Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
» Damit ich ihren Mörder erkennen kann.« Es würde nicht helfen, den Waldgeist zu befragen. Die Geister sagten ihm nur, was sie sagen wollten, ob er es hören wollte oder nicht.
Die anderen Wölfe zogen sich zurück, und er schob seine Nase zwischen ihren Hals und ihr Kinn, wo Gerüche sich am längsten halten würden. Und witterte, nicht überraschend, einen vertrauten Bösewicht. Wie viele Dinge konnte es schon geben, die nachts herumliefen und Werwölfe und ihre Angehörigen angriffen?
Er berührte Sunnys Leiche nicht, sondern schnüffelte sich nur von einer Schlagader zur nächsten. Wo die Vampire sich genährt hatten, war das Fleisch aufgerissen, aber sie hatte nicht lang genug gelebt, um blaue Flecken zu entwickeln. Und sie hatten sich fast überall genährt.
Er roch ihre Angst, ihr Leiden und bezeugte es für sie. Er war gründlich, um sicherzustellen, dass sie keine Neuzugänge in ihrer Jagdgesellschaft hatten. Aber er fand nichts Überraschendes: Da waren nur die vier Vampire, die Anna angegriffen hatten.
Bruder Wolf verfiel in Raserei, als er verstand, dass das sie hätte sein können; dass ihre Anna hier liegen könnte.
Charles schloss die Augen und zwang seinen Körper zur Unbeweglichkeit. Lange, kühle Finger streichelten sein Gesicht und sangen für den Wolf– was nicht half. Er wusste nicht, was ein Waldgeist hier mitten in der Stadt tat– und er verbiss sich in diesem Rätsel, um sich abzulenken.
Er öffnete die Augen wieder und sah sich um. In der Umgebung gab es einige leerstehende Lagerhäuser– und Brombeeren, das berüchtigte Unkraut des pazifischen Nordwestens, übernahmen langsam die leeren Parkplätze und erschufen Rückzugsorte für jeden, der sich von ihren Dornen nicht aufhalten ließ.
Ein Rätsel weniger. Charles ließ die Melodie eines der Lieder seines Großvaters in seinem Kopf erklingen, die ihm Klarheit und Ruhe schenkte– trotz des Waldgeistes, der ihn tätschelte. Wäre er allein gewesen, hätte er ihn weggestoßen– Bruder Wolf mochte es nicht, von jemand anderem als Anna angefasst zu werden. Aber niemand sonst konnte den Geist sehen… und er hatte jetzt schon den Ruf, sonderbar zu sein. Die anderen mussten nicht auch noch wissen, dass er Dinge sehen konnte, die niemand anderes sah.
Als er sich wieder halbwegs sicher sein konnte, dass Bruder Wolf ihm erlauben würde, sich ansatzweise zivilisiert zu benehmen, stand er auf.
» Vampire«, sagte er. » Bringt sie zu Arthur ins Lagerhaus.« Das würde dem englischen Alpha nicht helfen– außer als Bestätigung, dass sie nicht mehr in der Hand der Vampire war.
Frustriert schaute Anna auf die Tasche, die sechs Meter über ihren Köpfen hing, in einem der hohen Kamine, die ab und zu durch die Decke dieser Ebene brachen– nach dem Fastdebakel in dem luftleeren Raum war sich Anna ziemlich sicher, dass diese Kamine eine Falle waren.
Und während sie nach oben starrte, schnappte ihnen ein Wolf den Sieg vor der Nase weg.
Es war zu dunkel, um sicher sagen zu können, wer es war, selbst wenn sie alle anderen Wölfe in ihrer pelzigen Gestalt hätte identifizieren können. Der Wolf sprang aus einer Öffnung ein Stockwerk über der Tasche, schnappte sich den Preis und verschwand durch eine Öffnung ein Stockwerk darunter, immer noch ein gutes Stück über Annas Kopf. Zusehen zu müssen, wie ihnen ihre Beute unter… naja, über der Nase weggeschnappt wurde, war zum Wahnsinnigwerden.
Isaac grunzte angewidert.
Und Bruder Wolf… umgab sie plötzlich und seine Nervosität, seine Angst und seine Liebe ließen sie gegen Isaac stolpern– was Bruder Wolf überhaupt nicht gefiel.
Etwas stimmte nicht. Aber als sie nachfragte, wollte oder konnte Bruder Wolf ihr nicht antworten.
Sie musste zu Charles. Jetzt. Das Problem war, dass Anna nicht genau wusste, wie sie zurückkommen sollte– natürlich hätte sie einfach den gleichen Weg zurücklaufen können, aber sie waren durch das gesamte Labyrinth gewandert und außerdem hätte sie sich nochmal durch den engen Tunnel quetschen müssen.
Nach oben wäre gut.
Sie lief bereits mit voller Geschwindigkeit, als ein weißer Wolf sich vor sie schob. Ein zweiter Wolf folgte ihr auf den Fersen– Isaac und Ric.
Es war Isaac, der die erste Treppe nach oben fand. Sie kamen im Erdgeschoss des kleineren Lagerhauses heraus, und als sie auf die Tür zuhielten, trat ihnen ein Werwolf in menschlicher Gestalt in den Weg.
» Wenn ihr die Tür nach außen durchquert, seid ihr offiziell raus«, sagte
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