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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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gibt noch weitere Sprengsätze.« Er wartete nicht auf eine Antwort und fuhr fort: »Einer dieser Sprengsätze ist hier im College versteckt, und zwar dort, wo viele Menschen sind, und glaub mir, wenn ich will, dass er hochgeht, dann geht er genau dann hoch, wenn dort viele Menschen sind. Ein weiterer Sprengsatz befindet sich im Haus deiner Eltern. Dann noch einer im Auto deiner Mutter. Und noch einer in der Handtasche deiner Mutter. Könnte das ein Problem werden, Emily?«
    Der Raum verschwamm vor Emilys Augen. »Ja«, antwortete sie tonlos.
    »Willst du, dass dieses Problem zu keinem Problem werden wird?«
    »Ja.«
    Wieder Stille.
    »Du wirst ein Rätsel lösen müssen, Emily«, sprach die Stimme weiter. »Mit den beiden Kleiderschränken, die gerade hinter dir stehen, kannst du quatschen, so viel du willst. Aber erlaube mir noch ein paar Hinweise, auch auf die Gefahr hin, dass ich dich langweile: Solltest du oder einer der beiden deine Mutter anrufen, wird der Sprengsatz in ihrer Handtasche oder in ihrem Auto sofort explodieren. Solltest du oder einer der beiden deinen Vater anrufen, wird der Sprengsatz in eurem Haus sofort explodieren. Solltest du die Polizei rufen, mit deiner Freundin Julia quatschen oder unserem geschätzten Inspector Carter Bescheid sagen, wird der Sprengsatz hier im College sofort explodieren. Und immer werden sehr viele Menschen in der Nähe sein.« Die Stimme wurde wieder tiefer. »Glaubst du mir das?«
    »Ja.«
    »Dann hör zu. Du hast zwanzig Sekunden Zeit.« Es folgte ein kurzes Rauschen in der Leitung. Dann hob die Stimme wieder an.
    »Tief bist du gefallen. Sehr tief. Und lange. Wie lange? Du hast zwanzig Sekunden. Eins!«
    »Was ist los?«, fragte Julia dazwischen.
    Emily hob abwehrend die linke Hand und stürzte aus dem Raum. Sie musste allein sein. Diesem Irren war zuzutrauen, dass er alles sah und sie sofort bestrafte, wenn sie falsch reagierte.
    Wenn du mit deiner Freundin Julia sprichst, wird der Sprengsatz hier im College sofort explodieren.
    Zwanzig Sekunden. Wie schnell vergingen zwanzig Sekunden? Es war wie damals in der Bibliothek. Oder auf der wilden Fahrt zu St. Paul’s. Seine Stimme hallte in ihrem Ohr wie ein Maschinengewehr.
    »Zwei, drei … «
    Tief gefallen … Wann hatte dieser ganze Schrecken angefangen? Seitdem sie hier am College war. Am ersten September. Dem ersten Tag. Und was hatte er noch gesagt? Der erste und der letzte Tag . Pass auf, dass dein erster Tag nicht dein letzter Tag sein wird …
    »Vier, fünf, sechs, sieben … «
    Ihr erster Tag. Was, wenn er nicht den ersten Tag am College meinte, sondern den ersten Tag, an dem sie auf die Erde gekommen war? Ihren Geburtstag! Darum die Luftballons? Weil sie die Luftballons an ihren Geburtstag erinnern sollten?
    »Acht, neun, zehn … «
    Der zehnte September. Das war ihr Geburtstag. Oder war es die Neun, auf die es ankam?
    Wie tief bist du gefallen? Und wie lange?
    Also ging es nicht darum, wie tief sie gefallen war, sondern wie lange? Aber wie lange war sie gefallen? Waren die Stunden damit gemeint? Oder die Tage?
    »Elf, zwölf, dreizehn, vierzehn … «
    Sie sprang schnell in eine Nische, um einer Gruppe Feuerwehrleuten auszuweichen, die in Schutzkleidung durch den Flur rannten.
    »Fünfzehn, sechzehn … «
    Denk nach, Emily, denk nach.
    John Milton! Darum drehte sich alles.
    Die gefallenen Engel, die mit Satan zusammen nach der Rebellion in die Hölle geworfen wurden. Sie waren gefallen! Sie waren neun Tage gefallen. Das hatte sie zusammen mit Ryan in der Bibliothek vorletzte Nacht herausgefunden. Neun Tage! Und sie hatten sogar noch berechnet, wie viele Kilometer das waren … Egal! Neun Tage lang fielen die Engel in die Hölle. Vom ersten bis zum neunten September! Und wenn diese neun Tage vergangen waren, dann kam der zehnte September. Der zehnte September! Ihr Geburtstag! Es musste stimmen.
    »Siebzehn, achtzehn, neunzehn … «
    »Neun Tage«, schrie Emily in den Hörer. »Neun Tage bin ich gefallen!«
    Die Stimme hörte auf zu zählen. »Du wirst besser«, lobte sie Emily. »Du wirst viel besser. Das ist richtig.« Wieder eine dieser sadistischen Pausen, bevor die Stimme weiter sprach. »Und folglich wird auch nichts explodieren.«
    Emily atmete aus, und es kam ihr so vor, als wäre ihr ein Zahn, der monatelang wehgetan hatte, endlich gezogen worden. Sie ließ sich an der Wand hinabgleiten, und eine wohlige Müdigkeit breitete sich in ihr aus.
    Doch der nächste Satz ließ sie augenblicklich

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