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Spiel der Magier

Spiel der Magier

Titel: Spiel der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Über allem lag eine dicke Staubschicht. An verschiedenen Stellen des Raumes standen Tische, auf denen Rollen und Stücke aus Pergament lagen, seltsame Geräte und Modelle, Stückchen von Stein und Glas und einige Vogelnester. Auf einem fand Garion ein merkwürdiges Stöckchen, das so gekrümmt war, daß Garions Augen seinen Windungen nicht ganz folgen konnten. Er hob es hoch und drehte es in der Hand, um es näher zu betrachten. »Was ist das, Großvater?«
    »Ein Spielzeug von Polgara«, antwortete der alte Mann abwesend, während er das verstaubte Zimmer betrachtete.
    »Was soll es sein?«
    »Es beschäftigte sie, als sie noch ein Baby war. Es hat nur ein Ende. Sie hat fünf Jahre damit verbracht, das herauszufinden.«
    Garion sah von dem seltsam faszinierenden Stück Holz hoch.
    »Es ist aber grausam, so etwas einem Kind anzutun.«
    »Ich hatte zu tun«, antwortete Wolf. »Sie hatte als Kind eine durchdringende Stimme. Beldaran war ein stilles, glückliches kleines Mädchen, aber deine Tante war nie zufrieden.«
    »Beldaran?«
    »Die Zwillingsschwester deiner Tante.« Die Stimme des alten Mannes verlor sich, und er blickte einen Moment lang traurig aus dem Fenster. Schließlich seufzte er und drehte sich wieder um. »Ich glaube, ich sollte ein bißchen aufräumen«, meinte er mit einem Blick auf das staubige Durcheinander.
    »Ich helfe dir«, erbot sich Garion.
    »Aber paß auf, daß du nichts zerbrichst«, warnte der alte Mann. »Ich habe für manche dieser Dinge Jahrhunderte gebraucht.« Er begann, im Zimmer herumzuwandern, nahm hier etwas auf und setzte es dort wieder ab, pustete hier und da, um den Staub zu entfernen. Seine Anstrengungen schienen aber vergeblich.
    Schließlich hörte er auf und starrte einen niedrigen, rohgezimmerten Stuhl an, dessen Rückenlehne zerkratzt und tief verschrammt war, als wäre sie ständig von starken Klauen bearbeitet worden. Wieder seufzte er.
    »Was ist los?« fragte Garion.
    »Poledras Stuhl«, sagte Wolf. »Meine Frau. Sie hockte gern dort und beobachtete mich manchmal jahrelang.«
    »Hockte?«
    »Sie liebte die Gestalt einer Eule.«
    »Oh.« Garion hatte nie darüber nachgedacht, daß der alte Mann je verheiratet gewesen war, obwohl er es offensichtlich einmal gewesen sein mußte, da Tante Pol und ihre Zwillingsschwester seine Töchter waren. Die Liebe seiner Frau zu Eulen erklärte auch Tante Pols eigene Vorliebe für diese Gestalt. Er spürte, daß die beiden Frauen, Poledra und Beldaran, irgendwie sehr viel mit seiner eigenen Herkunft zu tun hatten, aber rein gefühlsmäßig mochte er sie nicht leiden. Sie hatten einen Teil des Lebens seiner Tante und seines Großvaters miterlebt, den er nie kennenlernen würde nie kennenlernen konnte.
    Der alte Mann hob ein Pergament hoch und nahm ein seltsames Gerät mit einer Art Zielfernrohr am Ende zur Hand. »Ich dachte, ich hätte dich verloren«, sagte er zu dem Gerät und berührte es mit einer zärtlichen Vertrautheit. »Dabei bist du die ganze Zeit hier unter diesem Pergament gewesen.«
    »Was ist das?«
    »Ich habe es gemacht, als ich versuchte, den Grund für Berge herauszufinden.«
    »Den Grund?«
    »Alles hat einen Grund.« Wolf hob das Instrument hoch. »Du mußt einfach nur…« Er brach ab und legte das Gerät wieder auf den Tisch. »Es ist viel zu kompliziert zu erklären. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich selbst noch genau weiß, wie man es benutzt. Ich habe es nicht mehr berührt, seit Belzedar ins Tal kam. Als er herkam, mußte ich meine Studien aufgeben und ihn unterweisen.« Er betrachtete den Staub und die Unordnung. »Das ist sinnlos«, meinte er. »Der Staub kommt sowieso wieder.«
    »Warst du allein hier, ehe Belzedar kam?«
    »Mein Meister war hier. Das dort drüben ist sein Turm.« Wolf deutete durch das Nordfenster auf eine hohe, schlanke Steinkonstruktion, die etwa eine Meile entfernt war.
    »War er wirklich hier?« fragte Garion. »Ich meine, nicht nur sein Geist?«
    »Nein. Er war wirklich hier. Das war noch, bevor die Götter die Erde verließen.«
    »Hast du immer hier gelebt?«
    »Nein. Ich kam wie ein Dieb und suchte etwas zu stehlen – nein, das stimmt wohl nicht ganz. Ich war ungefähr in deinem Alter, als ich herkam, und ich lag im Sterben.«
    »Im Sterben?« Garion staunte.
    »Ich war kurz vorm Erfrieren. Ich hatte ein Jahr zuvor das Dorf, in dem ich geboren war, verlassen – nach dem Tod meiner Mutter – und hatte meinen ersten Winter im Lager der Gottlosen verbracht. Sie waren damals

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