Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel der Magier

Spiel der Magier

Titel: Spiel der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Bewußtsein in seinem Verstand zu sprechen, aber für den Augenblick schien es fort zu sein.
    Sie ritten langsam an der Ruine einer Farm vorbei. Gespenster hingen dicht an dicht auf den Steinen, winkten und riefen lockend.
    »Eine unverhältnismäßig große Zahl von ihnen scheinen Frauen zu sein«, meinte Tante Pol leise zu Meister Wolf.
    »Eine Eigenart ihrer Rasse«, erklärte Wolf. »Acht von neun Kindern waren weiblich. Das machte gewisse Anpassungen in den Beziehungen zwischen Männern und Frauen notwendig.«
    »Das fandest du doch bestimmt unterhaltsam«, sagte sie trocken.
    »Die Marags haben die Dinge nicht genauso betrachtet wie andere Völker. Die Ehe hatte nie einen besonders hohen Status bei ihnen. Sie waren in gewissen Dingen sehr liberal.«
    »Oh? Nennt man das so?«
    »Sei nicht so engstirnig, Pol. Die Gesellschaft funktionierte, das ist alles, was zählt.«
    »Es ist mehr als nur das, Vater«, sagte sie. »Wie war das mit ihrem Kannibalismus?«
    »Das war ein Irrtum. Jemand hat eine Passage aus einer ihrer heiligen Schriften falsch interpretiert, das ist alles. Sie haben es aus einer religiösen Verpflichtung heraus getan, nicht aus Lust. Im großen und ganzen mochte ich die Marag. Sie waren großzügig, freundlich und sehr aufrichtig gegeneinander. Sie hatten Spaß am Leben. Wenn es nicht um das Gold gegangen wäre, hätten sie ihre kleinen Abweichungen vom Normalen vielleicht überwunden.«
    Garion hatte das Gold ganz vergessen. Als sie einen kleinen Wasserlauf durchquerten, blickte er in das glitzernde Wasser hinab und sah die buttergelben Flecken, die zwischen den Kieseln auf dem Grund funkelten.
    Ein nackter weiblicher Geist erschien plötzlich vor ihm. »Findest du nicht, daß ich schön bin?« gurrte sie. Dann griff sie mit beiden Händen an die breite Wunde, die in ihrem Bauch klaffte, riß sie auf und breitete ihre Gedärme am Ufer aus.
    Garion schluckte und biß die Zähne zusammen.
    »Denke nicht an das Gold!« sagte die Stimme in seinem Geist scharf. »Die Gespenster kommen durch deine Gier zu dir. Wenn du an das Gold denkst, wirst du verrückt.«
    Sie ritten weiter, und Garion bemühte sich, das Gold aus seinen Gedanken zu vertreiben.
    Meister Wolf sprach jedoch weiter darüber. »Das war schon immer das Problem mit Gold. Es scheint die schlimmste Sorte Menschen anzuziehen – in diesem Fall die Tolnedrer.«
    »Sie haben versucht, den Kannibalismus auszumerzen, Vater«, erwiderte Tante Pol. »Das ist eine Sitte, die den meisten Menschen zuwider ist.«
    »Ich frage mich, wie ernst es ihnen damit gewesen wäre, wenn nicht all das Gold in jedem Fluß Maragors gelegen hätte.«
    Tante Pol wandte ihre Augen von dem Geist eines Kindes ab, das auf einen tolnedrischen Speer gespießt war. »Und jetzt hat niemand das Gold«, sagte sie. »Dafür hat Mara gesorgt.«
    »Ja«, gab Wolf ihr recht. Dann hob er den Kopf und lauschte auf das entsetzliche Wehklagen, das von überall zu kommen schien. Bei einem besonders schrillen Ton zuckte er zusammen. »Ich wünschte, er würde nicht so laut schreien.«
    Sie kamen an einer Ruine vorbei, die einmal ein Tempel gewesen sein mochte. Die weißen Steine waren zusammengestürzt, und Gras überwucherte sie. Ein großer Baum in der Nähe wurde geziert von Gehängten, die an Stricken baumelten.
    »Laß uns herunter«, maulten sie. »Laß uns herunter.«
    »Vater!« sagte Tante Pol scharf und deutete auf die Wiese hinter dem zerfallenen Tempel. »Dort drüben! Diese Leute sind echt.«
    Eine Prozession in lange Gewänder gehüllter Gestalten bewegte sich langsam über das Grasland und sang einstimmig zu dem Klang einer traurigen Glocke an einem schweren Ständer, der von den Gestalten auf den Schultern getragen wurde.
    »Die Mönche von Mar Terrin«, sagte Wolf. »Tolnedras Gewissen. Vor ihnen muß man sich nicht fürchten.«
    Eine der verhüllten Gestalten blickte auf und sah sie. »Geht zurück!« rief sie. Sie löste sich aus der Gruppe der anderen und lief auf sie zu, wobei sie oft vor Dingen zurückwich, die Garion nicht sehen konnte. »Geht zurück!« schrie der Mönch wieder. »Rettet euch! Ihr nähert euch dem Mittelpunkt des Grauens. Hinter diesem Hügel liegt Mar Amon. Mara selbst spukt in seinen verfluchten Straßen!«

6
    D ie Prozession der Mönche bewegte sich weiter, und ihr Gesang und das langsame Schlagen der Glocke wurden schwächer. Meister Wolf schien tief in Gedanken versunken, mit seiner gesunden Hand strich er sich den Bart. Schließlich

Weitere Kostenlose Bücher