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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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alles durch einen Nebel aus Tränen, Trauer und Enttäuschung.
    Der Täter war gefasst.
    Es war doch so.
    Doch glücklicher war sie dadurch nicht.
    Diese Wahrheit war eine Wahrheit, die alles zerschlagen und nichts geklärt hatte.
    Sie musste mit Julia sprechen.
    Jetzt sofort.

39
    I ch habe ihm vertraut, Julia«, sagte Emily. »Ich bin nicht sicher, ob ich mich nicht sogar richtig in ihn verliebt habe. Wir haben miteinander geschlafen. Und jetzt das! Jetzt das!«
    Julia verkniff sich offenbar eine blöde Bemerkung zum Verliebtsein, was sie unter anderen Umständen nicht getan hätte. Und das zeigte mehr als deutlich, wie ernst auch sie die Sache nahm.
    Emily lief in ihrem Zimmer auf und ab und konnte immer noch nicht glauben, was sie da vor einer halben Stunde von Detective Carter gehört hatte.
    »Das kann auch nur mir passieren.« Sie verschränkte die Arme und lief im Zimmer hin und her wie ein Tiger an einer zu kurzen Kette. »Das kann nur mir passieren. Wem sonst? Wem sonst???« Sie blieb vor dem Fenster stehen. »Da ist die verzogene kleine Miss Emily aus gutem Hause endlich mal in der großen Stadt und lernt einen Jungen kennen, mit dem sie sich auch etwas Ernstes vorstellen könnte, und das ist dann ein –«
    »Verrückter Mörder?«, unterbrach Julia.
    »Danke, Julia«, sagte Emily, »danke.« Einerseits war Julias Direktheit nicht gerade das, was sie jetzt brauchte, aber machten irgendwelche Beschönigungen die Sache besser?
    »Ich verstehe es nicht«, sagte Emily. »Weißt du, vielleicht würde es mir leichter fallen, wenn ich seine Gründe kennen würde. Wie passt das alles zusammen? Ist er einfach nur ein Verrückter, der es auf mich abgesehen hat?«
    »Du meinst auf dich und auf den mausetoten Typen in Canary Wharf?«, fragte Julia. Sie saß ihr gegenüber auf Emilys Bett im Wohnheim, die Knie an die Brust gezogen.
    »Danke«, sagte Emily noch mal. »Danke, Julia. Was täte ich ohne dein Fingerspitzengefühl?«
    Julia blieb am Ende doch die Alte. Das war zwar nicht immer hilfreich, aber irgendwie auch beruhigend.
    »Die Gründe wirst du schon noch erfahren«, sagte Julia. »Aber ehrlich, was bringt es dir, wenn du dich vorher völlig fertigmachst?«
    Was es ihr brachte? Nichts, natürlich. Aber trotzdem.
    Beide schwiegen für eine Weile, so als würde durch die Stille irgendetwas besser werden.
    »Ryan«, setzte Julia nach einer Weile an, als würde sie auch jetzt erst begreifen, was das alles bedeutete. »Ryan … Und er ist vorbestraft?«
    Emily nickte. »Sagt Carter.« Sie schaute auf die Wolken, die von der goldenen Sonne beschienen draußen über dem Lambeth Palace vorbeizogen. »Du kanntest ihn doch schon vorher«, fiel ihr dann ein. »Woher eigentlich?«
    Julia zuckte die Schultern.
    »Er hat mich auf einer Party der Student-Union vor Semesterstart angesprochen und gefragt, ob ich wüsste, wo es noch Zimmer gibt. War schwer abgenervt von seiner WG , irgendwo in Camden. Ich habe ihm dann den Tipp mit der Wohnheimverwaltung gegeben.«
    Emily dachte an den Sonntagabend, als sie Ryan vor der Tür seines Zimmers belauscht hatte und er gerade von der WG gesprochen hatte. Und dann hatte er die Tür geöffnet, und sie wäre ihm fast in die Arme gefallen. Und irgendwie, vielleicht deswegen, hatte sie sich die Worte gemerkt.
    In dieser Scheiß- WG war es echt nicht mehr auszuhalten. Darum bin ich ja auch hier ins Wohnheim gezogen. Ich dachte erst, so eine WG in Camden und so weiter, das wäre irgendwie cooler und würde passen, so szenemäßig und so, deswegen bin ich ja schon im Juni in die WG gezogen , aber dann habe ich mich ganz schnell für das Wohnheim beworben.
    Hatte er gewusst, dass sie lauschend vor der Tür stand? Und absichtlich so getan, als wäre er ein junger Student, der aus Dublin in das große London gekommen war?
    »Er hat dich angesprochen?«, fragte Emily und sah Julia an.
    Sie begriff sofort. »Ja«, sagte sie. »Hat er. Schon komisch, jemanden nach einem Zimmer zu fragen, den man gar nicht kennt.« Sie zupfte wieder mal an den Kordeln ihres Manchester-United-Kapuzenpullovers. »Aber mir ist das damals gar nicht aufgefallen.«
    Emily nickte. Vielleicht war das von vornherein sein Plan gewesen. Über Julia an Emily heranzukommen, um das Spiel mit ihr zu spielen. »Vielleicht ist uns vieles vorher nicht aufgefallen«, überlegte Emily zerknirscht. »Was ich nur nicht kapiere – er war so schlau.« Plötzlich ertappte sie sich dabei, wie sie von Ryan schon als Verdächtiger dachte.

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