Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Jelks erzählte uns eine erstaunliche Geschichte. »Ursprünglich war ich nur in der Absicht nach Ägypten gekommen, Gräber zu fotografieren und an der Übersetzung von Hieroglyphen zu arbeiten, in der Hoffnung, gewisse dunkle Stellen aufklären zu können. Da ich nur von meinem privaten Geld lebe, konnte ich mir eine Ausgrabung ohnehin nicht leisten, und beschloß daher, mich mit akademischer Routinearbeit zufriedenzugeben. Ich war jedoch noch nicht lange hier, als eine ziemlich interessante Sache an mich herangetragen wurde.
    Wie jeder Fremde, der in diese Gegend kommt, wurde auch ich sofort von den Einheimischen mit unechten Artefakten und Geschichten von verborgenen Gräbern bestürmt – alles natürlich gegen bare Münze. Wir waren noch dabei, das Lager aufzuschlagen, als sie schon begannen, wie die Geier hier einzufallen, einer mit einem phantastischeren Angebot als der andere. Doch da ich als Ägyptologe dergleichen Dinge schon viele Male zuvor erlebt hatte, schenkte ich dem, was an mich herangetragen wurde, keinen Glauben. Bis zu einem bestimmten Abend.
    Mark Spencer, mein Fotograf und Mechaniker, und ich wurden von einer alten Frau in einer Partie Karten unterbrochen. Die Frau war ins Camp gekommen und behauptete, sie habe ein Geschenk für uns. Meine ägyptischen Wächter versuchten sie abzuwimmeln, doch als ich auf den Lärm aufmerksam wurde, trat ich heraus. Das ›Geschenk‹, das sie für mich hatte, war hochinteressant. Eingewickelt in ein Geflecht aus Schilfgras und zusammengehalten mit einer Schnur, gab sie mir ein Stück von einer Schriftrolle aus Ziegenhaut, auf die Hieroglyphen gemalt worden waren. So etwas war mir bis dahin noch nie vorgekommen, und ich war neugierig, das fachmännische Können der Fälschung zu untersuchen. Eine sorgfältige Prüfung unter einer Lampe ließ eine so ausgezeichnete Arbeit erkennen, daß ich nicht umhin konnte, die alte Frau zu fragen, wer dies angefertigt habe, worauf sie einfach antwortete, die Engel. Da ich vermutete, daß sie mir die Quelle nicht nennen wollte, fragte ich, wieviel Geld sie dafür haben wolle. Und nun kam die Überraschung: Sie wollte die Rolle nicht verkaufen, sondern wollte sie mir schenken. Um es genau zu sagen, bestand sie hartnäckig darauf, daß ich sie nehmen sollte, weigerte sich aber strikt, auch nur einen Piaster dafür zu kassieren. Da ich sah, daß sie aus irgendeinem Grund verängstigt war, fragte ich sie so lange aus, bis sie schließlich mit der Sprache herausrückte und mir erzählte, daß die Rolle mit einem Fluch behaftet sei und daß dieser Fluch auf ihrer Familie laste, solange die Rolle nicht dorthin zurückgebracht werde, woher sie stamme. Nun, da ich ja nichts zu verlieren hatte, sondern höchstens eine interessante Fälschung hinzugewinnen konnte – und natürlich auch, um dem abergläubischen Geschöpf seinen Seelenfrieden zurückzugeben – , nahm ich die verfluchte Rolle von ihr an, und sie verschwand in die Nacht.« Paul Jelks spülte geräuschvoll den letzten Rest seines Tees hinunter. »Das erinnert einen doch sehr an die Tafeln von Tell-el-Amarna, meinen Sie nicht?«
    »Bitte, fahren Sie fort«, drängte Achmed.
    »Nun ja, wie ich schon sagte, war ich mit einer kleinen Mannschaft hier und hatte eigentlich nur die Absicht, Bestattungstexte aus den Gräbern zu kopieren. So verschwendete ich ein paar Tage lang keinen Gedanken an die Schriftrolle. Dann, eines Nachts, als Mark und alle anderen schon schliefen, holte ich das verdammte Ding hervor und nahm es gründlich unter die Lupe. Zu meinem aufrichtigen Schrecken stellte sich dabei heraus, daß es sich nicht etwa um eine Fälschung, sondern um das echte Schriftstück aus uralter Zeit handelte. Bis spät in die Nacht hinein blieb ich auf, um es immer wieder eingehend zu untersuchen und zu studieren. Dann schickte ich eine Probe davon an ein Labor nach London, um mittels der Radiokarbonmethode das Alter bestimmen zu lassen. Als das Ergebnis eintraf, stand fest: Haut und Tinte waren dreitausend Jahre alt.« Er legte eine Pause ein und wischte sich über die Stirn. Es wurde allmählich heiß unter dem Zelt. »Sie können sich vorstellen, wie erschüttert ich war. Sie wissen ja selbst, Mr. Raschid, wie selten solche Rollen sind, und diese hier wurde mir quasi vor die Haustür gelegt. Gänzlich erhalten und ziemlich gut leserlich, enthielt der Text die Aufzeichnungen eines Architekten zum Bau eines königlichen Grabes.«
    »Haben Sie die Rolle noch?«
    »Ja, ich werde

Weitere Kostenlose Bücher