Spiel der Teufel
praktisch null
ist. Aber einen Versuch ist es allemal wert. Und dann hab ich da
noch einen Punkt: Rosanna. Rosanna wurde von einem bis
heute unbekannten Raser getötet, das Auto wurde kurze Zeit
später von unsern Kollegen aufgefunden. Korrigiert mich, aber
ich meine mich erinnern zu können, dass auf dem Beifahrersitz
zwei leere Wodkaflaschen lagen und man bislang davon ausging,
dass der Todesraser betrunken war, als der Unfall geschah.
Zwei Wodkaflaschen waren bei Rosanna im Spiel, zwei Wodkaflaschen
bei Gerd. Zufall?« Henning schüttelte den Kopf
und sah Harms an. »Ich glaub's seit heute Nacht nicht mehr,
das heißt, ich halte seit heute Nacht alles für möglich. Was immer
Gerd auch gemacht hat, er konnte aus irgendwelchen
Gründen nicht mehr zurück, weil er schon zu tief im Sumpf
drinsteckte. Wer weiß?«
Santos wiegte den Kopf hin und her. »Das ergibt keinen Sinn.
Sollte Rosanna tatsächlich vorsätzlich getötet worden sein,
dann hätte man Gerd doch vorher eine Warnung zukommen
lassen und er hätte alles getan, um sie zu schützen. Im organisierten
Milieu ist das doch üblich, oder? Das war ein Unfall
und nichts anderes.«
»Vielleicht hat man ihn auch gewarnt und ihm gedroht, aber er
hat's nicht ernst genommen. Ihr merkt, ich stelle Thesen und
Hypothesen auf, von denen ich bis jetzt nicht eine einzige beweisen
kann, aber ich bin überzeugt, dass wir Beweise finden
werden.«
»Lass mich noch mal auf Gerds Ermordung zurückkommen«,
sagte Santos. »Welche Gruppierung aus dem Organisierten
käme für so was in Frage? Vietnamesen, Russen, Italiener, Albaner?
Wer ist auf solche Morde spezialisiert, oder welcher
Gruppierung können wir diese Handschrift zuordnen? Ich
kenne keine, wobei ich zugeben muss, mich im organisierten
Milieu nicht sonderlich gut auszukennen. Gerd war der Experte.
«
Henning zuckte die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Ich
habe genauso viel oder wenig Ahnung wie du. Ich weiß nur
eins, hinter dem Mord an Gerd steckt weit mehr als nur ein
Tötungsdelikt aus niederen Beweggründen. Und sollte sich zudem
herausstellen, dass er und unsere Asiatin etwas miteinander
hatten, dann wird's richtig heiß.«
Harms neigte den Kopf ein wenig zur Seite und sagte: »Wie
hab ich das zu verstehen? Wie kommst du darauf, dass Gerd
und die Tote ...«
»Ich dachte, Lisa hätte dich schon informiert. Wie bereits erwähnt,
hatte Gerd vor seinem Tod Geschlechtsverkehr. Und
Jürgens hat bei Gerd dunkle Haare gefunden hat, und zwar
ähnlich denen, die unsere Tote hat. Es besteht durchaus die
Möglichkeit, dass die beiden was hatten. Warum sie aber umgebracht
wurden, das gilt es zu lösen. Es gibt Fragen über
Fragen.«
»Lisa hat vorhin etwas davon erwähnt, dass bei der Toten die
Haut an den Fingerkuppen weggeätzt war ...«
»Hat Jürgens gleich bei der Leichenschau vor Ort festgestellt.
Könnte sein, dass sie eine Auftragskillerin war, die beseitigt
werden musste. Vielleicht wusste sie zu viel, vielleicht
war sie jemandem im Weg, vielleicht war es auch nur ein
Revierkampf, bei dem sie den Kürzeren zog. Ich hab keine
Ahnung, was hinter der ganzen Sache steckt. Wir gehen jetzt
erst mal zu Kurt. Er soll uns in allen Einzelheiten berichten,
an was Gerd in letzter Zeit gearbeitet hat. Und wenn wir bei
Kurt nicht weiterkommen, dann vielleicht bei einem andern
Kollegen. Irgendwo wird sich schon was finden. Veranlass
bitte, Volker, dass die Nachbarn befragt werden. Lisa und ich
durchkämmen noch mal Ninas Haus, wogegen sie mit Sicherheit
nichts einzuwenden hat, und außerdem möchte ich gern
mit Gerds Mutter sprechen. Dann bitte unbedingt einen Beschluss
besorgen, mit dem wir Einblick in sein Konto oder
seine Konten erhalten. Um die Vietnamesen sollen sich die
Kollegen vom OK kümmern. Lisa und ich gehen jetzt gleich
hoch und besprechen das mit Kurt. Er soll seine Leute auf
die Piste schicken.« Und nach einer kurzen Pause: »So, das
war's eigentlich von meiner Seite. Ich denke, damit hätten
wir unsern Arbeitstag schon mal im Wesentlichen durchgeplant.
Sonst noch was?«
»Du bist ziemlich in Fahrt«, bemerkte Harms lapidar.
»Hast du ein Problem damit?«, fragte Henning mit herausforderndem
Blick.
»Nein, aber du weißt, Wut ist in unserm Job nicht hilfreich, im
Gegenteil. Geh es sachlich und nüchtern an, auch wenn's
schwerfällt. Nur ein gutgemeinter Rat.«
»Keine Sorge, sobald ich hier raus bin, werde ich der sachlichste
und
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