Löwen für sie getötet. Solche enorme Tapferkeit konnte recht gut die launische kleine Prinzessin überwältigt haben. Was, wenn ihre Bewunderung und Dankbarkeit die Grenze zur Betörung bereits überschritten hatte? Diese Möglichkeit, die Garion in jenen dunkelsten Stunden kurz vor der Morgendämmerung in den Sinn kam, machte jeden weiteren Gedanken an Schlaf unmöglich. Am nächsten Morgen stand er mürrisch, mit verklebten Augen, auf, und die Sorge nagte schrecklich an ihm.
Als sie in die blaugetönten Schatten des frühen Morgens hinausritten und die schrägen Strahlen der Sonne auf den Baumwipfeln glänzten, ritt Garion neben seinem Großvater, um in dessen Gesellschaft Trost zu suchen. Aber es war nicht nur das. Ce’Nedra ritt mit Tante Pol dicht vor ihnen, und Garion verspürte das starke Bedürfnis, sie im Auge zu behalten.
Meister Wolf ritt schweigend, er wirkte mürrisch und reizbar, und hin und wieder fuhr er mit den Fingern unter die Schiene an seinem linken Arm.
»Laß das, Vater«, sagte Tante Pol, ohne sich umzudrehen.
»Es juckt.«
»Weil es heilt. Laß einfach die Finger davon.« Er brummte etwas in seinen Bart.
»Welchen Weg zum Tal willst du einschlagen?« fragte sie.
»Wir werden über Tol Rane reisen.«
»Das Jahr schreitet voran, Vater«, erinnerte sie ihn. »Wenn wir zu lange brauchen, werden wir in den Bergen in schlechtes Wetter geraten.«
»Ich weiß, Pol. Würdest du lieber direkt durch Maragor reiten?«
»Sei nicht dumm.«
»Ist Maragor wirklich so gefährlich?« fragte Garion.
Prinzessin Ce’Nedra drehte sich im Sattel um und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Weißt du denn überhaupt nichts?« fragte sie maßlos überheblich.
Garion reckte sich, ein Dutzend passender Antworten schossen ihm zugleich durch den Kopf.
Meister Wolf schüttelte warnend den Kopf. »Laß gut sein«, meinte er. »Es ist noch viel zu früh für so etwas.«
Garion biß die Zähne zusammen.
Sie ritten etwa eine Stunde lang durch den kühlen Morgen, und allmählich besserte sich Garions Stimmung. Dann kam Hettar heran, um mit Meister Wolf zu sprechen. »Es kommen Reiter«, berichtete er.
»Wie viele?« fragte Wolf rasch.
»Ein Dutzend oder mehr – sie kommen von Westen.«
»Es können Tolnedrer
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