Spiel der Magier
und wir haben mehr Gold, als wir bequem tragen können.« Er löste eins der Säckchen mit Steinen von seinem Sattel und schüttelte es vielsagend. »Hier.« Nachlässig warf er das Säckchen neben sich ins Gras. Dann nahm er ein weiteres und warf es dazu. Auf eine rasche Geste von ihm warfen auch die anderen ihre Säckchen auf den wachsenden Haufen. »Hier hast du es, Kroldor«, fuhr Silk fort. »Zehn Beutel gutes gelbes Gold, die du haben kannst, ohne dafür zu kämpfen. Wenn du mehr willst, mußt du dafür bluten.«
Die verwegen wirkenden Männer hinter Kroldor sahen sich an und gingen langsam zur Seite, die Augen gierig auf den Haufen geheftet, der so achtlos im hohen Gras lag.
»Deine Männer denken über ihre Sterblichkeit nach, Kroldor«, sagte Silk trocken. »Da liegt genug Gold, um sie alle reich zu machen, und reiche Männer gehen kein unnötiges Risiko ein.«
Kroldor starrte ihn an. »Das vergesse ich dir nicht«, grollte er.
»Bestimmt nicht«, erwiderte Silk. »Wir reiten jetzt weiter. Ich schlage vor, daß du aus dem Weg gehst.«
Barak und Hettar kamen nach vorn und flankierten Mandorallen, langsam und drohend gingen die drei vorwärts.
Kroldor der Räuber hielt seinen Platz bis zum letzten Moment, dann drehte er sich um und rannte ihnen laut fluchend aus dem Weg.
»Los!« sagte Silk heftig.
Sie gaben den Pferden die Sporen und schossen im Galopp vorwärts. Hinter ihnen sammelten sich die Banditen und liefen auf den Haufen mit den Baumwollsäckchen zu. Fast sofort kam es zu häßlichen Kämpfen, und die Männer lagen am Boden, ehe auch nur einer daran dachte, einen Beutel zu öffnen. Ihr Wutgeheul war noch in einiger Entfernung gut zu hören.
Barak lachte, als sie nach ein paar Meilen scharfen Ritts die Pferde schließlich zügelten. »Armer Kroldor.« Er kicherte.
»Du bist ein böser Mann, Silk.«
»Ich habe die schlimmen Seiten der menschlichen Natur studiert«, antwortete Silk unschuldig. »Meistens finde ich einen Weg, sie mir zunutze zu machen.«
»Kroldors Männer werden ihn dafür verantwortlich machen«, meinte Hettar.
»Ich weiß. Aber das ist eben das Berufsrisiko eines Anführers.«
»Vielleicht töten sie ihn sogar.«
»Das will ich doch hoffen. Ich wäre sehr enttäuscht von ihnen, wenn sie das nicht täten.«
Sie ritten den Rest des Tages weiter durch das gelbbraune Hügelland und verbrachten die Nacht in einer gut geschützten kleinen Schlucht, von wo aus der Schein ihres Feuers den Banditen, die die Gegend unsicher machten, ihren Aufenthaltsort nicht verraten konnte. Am nächsten Morgen brachen sie früh auf, und gegen Mittag waren sie in den Bergen.
Sie ritten in felsigem Gelände bergan, durch dichten Tannen und Eichenwald, in dem die Luft kühl und würzig war. Obwohl es in den tiefer gelegenen Gebieten noch Sommer war, gab es hier in den höheren Lagen schon die ersten herbstlichen Zeichen. Die Blätter des Unterholzes begannen sich zu färben, in der Luft lag ein leichter Dunst, und jeden Morgen, wenn sie aufwachten, war der Boden weiß bereift. Aber das Wetter blieb schön, und sie kamen gut voran.
Dann, an einem Spätnachmittag, als sie schon seit etwa einer Woche in den Bergen waren, zog von Westen her eine dichte Wolkenbank auf, die feuchtkalte Luft mit sich brachte. Garion band seinen Umhang vom Sattel los und legte ihn sich um die Schultern; er zitterte, denn es wurde immer kälter. Durnik hob den Kopf und sog prüfend die Luft ein. »Wir werden noch vor dem Morgen Schnee haben«, prophezeite er. Garion konnte ebenfalls den kalten, staubigen Geruch nach Schnee in der Luft wahrnehmen. Er nickte düster.
Meister Wolf seufzte. »Ich wußte, es war zu schön, um anzudauern.« Dann zuckte er die Achseln. »Ach was«, setzte er hinzu, »wir haben alle schon andere Winter überstanden.«
Als Garion am nächsten Morgen seinen Kopf aus dem Zelt steckte, war der Boden unter den dunklen Tannen einige Zentimeter hoch mit Schnee bedeckt. Weiche Flocken schwebten herab, ließen sich lautlos auf allem nieder und verschleierten alles, was weiter als etwa hundert Meter entfernt war. Es war kalt und grau, und die Pferde, die sich dunkel gegen den weißen Schnee abhoben, stampften mit den Hufen und zuckten jedesmal mit den Ohren, wenn eine Schneeflocke auf sie herabsank. Ihr Atem dampfte in der feuchten Kälte.
Ce’Nedra tauchte mit einem Freudenschrei aus dem Zelt auf, das sie mit Tante Pol teilte. Garion überlegte, daß Schnee in Tol Honeth wohl eine Seltenheit war, so
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