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Spiel der Magier

Spiel der Magier

Titel: Spiel der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Dinge sind immer am schwersten zu erklären.«
    »Das gibt doch keinen Sinn«, erwiderte Garion gereizt.
    »Ach?« Wolf sah ihn belustigt an. »Dann laß mich dir eine einfache Frage stellen. Was ist zwei und zwei?«
    »Vier«, antwortete Garion prompt.
    »Warum?«
    Garion überlegte einen Moment. »Es ist eben so«, antwortete er.
    »Aber warum?«
    »Es gibt kein warum. Es ist eben so.«
    »Es gibt für alles ein warum, Garion.«
    »Also gut, warum ist zwei und zwei vier?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Wolf. »Ich dachte, du wüßtest es vielleicht.«
    Sie kamen an einem toten Baum vorbei, der verkümmert und kahl weiß von dem blauen Himmel abstach.
    »Kommen wir denn so überhaupt weiter?« fragte Garion verwirrt.
    »Ich glaube eigentlich, daß wir schon einen sehr langen Weg hinter uns haben«, antwortete Wolf. »Was genau wolltest du wissen?«
    Garion stellte die Frage so direkt wie er konnte. »Was ist Zauberei?«
    »Das habe ich dir schon einmal erklärt. Der Wille und das Wort.«
    »Aber das bedeutet eigentlich nichts, und das weißt du auch.«
    »Also gut, versuche es einmal so. Zauberei heißt, etwas mit deinem Geist zu tun anstatt mit deinen Händen. Die meisten Leute tun das nicht, weil es zu Anfang sehr viel einfacher ist, wenn man es auf die übliche Weise tut.« Garion runzelte die Stirn. »Es scheint aber nicht sehr schwer zu sein.«
    »Das liegt daran, daß du aus einem Impuls heraus gehandelt hast. Du hast dich nie hingesetzt und dir deinen Weg durch etwas hindurchgedacht – du hast es einfach getan.«
    »Ist es denn so nicht einfacher? Ich meine, warum soll man es nicht einfach tun, statt darüber nachzudenken?«
    »Weil spontane Zauberei nur drittklassig ist – völlig unkontrolliert. Alles kann geschehen, wenn du einfach die Kraft deines Geistes losläßt. Es hat keine eigene Moral. Das Gute oder Schlechte daran kommt aus dir, nicht aus der Zauberkraft.«
    »Du meinst, als ich Asharak verbrannt habe, war ich es und nicht die Zauberei?« fragte Garion, dem bei dieser Vorstellung leicht übel wurde.
    Meister Wolf ruckte ernst. »Vielleicht hilft es dir, daß auch du es warst, der dem Fohlen das Leben geschenkt hast. Die beiden Dinge heben sich in etwa auf.«
    Garion warf einen Blick über die Schulter zurück auf das Fohlen, das wie ein Hündchen hinter ihm hertrabte. »Du sagst also, Zauberei kann entweder gut oder schlecht sein.«
    »Nein«, berichtigte Wolf ihn. »Sie selbst hat nichts zu tun mit gut und böse. Und es wird dir überhaupt nicht helfen, wenn du dir überlegst, wie du sie benutzen willst. Du kannst damit alles tun, was du willst – oder jedenfalls fast alles. Du kannst die Gipfel der Berge abschneiden oder die Bäume mit der Krone nach unten in die Erde rammen oder alle Wolken grün färben, wenn dir danach ist. Was du entscheiden mußt, ist, ob du etwas tun solltest, nicht, ob du etwas tun kannst.«
    »Du hast gesagt, fast alles«, bemerkte Garion rasch.
    »Dazu komme ich noch«, erwiderte Wolf. Er blickte nachdenklich zu den tiefhängenden Wolken hinauf – ein ganz gewöhnlicher alter Mann in brauner Tunika und grauer Kapuze, der den Himmel betrachtete. »Es gibt etwas, das absolut verboten ist. Du darfst nie irgend etwas auslöschen – niemals.« Garion staunte. »Aber ich habe doch Asharak ausgelöscht, oder?«
    »Nein. Du hast ihn getötet. Das ist ein Unterschied. Du hast ihn in Brand gesetzt, und er ist zu Tode verbrannt. Etwas auslöschen heißt, es ungeschehen machen zu wollen. Das ist verboten.«
    »Was würde passieren, wenn ich es doch versuchte?«
    »Deine Macht würde sich auf dich richten, und im selben Moment würdest du ausgelöscht.«
    Garion blinzelte und verspürte eine plötzliche Kälte bei dem Gedanken, wie nahe er dieser verbotenen Grenze gewesen war bei seinem Zusammenstoß mit Asharak. »Wie kann ich den Unterschied feststellen?« fragte er mit gedämpfter Stimme. »Ich meine, wie kann ich erklären, daß ich nur jemanden töten und nicht auslöschen wollte?«
    »Es ist kein gutes Feld, um Experimente anzustellen«, sagte Wolf. »Wenn du wirklich jemanden töten willst, dann durchbohre ihn mit deinem Schwert. Hoffentlich wirst du nicht allzuoft Gelegenheit dazu haben.«
    Sie hielten an einem kleinen Bach, der über bemooste Steine dahinplätscherte, um die Pferde zu tränken.
    »Siehst du, Garion«, erklärte Wolf, »der letztendliche Zweck des Universums ist die Schöpfung. Es wird dir nicht erlauben, herumzuschleichen und all die Dinge

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