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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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einfach Hals über Kopf hineinstürzen, damit herausplatzen und es hinter mich bringen, oder sollte ich dieses falsche Spiel noch weiter treiben? Dann drehte ich mich um und schaute ihn an. Und als ich seine wunderschönen Augen und sein gewinnendes Lächeln sah, schlug mein Herz ihm entgegen. Nein, dachte ich traurig. Er wird mich sowieso nur anlügen, und damit wäre nichts erreicht. Wir können die Scharade ebensogut noch eine Weile fortsetzen. Zumindest so lange, bis ich Adele gefunden hatte.
    Die Morgensonne stach uns in die Augen, während sie über dem New Winter Palace allmählich aufging. Die Fähre würde uns ans Westufer bringen, ins Land der Toten, in jenes Reich, zu dem Amon-Re allmorgendlich in seiner Sonnenbarke im Osten aufbrach. Achmed und ich waren zu dieser Stunde die einzigen Fahrgäste, was mir nur recht war. Ich hatte kein Verlangen nach einer Menschenmenge. Wegen der Schnelligkeit der Strömung mußte sich die Fähre stromauf arbeiten, um stromabwärts zu gelangen. Weil man nicht auf direktem Weg übersetzen kann, dauerte die Fahrt ziemlich lange. Während das Boot sich langsam auf die gegenüberliegende Landungsbrücke zubewegte, beobachtete ich meinen Begleiter, wie er an der Reling stand. Der leichte Nordwind strich über sein Gesicht und zerzauste sein Haar. Im Profil war er ein bemerkenswerter Mann mit einer starken Nase und Augen wie ein Adler. Ich sah Achmed Raschid gerne an, obwohl ich nun zugleich traurig und wütend war. In gewisser Hinsicht wünschte ich, ich hätte ihn letzte Nacht nicht mit Schweitzer gesehen. Ich wünschte, ich hätte die Wahrheit nicht erfahren, denn dann hätte ich ihm weiterhin blind vertrauen und ihn lieben können. Doch jetzt konnte es natürlich nie wieder wie vorher sein.
    Auf der anderen Seite standen mehrere Taxis bereit, so daß wir keine Mühe hatten, eins zu mieten. Achmed und der Fahrer handelten zunächst einen Preis aus und verständigten sich darauf, daß er uns dafür bis zum Mittag zur Verfügung stehen sollte. Danach würde sich der Preis erhöhen.
    Achmed und ich saßen auf dem Rücksitz, während das Taxi über die unebene Piste rumpelte und eine riesige Staubwolke hinter uns aufwirbelte. Wir fuhren durch Ackerland und Lehmziegeldörfer, immer in Richtung auf die vor uns liegenden braunen Felsen. Ich hörte nur halb hin, wenn er gelegentlich Erläuterungen zu den Plätzen gab, an denen wir vorüberkamen.
    »Dieses kleine Dorf auf unserer Rechten wurde 1955 von eurem Mr. Cecil de Mille für den Film Die zehn Gebote errichtet. Nachdem der Film gedreht war und die ganze Mannschaft Ägypten verlassen hatte, zogen die hier ansässigen Bauern in diese ›Filmstadt‹ und ergriffen Besitz davon. Deshalb unterscheidet sie sich stark von anderen Dörfern in Ägypten.«
    Wir kamen an Zuckerrohrfeldern vorüber und mußten hin und wieder bremsen, wenn Kamele die Straße überquerten. Wie ich es schon auf der Zugfahrt erlebt hatte, kamen auch jetzt Kinder in langen galabiyas angerannt, die uns im Vorüberfahren zuwinkten und zuriefen.
    Dann fuhren wir an zwei sitzenden Figuren vorbei, die an der rechten Seite etwas abseits der Straße aufragten. »Das sind die Memnon-Kolosse«, erklärte Achmed, »riesenhafte Statuen, die einst den Eingang zu einem Tempel bewachten, der heute nicht mehr existiert. Eines der Sitzbilder soll vor vielen Jahren allmorgendlich die Sonne besungen haben, weswegen man glaubte, daß der Geist des Königs in ihm wohnte. Doch in Wirklichkeit hatte ein Erdbeben Risse in der Statue hervorgerufen, durch die der Wind pfiff. Es war der Wind, der sang, nicht die Statue.«
    Ich starrte mit ausdruckslosem Blick aus dem Fenster. »Du bist heute morgen sehr still, Lydia.«
    »Ja, das bin ich wohl.«
    »Ich kann das verstehen. Und ich hoffe um deinetwillen, daß alles nun sehr rasch ein Ende nimmt.«
    Nein, du verstehst gar nichts, dachte ich ärgerlich. Aber je eher alles vorüber ist, desto besser. Ich kniff meine Augen fest zusammen. Oh, Achmed Raschid, warum mußtest du mich hintergehen? Das Taxi ratterte und holperte über die lange, staubige Straße. Es fing an warm zu werden. Schließlich gelangten wir zu dem Totentempel der Hatschepsut, Der el-Bahri, und ich reckte den Hals, um im Vorüberfahren einen Blick darauf zu werfen. Die in einen ockerfarbenen Steilabfall hineingearbeiteten Rampen, Terrassen und Säulenhallen beeindruckten mich zutiefst. Als ich das Fenster herunterkurbeln wollte, um eine klarere Sicht zu haben, meinte Achmed:

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