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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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Die Schrecken kamen ja trotzdem. Also war es besser, gleich alles zu erfahren. Dann war sie wenigstens mehr vorbereitet auf das, was noch alles kommen könnte.
    »Wissen Sie, was die mit ihm gemacht haben?«, hatte Carter also gefragt und auf den Raum hinter dem Wohnzimmer verwiesen, in dem der riesige Computer blitzte und summte. »Ich hab einen Kollegen bei der Finanzaufsicht angerufen«, hatte Carter weitergesprochen, »das hier ist ein Hochleistungscomputer, mit dem man blitzschnelle Börsen-Transaktionen machen kann. Sind sündhaft teuer, die Dinger.«
    »Es gibt kaum Privatpersonen, die so was besitzen«, hatte ihr Dad gesagt.
    Carter hatte genickt.
    »Und was hat das mit dem Tod des Mannes zu tun?«, hatte Emily wissen wollen.
    Carter hatte die Zigarette von einer Hand in die andere genommen. »Na ja, die Dinger brauchen so viel Energie, die laufen nur mit – Starkstrom. Dieser Barnville hat sich hier extra einen Starkstromanschluss in die Wohnung legen lassen«, erklärte Carter. »Wir haben vom Vermieter schon die Unterlagen zugefaxt gekriegt. Hat ziemlich viel Ärger gegeben, lange Diskussionen mit dem Vermieter und dann noch Beschwerden von den Nachbarn wegen der Handwerker und dem ganzen Dreck mit dem Verlegen der Starkstromleitung und so weiter … «
    Emily hatte weiter zugehört, sich aber gewünscht, dass Carter endlich zur Sache kommen würde. Falls er durch diesen langen Schwall der Einleitung seine Botschaft irgendwie abmildern wollte, war das jedenfalls gründlich misslungen.
    »Und an diesen Starkstromanschluss haben sie ihn … «, Carter schien wieder nach Worten zu suchen, »na ja, da haben sie ihn halt dran angeschlossen.« Er klemmte sich die Zigarette hinter das Ohr und blätterte in der Ermittlungsakte. »Schließt man Menschen an normale Stromleitungen an, kann es lange dauern, bis sie tot sind. Bei Starkstrom allerdings … «
    »Mr Carter, ich glaube, das reicht«, war Bloom ihm ins Wort gefallen, und hatte mit ihrer Eulenbrille erst ihren Kollegen und dann Emily angestarrt. »Ich bin nicht sicher, ob wir in diese Details – «
    »Bei Starkstrom allerdings stirbt man sofort?«, brachte Emily den Satz zu Ende.
    Carter nickte verkniffen. »Bei ausreichender Amperezahl innerhalb von Mikrosekunden.«
    Ihr Vater hatte wieder diesen seltsamen Blick aufgesetzt, so als wäre dort noch etwas gewesen, was der tote Jack Barnville ein für allemal mit ins Grab genommen hatte. Und sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was das sein konnte, was ihr Vater darüber wissen konnte. Er hatte sich nervös die Hände gerieben, immer wieder, und ab und zu aus dem großen Penthouse-Fenster geschaut. Vielleicht hatte er auf diese Weise vermeiden wollen, dass irgendjemand sein Gesicht sah. Doch Emily hatte sein Gesicht gesehen, wie es sich in den Scheiben spiegelte, und was sie gesehen hatte, gefiel ihr nicht.
    »Emily – ich rede mit dir.«
    Ihre Gedanken waren abgeschweift in das Penthouse von Jack Barnville, jetzt war sie wieder in der Küche bei ihren Eltern an diesem sonnigen Sonntagmorgen.
    Ihr Vater klang nicht ungeduldig, wie das sonst immer seine Art war, sondern außergewöhnlich behutsam.
    »Was?«
    Ihr Blick glitt zu ihm hinüber. Heute einmal in Jeans, mit Hemd und grünem Pullover. Emily hatte ihren Vater eigentlich bisher nur im Anzug gesehen, und das höchste der Gefühle war es, wenn er mal die Krawatte abnahm. Aber heute sah er wirklich nach Sonntag und Freizeit und Familie aus. Und Emily fühlte sich gleichzeitig sicher und behütet. Aber irgendwie immer noch nicht richtig verstanden. Ihre Mutter stellte abwechselnd die Kaffeekanne auf den Tisch und auf die Heizplatte der Kaffeemaschine und zupfte nervös an ihren rötlichen Haaren, während sie Emily aus sorgenvollen Augen anblickte.
    »Deine Mutter hat recht. Du kannst nicht einfach zurück ins Studentenwohnheim gehen. Du musst das endlich begreifen.«
    »Ich will das aber nicht begreifen«, erwiderte Emily und ärgerte sich darüber, dass ihre Stimme mehr nach Trotz als nach Selbstsicherheit klang. »Und ich kann sehr wohl zurückgehen.«
    »Aber Emily«, begann ihre Mutter, »das ist doch viel zu gefährlich.« Schon wieder. »So lange sie diesen Irren nicht gefasst haben, darfst du keinesfalls allein irgendwo hingehen.«
    »Und was soll ich stattdessen machen?« Sie schaute abwechselnd ihre Mum und ihren Dad an, deren Gesichtsausdruck dem eines Zahnarztes gleichkam, der einem nach stundenlanger Tortur erklärt, dass es jetzt ein

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