Spiel der Magier
sie aufschneiden«, meinte Silk.
»Ich bitte Euch, Prinz Kheldar, vermeidet das, wenn möglich«, bat Mandorallen und stöhnte auf, als sie an den Bändern zerrten. »Diese Riemen sind entscheidend für den Sitz der Rüstung, und es ist sehr schwer, sie wieder richtig anzubringen.«
»Der eine hier kommt jetzt«, brummte Hettar, der mit einem kurzen Eisendraht in den Knoten herumstocherte. Plötzlich löste sich der Knoten, und der straffsitzende Harnisch sprang mit einem lauten, glockenähnlichen Klang wieder in seine Normalstellung.
»Jetzt hab ich ihn«, sagte Silk und löste flink den anderen Knoten.
Mandorallen seufzte vor Erleichterung, als sie ihm den verbeulten Harnisch abnahmen. Er holte tief Luft und stöhnte wieder.
»Tut es hier weh?« fragte Silk und legte die Hand leicht auf die rechte Brustseite des Ritters. Mandorallen stöhnte vor Schmerzen und wurde sichtlich blaß. »Du hast dir ein paar angebrochene Rippen eingehandelt, mein großartiger Freund«, sagte Silk. »Du läßt dich besser von Polgara untersuchen.«
»Gleich«, erwiderte Mandorallen. »Mein Pferd?«
»Es geht ihm gut«, antwortete Hettar. »Nur eine Zerrung im rechten Vorderbein.«
Mandorallen stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Ich hatte schon um das Tier gefürchtet.«
»Vor einer Weile habe ich um uns alle gefürchtet«, sagte Silk. »Unser übergroßer Spielkamerad war fast mehr, als wir verkraften konnten.«
»Trotzdem war es ein guter Kampf«, fand Hettar.
Silk sah ihn angewidert an, dann warf er einen Blick auf die sich zusammenballenden Wolken am Himmel. Er sprang über die glühenden Überreste des Feuers und ging zu Belgarath, der allein auf den eisigen Fluß hinausstarrte. »Wir müssen von dieser Sandbank weg, Belgarath«, drängte er. »Das Wetter wird wieder schlechter, und wir werden alle erfrieren, wenn wir heute nacht mitten auf dem Fluß bleiben.«
»Laß mich in Ruhe«, brummte Belgarath knapp und starrte weiter auf den Fluß.
»Polgara?« wandte sich Silk an sie.
»Laß ihn eine Weile allein«, antwortete diese. »Geh und suche uns einen geschützten Platz, an dem wir ein paar Tage bleiben können.«
»Ich komme mit«, erbot sich Barak und humpelte zu seinem Pferd.
»Du bleibst hier«, bestimmte Tante Pol unnachgiebig. »Du knirschst wie ein Ochsenkarren mit gebrochener Achse. Ich muß dich erst anschauen, bevor du dir dauerhafte Schäden zuziehst.«
»Ich weiß einen Platz«, sagte Ce’Nedra, stand auf und legte ihren Mantel um die Schultern. »Als wir den Fluß herabkamen, habe ich ihn gesehen. Ich zeige ihn dir.« Silk sah Tante Pol fragend an.
»Geh ruhig«, meinte sie. »Jetzt ist es sicher. Kein Geschöpf lebt mit einem Eldrak im gleichen Tal.«
Silk lachte. »Warum wohl nicht? Kommst du, Prinzessin?« Die beiden bestiegen ihre Pferde und ritten davon.
»Sollte Durnik nicht bald wieder aufwachen?« fragte Garion seine Tante.
»Laß ihn schlafen«, erwiderte sie müde. »Wenn er aufwacht, wird er sowieso rasende Kopfschmerzen haben.«
»Tante Pol?«
»Ja?«
»Wer war der andere Wolf?«
»Meine Mutter, Poledra.«
»Aber ist sie nicht…«
»Doch. Es war ihr Geist.«
»Das kannst du tun?« Garion war ganz benommen von dieser Vorstellung.
»Nicht allein«, sagte sie. »Du mußtest mir helfen.«
»Fühle ich mich deshalb so…« Selbst das Reden war anstrengend.
»Es hat alles an Kraft erfordert, was wir beide aufbringen konnten. Aber frag jetzt nicht so viel, Garion. Ich bin sehr müde und habe noch viel zu tun.«
»Ist Großvater in Ordnung?«
»Er wird schon wieder. Mandorallen, komm her.«
Der Ritter kam langsam auf sie zu, eine Hand gegen seine Rippen gepreßt.
»Du mußt dein Hemd ausziehen«, befahl sie. »Und setz dich bitte.«
Etwa eine halbe Stunde später kehrten Silk und die Prinzessin zurück. »Es ist ein guter Platz«, berichtete Silk. »Ein Dickicht in einer kleinen Schlucht. Wasser, Schutz – alles, was wir brauchen. Ist jemand ernsthaft verletzt?«
»Keine bleibenden Schäden.« Tante Pol trug eine Salbe auf Baraks behaartes Bein auf.
»Könntest du dich bitte etwas beeilen, Polgara?« bat Barak. »Es ist zu frisch, um halb angezogen hier herumzustehen.«
»Stell dich nicht so an«, erwiderte sie herzlos.
Die Schlucht, zu der Silk und Ce’Nedra sie führten, lag ein Stück flußaufwärts. Ein kleiner Gebirgsbach plätscherte an ihrem Grund dahin, und ein dichtes Kieferngehölz erstreckte sich praktisch über den ganzen Talboden. Sie ritten einige
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