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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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spannungsgeladene Verlangen, das ich für Achmed Raschid empfand –, das war eine erregende Liebe voller Leidenschaften. »Miss Harris… Lydia«, begann er und schien zum erstenmal unsicher zu sein. »Ich habe nie zuvor eine Amerikanerin gekannt. Wir kommen aus verschiedenen Welten, du und ich. Deine Religion ist nicht die meine. Deine politischen Überzeugungen sind nicht die meinen. Unsere Sitten sind unendlich verschieden. Wir«, er streckte seine Hände aus, »sind unendlich verschieden.«
    »Und wen«, entgegnete ich ruhig, »wen versuchst du davon zu überzeugen? Dich oder mich?«
    Zum ersten Mal wandte er die Augen ab. Ich spürte, daß er einen inneren Kampf austrug. Und als wir weiter schweigend dasaßen, dachte ich zurück an jene Nacht im Shepheard’s Hotel, als John mich aufs Bett gelegt und in seine Arme genommen hatte und wir uns geküßt hatten. Ich erinnerte mich daran, wie sehnsüchtig diese Küsse gewesen waren und wie sehr sie Leidenschaften wachgerufen hatten. Ich schaute auf den Mann vor mir. Er mußte mich nicht küssen, ja nicht einmal berühren, um mich zu erregen. Allein seine Nähe entzündete ein Feuer in mir. »Wir werden morgen früh aufbrechen, und es ist schon spät. Du solltest schlafen, Lydia. Aber ich werde dich nicht verlassen, denn das wäre nicht sicher.«
    Ich erhob mich spontan, hob meine Handtasche vom Boden auf, wickelte den Schakal in das Taschentuch und schickte mich an, die Tagesdecke zurückzuziehen. Achmed rührte sich nicht vom Fleck. Als ich jedoch meine Schuhe wegkickte und Anstalten machte, ins Bett zu kriechen, stand er plötzlich auf und griff nach meinen Arm. »Lydia, du mußt etwas verstehen.«
    Ich konnte seinem Blick nicht ausweichen. Er schien Dinge zu sagen, die er mit Worten nicht auszudrücken vermochte. »Ich fühle es auch«, murmelte er ruhelos. »Aber wir dürfen es nicht zulassen. Wir sind uns durch Zufall begegnet, und bald schon wirst du in deine Welt zurückkehren. Denn der Grund, aus dem du herkamst, der Grund, aus dem du jetzt hier bist, wird nicht länger existieren, und dann wirst du fortgehen. Du hast dein Krankenhaus und deinen Chirurgen, der auf dich wartet, und ich habe meine Arbeit bei der Regierung. Wir haben beide Aufgaben und Verpflichtungen. Was zwischen uns passiert ist, ließ sich nicht vermeiden, weil es rein zufällig geschah. Aber es darf nicht sein. Morgen werden wir in die Wüste hinausfahren, und hoffentlich wirst du dort deine Schwester finden. Dann werdet ihr in die Welt zurückkehren, in die ihr gehört.«
    »Ich weiß, wohin ich gehöre«, flüsterte ich.
    Sein Griff um meinen Arm wurde fester. Ich hätte in diesem Augenblick alles dafür gegeben, wenn er weich geworden wäre; wenn er mich in seine Arme genommen und wieder geküßt hätte. Aber ich wollte nicht diejenige sein, die ihn dazu veranlaßte. Wenn Achmed über seinen inneren Konflikt den Sieg erringen sollte, wenn er erkannte, wie sinnlos seine Worte waren, und wenn er jetzt zu der Überzeugung gelangte, daß Kulturen und andere Welten und Religionen keine Bedeutung hatten, dann wollte ich, daß diese Entscheidung von ihm kam – nicht von mir. Er mußte die Antwort in sich selbst finden. »Lydia, wenn es der Wille Allahs ist, wird es geschehen. Aber ich glaube nicht daran, denn ich weiß, daß wir bald auseinandergehen und uns nie wiedersehen werden. Was zwischen uns geschehen ist und noch immer geschieht, hätte nie sein sollen.«
    Ich zog meinen Arm von ihm weg. Wie in einem Traum schlug ich die Bettdecke zurück und schlüpfte darunter. Im Geiste hörte ich mich sagen: So muß es sein, wenn man unter Narkose steht.
    Jemand drehte das Licht aus und hüllte den Raum in völliges Dunkel. Kein Geräusch war zu hören. Luxor lag in tiefem Schlaf. Das Hotel war still und ruhig. Als ich in meinem Bett lag und in die Finsternis starrte, hörte ich, wie jemand sich in das Bett neben mir legte und seufzte. Dann spürte ich, wie mein Körper weit fortgetrieben wurde und in abgrundtiefen Schlaf versank.
     
     
    Mitten in der Nacht schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Einen Moment lang kam es mir so vor, als ob ich nur die Augen geschlossen hätte. Doch als ich mich auf der Seite statt auf dem Rücken fand, wußte ich, daß ich geschlafen hatte. Ich hatte nur keine Ahnung, wie lange.
    Das Zimmer war noch immer unglaublich dunkel. Ich horchte auf Geräusche, auf Bewegungen oder Atmen. Da war nichts. »Achmed?« flüsterte ich.
    Ich brauchte nicht erst das Licht

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