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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ehrlich sind,
wissen Sie das auch längst. Die Menschen sind Narren, sie pflegen
stets alles in Gut und Böse einzuteilen und vergessen darüber
die ganzen Schattierungen dazwischen. Wir denken in den
Kategorien Gut und Böse und merken gar nicht, dass es weder
das eine noch das andere gibt. Es gibt kein absolutes Gut, und
es gibt kein absolutes Böse ... Wer hat Ihrer Meinung nach das
schlimmere Los, der leidende Arme oder der leidende Reiche?
Sie werden sagen, der leidende Arme, doch ich sage Ihnen, es
ist der leidende Reiche. Er sieht all seinen materiellen Besitz,
der ihm aber nichts nützt, wenn der Krebs seine Lunge zerfressen
hat oder das Herz nicht mehr richtig schlägt. Oder wenn
das eigene Kind stirbt und man hilflos ist und weiß, dass die
Millionen auf dem Konto nichts, aber auch rein gar nichts wert
sind. Die jedoch, die kein oder nur wenig Geld haben, finden
sich leichter mit ihrem Schicksal ab als jene, die alles haben.
Warum, fragt man sich, sind die Armen leidensfähiger als die
Reichen? Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort. Die Reichen
wollen nicht sterben, weil sie zu sehr an ihrem Besitz hängen
und nicht loslassen können. Nun, das ist nicht unser Problem.
Aber um auch diesen armen Reichen zu helfen, dazu sind
wir da. Sie sind die eigentlich armen Kreaturen, weil viele oder
vielleicht sogar die meisten von ihnen nie zu leben gelernt haben
... Darf ich Ihnen noch etwas anbieten? Ein Glas Wein?
Oder einen exzellenten Cognac?«
    »Nein, danke, ich hatte schon zwei Gläser Wein, und außerdem
sagten Sie doch selbst, dass Ihre Ärzte ...«
    »Sie sind doch nicht im Dienst. Noch nicht. Ich denke, ich werde
mir einen Cognac genehmigen, sozusagen als Digestivum.
Elena, würdest du bitte die Flasche und zwei Gläser holen?«
Sie stand wortlos auf, holte die Flasche und die Gläser und
schenkte erst Koljakow und anschließend sich selbst ein. Er hob
das Glas, prostete ihr zu und schüttete die braune Flüssigkeit in
einem Zug hinunter, während Elena nur einen winzigen Schluck
nahm und das Glas gleich wieder auf den Tisch stellte. Seit über
einer halben Stunde hatte sie kein Wort gesagt, die recht einseitig
geführte Unterhaltung jedoch sehr aufmerksam verfolgt. Koljakow
sah sie an und meinte: »Schmeckt es dir nicht?«
    »Du weißt doch, dass ich Cognac nicht so sehr mag. Tut mir leid.«
»Schon gut«, winkte er ab.
    »Wie sind Sie überhaupt auf mich gekommen?«, fragte Loose.
»Sie sind uns empfohlen worden, oder wie man so schön sagt,
Sie wurden uns ans Herz gelegt.« Dabei lachte er wieder, als
hätte er einen besonderen Witz gemacht, auf den Loose jedoch
nicht reagierte. Ihm war nicht nach Lachen zumute.
    Es war fast halb neun, als Koljakow sagte: »Kommen Sie, ich
möchte Ihnen noch Ihren Arbeitsbereich zeigen, bevor Sie zurückgebracht
werden. Dabei können Sie auch gleich Wünsche
äußern, denn jeder Chirurg hat doch seine Eigenheiten. Wir
werden alles tun, um Ihnen die Arbeit so angenehm wie möglich
zu gestalten, obgleich ich sicher bin, dass Sie kaum Wünsche
haben werden. Doch machen Sie sich selbst ein Bild von
unserer Einrichtung.«
    Sie erhoben sich, durchquerten das Zimmer und gelangten an
eine Wand. Koljakow drückte einen Knopf, und eine auf den
ersten Blick unsichtbare Tür öffnete sich.
    »Mein Privataufzug«, sagte er wie selbstverständlich. Sie fuhren
in das zweite Untergeschoss, die Tür öffnete sich, und sie
betraten einen langen Flur. Zwei Schwestern kamen ihnen entgegen
und grüßten freundlich. »Das«, er deutete auf eine Tür,
»ist Operationssaal eins. Hier wird gerade eine Niere verpflanzt,
ein Routineeingriff, wie Sie wissen, aber für den Patienten
lebensnotwendig, da er schon seit über sechs Jahren an
der Dialyse hängt und sich mittlerweile auch andere Beschwerden
eingestellt haben. Im Übrigen sind alle fünf Operationssäle
fast identisch ausgestattet, mit dem Unterschied, dass in OP
zwei eine hochmoderne Herz-Lungen-Maschine steht. Hier«,
fuhr er fort und machte die Tür auf, »bitte schön, so sieht Ihr
Reich aus.« Er schaltete das Licht an. Loose sah sich um. Es
gab auf den ersten Blick nichts, was er zu beanstanden gehabt
hätte, im Gegenteil, er hatte noch nie einen perfekter ausgestatteten
OP-Saal zu Gesicht bekommen. Er nickte anerkennend
und bemerkte lapidar: »Sieht gut aus.«
    »Gut? Lieber Kollege, hier finden Sie nur die besten und teuersten
Geräte und Instrumente. Ich gehe

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