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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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einzuschalten, denn ich wußte schon, daß er nicht da war. Ich stand vom Bett auf und trat geradewegs ans Fenster. Ich zog die Vorhänge beiseite und ließ helles Mondlicht ins Zimmer und über die beiden leeren Betten scheinen. Bestürzt schlich ich auf Zehenspitzen zur Tür, legte mein Ohr daran und lauschte. Ein undeutliches Geräusch war von der anderen Seite der Tür zu vernehmen. Fast, als ob sich zwei Leute unterhielten. Aber leise, als sollte niemand anderes es hören.
    Ich öffnete die Tür einen Spalt, gerade so weit, daß ich mit einem Auge hinausspähen konnte. Ich sah Achmed Raschid, der im Gang stand und mit jemandem, den ich nicht erkennen konnte, vertraulich murmelte. Er stand gegen die Wand gelehnt und hatte seine Hände lässig in die Hosentaschen vergraben. Er schien entspannt und gelöst, als ob er sich nur die Zeit vertriebe. Und als er leise lachte, fragte ich mich, wer dieser unsichtbare andere wohl war. Ich preßte mich eng an die Wand, um meinen Blickwinkel zu verändern. Ich hatte nun eine gute Sicht auf die Person, mit der Achmed so ungezwungen plauderte. Es war der Mann mit der dicken Brille: Karl Schweitzer.

14
     
     
     
    Ich war erstaunt, wie tief ich den Rest der Nacht durchschlief. Vermutlich war es so etwas wie ein seltsames Bedürfnis, das mich in die Lage versetzte, zu schlafen und den traumatischen Erlebnissen des vorangegangenen Abends für eine Weile zu entfliehen. Zuerst die Strapazen des Basars durchzumachen, dann vor der Mündung einer geladenen Pistole zu stehen, dann einen Mann niederzustechen und dann erfahren zu müssen, daß Achmed mit Schweitzer freundschaftlichen Umgang pflegte… das alles hatte sich zu etwas mehr aufgetürmt, als mir im Augenblick lieb war. So hatte ich die beiden Männer auf dem Gang stehenlassen, hatte leise die Tür geschlossen und war gleich darauf in einen tiefen Schlaf gesunken.
    Am Morgen fühlte ich mich jedoch wenig erfrischt. Und als ich aufwachte, war ich froh, daß Achmed nicht da war. Ich brauchte eine kalte Dusche und Zeit zum Nachdenken. Nachdem ich mich gewaschen und etwas Ordnung in meine Gedanken gebracht hatte, stand ich vor dem Spiegel und kämmte mein feuchtes Haar aus. Was konnte das freundschaftliche Verhältnis von Achmed Raschid und Karl Schweitzer anderes bedeuten, als daß Achmed gar nicht der Regierungsbeamte war, für den er sich ausgab, oder daß er ein unehrlicher war? Sowohl das eine als auch das andere war schlecht. Ich wußte, daß Schweitzer mich im Domus Aurea niedergeschlagen hatte und daß er John getötet hatte. Was sagte das über seinen Freund Achmed aus? Ich hatte mich nicht viel anders gefühlt, als ich die Wahrheit über John Treadwell erfahren hatte: verbittert, enttäuscht und vor allem wütend. Schon wieder war ich von jemandem zum Narren gehalten worden, und ich fragte mich traurig, wie oft in meinem Leben mir das noch passieren mußte, bevor ich eine Lektion gelernt hatte. Während ich auf dem Balkon stand, um mein Haar trocknen zu lassen, beobachtete ich die langen, gekräuselten Schatten, die die Morgensonne warf, und überlegte, welche unvorhersehbaren Ereignisse dieser Tag wohl bringen würde. Alles, was ich wußte, war, daß ich meine Schwester finden und sie in die vernünftige, normale Welt zurückbringen wollte.
    Achmed mußte mehrmals klopfen, bevor er schließlich selbst öffnete. Ich stand noch immer auf dem Balkon, als er sich zu mir gesellte. »Ich war nicht sicher, ob du schon wach bist. Wie geht es dir, Lydia?«
    »So gut, wie man es eben erwarten kann.« Ich starrte weiter vor mich hin. »Und dir?«
    »Ausgezeichnet. Ich konnte gut schlafen.« Er blickte auch eine Weile auf den Fluß hinaus, und ich hoffte halb, er würde mir jetzt von seinem Treffen mit Schweitzer berichten. Ich hätte fragen können, aber ich wollte, daß er es unaufgefordert tat. Was aber nicht geschah. Achmed wartete darauf, daß ich noch etwas sagte. Als ich aber weiter schwieg, fuhr er fort: »Die erste Fähre über den Fluß geht in Kürze. Die nächste eine Stunde später. Willst du mit der ersten fahren, oder möchtest du vorher frühstücken?«
    »Ich habe keinen Hunger«, gab ich zurück.
    »Sehr gut.« Er wandte sich von mir ab und ging ins Zimmer zurück. Als ich hinuntersah, stellte ich fest, daß meine Hände das Geländer so fest umklammerten, daß meine Knöchel weiß hervortraten. Ich versuchte einen Entschluß zu fassen. Sollte ich ihn mit meiner Entdeckung konfrontieren oder nicht? Sollte ich mich

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