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Spiel der Schatten (German Edition)

Spiel der Schatten (German Edition)

Titel: Spiel der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dann wollte Cyn davonhuschen – doch es war bereits zu spät.
    »Und dafür«, ertönte die höhnische Stimme Umberto Caligores, »hast du dein Schattendasein aufgegeben?«
    Sie fuhren herum.
    Der Professor stand in einem der Zugänge zum Zuschauerraum, und er war nicht allein. Schwarzer Rauch schien an ihm vorbei ins Foyer zu strömen, um schon im nächsten Moment Gestalt anzunehmen.
    Die Grimmlinge!
    Ihrer Größe zum Trotz bewegten sie sich ebenso lautlos wie blitzschnell, huschten über die seidenbezogenen Wände und hatten Cyn und Milo im nächsten Moment bereits umzingelt.
    »Du elender Narr«, schalt Caligore seinen Sohn, wobei sich seine grauen Züge vor Abscheu verzerrten. Wie er so dastand, den Kopf angriffslustig vorgereckt, die Zähne gefletscht und aus seinen schwarz geränderten Augen starrend, erinnerte er Cyn mehr an ein Raubtier als an einen Menschen. »Was hast du nur getan?«
    »Was ich längst hätte tun sollen«, entgegnete Milo, der sich schützend vor Cyn stellte. »Ich bin aus dem Gefängnis ausgebrochen, das wir uns selbst gebaut haben.«
    »Haben wir das?« Sein Vater hob eine Braue. »Das muss mir entgangen sein!«
    »Dies hier ist unser Gefängnis, Vater!«, rief Milo beschwörend und breitete die Arme zu einer Geste aus, die das ganze Theater einschloss. »Wir haben geglaubt, frei zu werden, indem wir uns unserer Körper entledigen, aber das war falsch. Denn wir verzichten dadurch auf so vieles, was schön ist und liebenswert.«
    »Liebenswert?« Caligores Gesicht verzerrte sich noch mehr. »Das sind nicht die Kategorien, in denen zu denken ich dich gelehrt habe.«
    »Nein«, gab Milo mit bebender Stimme zu. »Du hast mir beigebracht, das alles zu hassen. Erst Cyn hat mir die Augen geöffnet!«
    »Das Mädchen hat dich belogen und dich getäuscht, siehst du das nicht? Bei der erstbesten Gelegenheit wird sie dich im Stich lassen, so wie deine Mutter mich im Stich gelassen hat!«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Und ob das wahr ist! Ich habe dir immer erzählt, dass der Kummer sie um den Verstand gebracht hat, aber das stimmt nicht. In Wahrheit hat sie uns verlassen.«
    »Sie … sie hat uns verlassen?«, fragte Milo ungläubig.
    »Als ich sie am nötigsten brauchte«, fügte Caligore voller Bitterkeit hinzu. »Anstatt mir beizustehen und mich bei meinen Plänen zu unterstützen, hat sie sich von mir abgewandt.«
    »Was für Pläne?«, schnaubte Milo. »Doch nur die deiner Rache! Vielleicht konnte Mutter deinen Zorn und deine Herrschsucht einfach nicht mehr ertragen!«
    »Schweig!«, zischte der Professor.
    »Sieh dich doch nur an, Vater!«, fuhr Milo unbeirrt fort. »Du bist so voller Hass auf die Menschen, dass du alles andere darüber vergessen hast. Blind vor Wut raubst du ihnen ihre Schatten und trachtest danach, sie zu vernichten – und dabei bist du genauso schlimm geworden wie jene, die einst Antonio, Dario und Lucio umgebracht haben!«
    Caligore antwortete nicht sofort.
    An der Reaktion, die die Worte in seinem Gesicht hervorriefen, konnte Cyn erkennen, dass Milo etwas geradezu Unerhörtes gesagt haben musste.
    »Ich hatte dir verboten, die Namen deiner Brüder jemals wieder in meiner Gegenwart zu erwähnen!«, brüllte er im nächsten Moment und gab ihrer Vermutung damit recht.
    »Warum, Vater? Willst du nicht an sie erinnert werden? Genau wie an Mutter? Ich erinnere mich gerne an sie, denn sie waren meine Familie! Und du solltest dich lieber um das kümmern, was von unserer Familie noch übrig ist, statt nur deiner Rache zu frönen. Denn damit zerstörst du nicht nur die Menschen, Vater, sondern vor allem dich selbst!«
    »Schweig!«, befahl Caligore seinem Sohn noch einmal, wobei sich seine Stimme fast überschlug.
    »Ich fürchte, ich habe schon viel zu lange geschwiegen«, widersprach Milo trotzig. »Damit ist es nun vorbei.«
    »In der Tat.« Ein hinterhältiges Grinsen huschte über die Züge des Professors, während glühende Blitze aus seinen Augen zu schlagen schienen. »Du ahnst ja nicht, wie recht du hast. Grimmlinge – packt sie!«
    »Nein, Vater!«, rief Milo erschrocken aus.
    »Bedaure, Sohn«, sagte Caligore ohne erkennbares Mitleid. »Du hast es nicht anders gewollt!«
    Die Grimmlinge zögerten keinen Augenblick, den Befehl ihres Meisters auszuführen. Schon traten die Schattenkreaturen vor, wobei der Boden des Foyers unter ihren Schritten zu erbeben schien, bereit, Cyn und Milo zu ergreifen.
    Milo fuhr herum und begann zu laufen, Cyn zog er einfach mit. Gemeinsam

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