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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Lucy fand nicht die Kraft, an ihm vorbei-zugehen. Erst ein resolutes Klopfen von Lady Westcotts Stock auf den Marmorboden löste den Bann.
    »Ähem«, schnaubte die alte Dame ziemlich unelegant.
    Ihr scharfer Vogelblick flog von Lucy zu Ivan, dann wieder zu Lucy. »Wo ist Valerie? Warum sind Sie ohne Valerie heruntergekommen?«
    Dankbar für einen Grund zur Flucht raffte Lucy ihre Röcke und eilte die Treppe wieder hinauf. Ivan sah ihr nach, dann blickte er sich nach seiner Großmutter um.
    Diese hatte ihn offensichtlich scharf beobachtet.
    »Wenn du Angestellte verführen willst, dann beschränke dich bitte auf die niederen Klassen.«
    Ivan lächelte nicht. »Seien Sie zufrieden, Madam, daß ich überhaupt hier bin, und machen Sie mir keine Vorschriften, wie ich mich zu benehmen habe.«
    Wütend schürzte die alte Dame die Lippen. »Miss Drysdale steht unter meinem Schutz, und wenn du nur einen Funken Ehre im Leib hättest, würdest du das respektieren. Lieber schicke ich sie zurück nach Hause, als dir zu erlauben, sie ins Elend zu stürzen.«
    »Sie setzen mir Valerie vor die Nase, möchten aber Miss Drysdale vor meinen unehrenhaften Absichten retten. Ihre Denkweise scheint mir ziemlich konfus. Doch auf jeden Fall treffe ich meine eigenen Entscheidungen und richte mich dabei nicht nach Ihren Wünschen oder Drohungen.«
    Doch das war nicht die ganze Wahrheit, gestand er sich ein, während er Valerie und Lucy gemeinsam die Treppe herabkommen sah. Er war entschlossen, weder eine Frau seiner Großmutter wegen zu hofieren noch auf sie zu verzichten. Trotzdem hatte ihr Versuch, Einfluß auf ihn zu nehmen, seine Laune getrübt.
    Er wandte sich den beiden Frauen zu. Valerie erschien wie ein Traum in Weiß, geschmückt mit blaßblauen Rosetten und fließenden Bändern. Ihr blondes Haar war in Locken aufgesteckt, und einige dieser Locken ringel-ten sich aufs niedlichste über die Ohren herab. Sie war der Inbegriff einer ätherischen Schönheit, eines Engels, der auf die Erde gekommen war, um eine widerstandslo-se männliche Bevölkerung zu verzaubern.
    Im Gegensatz dazu war Lucy dunkel gekleidet und ihre Frisur streng gebändigt - genau wie ihre Emotionen.
    Doch diese Emotionen warteten nur darauf, befreit zu werden, ebenso wie ihr herrliches Haar, und Ivan war zutiefst davon überzeugt, daß er derjenige sein würde, der sowohl ihr Haar als auch ihre Emotionen befreite.
    Diese dunklen Locken herabzulassen und seine Finger darin zu vergraben, die Frau zu küssen, bis ihre Verteidi-gungswälle einstürzten und ihren natürlichen Leidenschaften freien Lauf ließen - und natürlich auch seinen ...
    Er unterdrückte einen Fluch, da seine Leidenschaft sich bereits zu regen begann. Wie, zum Teufel, schaffte es diese Frau, ihn in einen brünstigen Jüngling zu verwan-deln, der zum erstenmal die Qualen des Herzens empfand?
    Nein. Nicht des Herzens. Die Empfindung saß an einem tiefer gelegenen Körperteil. Doch diese Erkenntnis nützte ihm auch nichts.
    »Guten Abend, Lord Westcott«, sagte Valerie und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln.
    »Lady Valerie.« Ivan verbeugte sich. »Sie sind schöner als je. Ich fürchte, Sie werden heute abend einen Aufruhr unter unseren männlichen Gästen verursachen.«
    Valerie belohnte ihn mit einem dankbaren Lächeln, das um so bezaubernder wirkte, als es aufrichtig war. Seit Ivan ihr in der Angelegenheit mit Sir James zu Hilfe gekommen war, sah sie ihn in der Rolle eines älteren Bruders; für Ivan eine ungewohnte, aber nicht unangenehme Rolle. Außerdem verwirrte es seine Großmutter, wie er unschwer aus deren Gesicht ablesen konnte.
    Er wandte seinen Blick Lucy zu. »Ihre Schutzbefohlene macht Ihnen alle Ehre, Miss Drysdale. Darf ich hinzufü-
    gen, daß Ihnen dieser Grünton ganz besonders gut steht.
    Er läßt Ihre Augen strahlen.«
    Was er sonst noch sagen wollte, behielt er für sich: daß er ihr den Stoff vom Leib reißen wollte, daß er ihre Augen noch ganz anders wollte glänzen lassen ...
    Der schwere Türklopfer setzte seinen unanständigen Betrachtungen ein Ende. Lucy bedankte sich leise für sein Kompliment und stellte sich dann in die Reihe, um die ersten Gäste zu begrüßen.
    Daß Sir James der erste Ankömmling war, überraschte Ivan nicht besonders.
    »Lord Westcott; Lady Westcott.« Sir James vollführte eine gelungene Verbeugung vor der Gräfinwitwe. »Es ist mir eine Ehre, Gast in Ihrem Hause zu sein.«
    »Sie sind uns sehr willkommen«, sagte die alte Frau.
    »Ich

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