Spiel der Magier
Anstrengung des Aufstiegs auszuruhen, fuhr er mit einer Hand über die gewölbten Flächen. »Haben sie noch nie etwas von einer geraden Linie gehört?« murmelte er kritisch.
»Wo finden wir die Ulgoner?« fragte Barak und zog sein Bärenfell dichter um sich.
»Es ist nicht mehr weit«, antwortete Belgarath.
Sie führten die Pferde wieder in den Schneesturm hinaus, an den fremdartigen, pyramidenähnlichen Häusern vorbei.
»Ein grausiger Ort«, sagte Mandorallen und sah sich um. »Wie lange schon ist er so verlassen?«
»Seit Torak die Welt gespalten hat«, antwortete Belgarath. »Seit über fünftausend Jahren.«
Sie marschierten durch eine breite Straße auf ein Gebäude zu, das etwas größer war als die anderen. Durch eine breite Tür, die von einem riesigen steinernen Sims überragt wurde, gingen sie ins Innere. Drinnen war die Luft still und ruhig. Schneeflocken schwebten herab und überzogen den Boden mit einer weißen Puderschicht. Ein Dach gab es nicht mehr.
Ohne zu zögern, ging Belgarath auf einen großen schwarzen Stein in der Mitte des Fußbodens zu. Der Stein war in Form einer Doppelpyramide geschnitten und ahmte so die Form der Häuser in der Stadt nach. Seine Oberfläche war eben und befand sich etwa einen Meter über dem Boden. »Berührt ihn nicht«, warnte Belgarath die anderen und ging vorsichtig um den Stein herum.
»Ist er gefährlich?« fragte Barak.
»Nein«, erwiderte Belgarath. »Er ist heilig. Die Ulgoner wollen nicht, daß er entweiht wird. Sie glauben, daß UL selbst ihn hierher gelegt hat.« Er betrachtete den Fußboden angespannt und scharrte an verschiedenen Stellen die dünne Schneedecke weg. »Mal sehen.« Er runzelte die Stirn. Dann legte er eine einzelne Bodenplatte frei, deren Form ein wenig von der der anderen abwich. »Hier ist es«, brummte er. »Ich muß es immer suchen. Gib mir dein Schwert, Barak.«
Wortlos zog der große Mann sein Schwert und reichte es dem alten Zauberer.
Belgarath kniete neben der Bodenplatte nieder, die er freigelegt hatte, und stieß dreimal laut mit dem Griff von Baraks Schwert darauf. Von unten klang es hohl zurück.
Der alte Mann wartete einen Moment, dann wiederholte er sein Signal.
Nichts geschah.
Zum drittenmal schlug Wolf sein Zeichen auf die Steinplatte. In einer Ecke des großen Raumes wurde ein Knirschen hörbar.
»Was ist das?« fragte Silk nervös.
»Die Ulgoner«, antwortete Belgarath, stand auf und klopfte sich die Knie ab. »Sie öffnen das Portal zu den Höhlen.«
Es knirschte weiter, und plötzlich schimmerte ein schwacher Lichtschein durch einen hauchfeinen Spalt, etwa sechs Meter von der Ostwand entfernt im Fußboden. Der Spalt wurde allmählich breiter, als ein riesiger Stein im Fußboden kippte und sacht hochklappte. Das Licht von unten war sehr schwach.
»Belgarath«, hallte eine tiefe Stimme von unterhalb des hochklappenden Steins. »Yadho, groja UL.«
»Yad ho, groja UL. Vad mar ishum«, erwiderte Belgarath förmlich.
»Veed mo, Belgarath. Mar ishum Ulgo«, sagte der unsichtbare Sprecher.
»Was war das?« fragte Garion verblüfft.
»Er hat uns in die Höhlen eingeladen«, sagte der alte Mann.
»Sollen wir nun hinuntergehen?«
16
D ie Pferde scheuten vor dem steilen Gang, der in die Höhlen von Ulgo führte, und Hettar mußte sein Geschick und seine ganze Überredungskunst einsetzen, um sie vorwärts zu bewegen. Sie rollten nervös mit den Augen und setzten vorsichtig einen Huf vor den anderen, als es den gewundenen Gang hinabging. Bei dem lauten Krachen, mit dem sich der Eingangsstein wieder schloß, zuckten sie merklich zusammen. Das Fohlen hielt sich so dicht bei Garion, daß sie mehrfach gegeneinanderstießen. Garion konnte fühlen, wie das kleine Tier bei jedem Schritt zitterte.
Am Ende des Ganges standen zwei Gestalten, die ihre Gesichter mit einem dicken Tuch verschleiert hatten. Sie waren klein, kleiner noch als Silk, aber ihre Schultern wirkten unter den Gewändern sehr kräftig. Direkt hinter ihnen öffnete sich eine unregelmäßig geformte Kammer, die von einem schwachen, rötlichen Glühen nur notdürftig erhellt wurde.
Belgarath ging auf die beiden Gestalten zu, die sich respektvoll vor ihm verbeugten. Er sprach kurz mit ihnen, dann verbeugten sie sich erneut und deuteten auf einen Gang, der in die Höhle hinter ihnen mündete. Garion sah sich nervös nach der Quelle des mattroten Lichts um, konnte sie aber unter den seltsamen, spitzen Felsen, die von der Decke herabwuchsen, nicht
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